ReiseEin Sommer im Nordpolarmeer – von den Lofoten bis zum Polarkreis

Boote Redaktion

 · 09.02.2024

Henningsvær: das Fischerdorf hat 507 Einwohner
Foto: Markus Gehrlein
Die Lofoten: Traumziel im hohen Norden. Im dritten Teil seines Reiseberichts erzählt Markus Gehrlein von malerischen Fischerdörfern in den arktischen Fjorden, von spektakulären Berglandschaften und weißen Sandstränden.

Ein Text von Markus Gehrlein

Heute schreiben wir den 5. Juli 2023. Gestern Abend haben wir die Lofoten angelaufen und im Hafen von Svolvaer, dem Hauptort der Inselgruppe, festgemacht. Wir sind sehr gut im Plan und haben ausreichend Zeit, in den nächsten Tagen die Lofoten zu erkunden. Svolvaer ist eine belebte Stadt mit vielen Ausflugsbooten zum Trollfjord und Anlegestelle der Hurtigruten. Die Bewohner leben verteilt auf mehrere Halbinseln rund um den Hafen. Haupteinnahmequelle ist immer noch der Kabeljau, der überwiegend an Trockengestellen zu sogenanntem Stockfisch verarbeitet wird. In der Hauptfangzeit von Januar bis April werden ca. 50 000 Tonnen des hochwertigen Fischs gefangen.

Bei herrlichem Sonnenschein verlassen wir schon am nächsten Morgen den Hafen mit Kurs auf Henningsvær. Der Vestfjord liegt friedlich vor uns und wir können dicht unter Land bleiben und den Ausblick auf die Felsenküste genießen. Henningsvær war früher ein mit Brücken und Dämmen verbundener, auf kleinen Inseln verteilter, malerischer Fischerort. Heute gibt hier, im bekanntesten Dorf der Lofoten, der Tourismus den Ton an.

Die Ansteuerung ist sehr gut betonnt, erfordert aber aufgrund der unzähligen Felsen und Untiefen dennoch große Umsicht. Der Hafen selbst war ursprünglich ein zwischen zwei kleinen Inseln verlaufender Sund, der heute am südlichen Ende durch einen Damm geschlossen ist. An einem sehr stabilen Schwimmsteg vor einem Restaurant finden wir einen komfortablen Liegeplatz. Wie fast überall auf unserer Reise gibt es keinen Hafenmeister. In den meisten norwegischen Häfen und auf Wohnmobil-Stellplätzen bezahlt man per GoMarina-App.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Ein Paradies für Angler

Für den nächsten Tag haben wir das Fischerdorf Nusfjord im Programm. Ein absolutes Muss, wenn man die Lofoten besucht. Es gibt dort einen Gästesteg, an dem aber nur zwei Boote Platz finden. Also werfen wir in aller Frühe die Leinen los, um einen der Plätze zu ergattern. Die Ansteuerung des Fjords ist recht einfach und die umgebende Landschaft spektakulär. Leider sind wir nicht früh genug. Am Steg liegen bereits eine holländische und eine belgische Segelyacht. Vom belgischen Skipper erfahren wir aber, dass er morgen um 10 Uhr auslaufen wird. Etwas tiefer im Fjord gibt es auch einen tauglichen Ankergrund. Doch das Ufer ist so felsig und steil, dass wir mit unserem 15-jährigen Labrador nicht an Land gehen könnten. Also entschließen wir uns, das ein paar Meilen nördlich liegende Balstad anzulaufen. Dort finden wir im Anglerparadies Kræmmervika einen Liegeplatz für die Nacht. Ein heftiger Sturm hatte uns schon einmal vor 10 Jahren hier für einige Tage gefangen gehalten. Seit damals sind einige Rorbuer, ehemalige Fischerhütten, die heute als Appartements für Gäste dienen, dazu gekommen und auch der Pub zeigt sich in neuem Glanz. Am Abend bekommen wir von einem Angler einen stattlichen Köhler, auch Seelachs genannt, geschenkt, der einen Platz in unserer Vorratstruhe findet. Die Fischgründe hier sind sehr ergiebig. Neben Dorsch und Köhler gehört auch der Heilbutt zu den regelmäßigen Fängen.

In der taghellen Nacht beobachten wir, wie eine Gruppe junger Elche die Bucht durchquert. Elche sind sehr gute Schwimmer.”

Vor Jahren haben wir in Schweden einen Elch gesichtet, der mehrere Kilometer von Insel zu Insel geschwommen war. Pünktlich um 10 Uhr am nächsten Morgen tauschen wir mit der belgischen Yacht in Nusfjord die Plätze. Wenige Holzhäuser rund um den Hafen bilden das kleine Fischerdorf. Aufgrund des Platzmangels wurden einige Hütten auf Pfählen und Stegen errichtet. Im Sommer kann man das Dorf als Freilichtmuseum besichtigen und in den Hütten übernachten. Man findet unter anderem ein Gasthaus, einen Bäcker, einen Kolonialwarenhandel und einige Ausstellungen. Das sehr schöne Wetter ist uns treu. Auch für die kommenden Tage ist wenig Wind vorhergesagt. Das wollen wir nutzen, um den Vestfjord mit Ziel Bodø zu überqueren. Es sind zwar nur 55 Meilen, doch die können sehr unangenehm werden. Schon bei 4-5 Windstärken baut sich hier eine steile See auf. Unsere letzte Überquerung auf gleichem Kurs haben wir in keiner guten Erinnerung. Bei ruhigem Wetter hat man in diesem Seegebiet sehr gute Chancen, Wale zu sichten. Dieses Erlebnis bleibt uns aber leider vergönnt.

Unser weiterer Weg Richtung Heimat führt uns an unzähligen Fischfarmen vorbei. Die Zahl der Fischzuchten, die vor allem hochwertigen Lachs in die ganze Welt exportieren, hat sich trotz zurückhaltender Lizenzvergabe in den vergangenen Jahren stark erhöht. Nach offiziellen Angaben sollen es etwa 750 Zuchtanlagen entlang der Küste sein.

Am 10. Juli überqueren wir den 67. Breitengrad. Wir wollen die kleine Vogelschutzinsel Fugløya besuchen. Der Hafen der Insel ist recht klein und dient in erster Linie den Bewohnern der Sommerhäuser als Liegepatz für ihre Angelboote. Mit Genehmigung eines norwegischen Anliegers verholen wir ein kleineres Boot, um einen Liegeplatz für uns zu schaffen. Weiße Sandstrände und glasklares Wasser prägen die Landschaft. Im Hafenbecken tummeln sich Millionen kleiner Fische.

Auf Empfehlung eines norwegischen Seglers laufen wir am nächsten Tag Klokkergården auf der Insel Rødøya an. Die Insel ist nur wenige Kilometer lang und etwa 2,5 Km breit. Man hat uns nicht zu viel versprochen. Es gibt ein kleines Hotel mit einem ausgesprochen guten Restaurant und das gesamte Gelände ist zauberhaft dekoriert und liebevoll gepflegt.

Am 15. Juli überqueren wir den Polarkreis in südlicher Richtung. Gefühlt sind wir schon wieder in heimischem Revier. Vor uns liegen nur noch 1200 Meilen bis zur Schlei. Hier endet der Reisebericht über unsere „Exkursion“ im Nordpolarmeer. Spätestens in sechs Wochen wollen wir wieder Zuhause sein. So langsam entbehren wir den gewohnten Nachthimmel und freuen uns darauf auch mal wieder eine Kerze anzuzünden.


Das könnte Sie auch interessieren:

Meistgelesen in der Rubrik Reisen