RevierDie dänische Insel Møn – Auf Zeitreise

Christian Tiedt

 · 06.06.2023

Malerischer geht es kaum: Blick vom Kreidefelsen Dronningestolen über die offene Ostsee
Foto: Christian Tiedt
Die Kreideklippen der Insel Møn gehören zum Spektakulärsten, das die Ostseeküste zu bieten hat. Wir nehmen euch in die erdgeschichtliche Vergangenheit und in die Gegenwart mit

Himmel und Meer trennen 500 Stufen: So hoch ragen die Kreideklippen des Dronningestolen über dem schmalen Strand auf, 128 Meter, schwindelerregend steil und blendend weiß im Sonnenlicht. Die Aussicht von ihrer grün belaubten Krone reicht in weitem Halbkreis von Norden nach Süden über die Ostsee. Der Fährhafen im schwedischen Trelleborg, der Dornbusch auf Hiddensee und Darßer Ort auf deutscher Seite liegen – jeweils rund 50 Kilometer entfernt – alle knapp außerhalb des Sichtkreises unter dem leeren Horizont. Ein wahrhaft würdiger Ort für den „Stuhl der Königin“ – und das mit Sicherheit eindrucksvollste Stück von Dänemarks nicht gerader kurzer Küste.

Zuerst kamen die Maler, dann die Urlauber

Møns Klint prägt die Landschaft der gleichnamigen Insel auf einmalige Art. Jahrhundertelang diente seine unübersehbare Wand als wichtige Landmarke für die Schifffahrt in der Ostsee. Später begannen die wilden, wie erstarrte Wellen aufbrandenden Formationen, verändert von Wasser, Wind und Frost, dann auch landseitig Anziehungskraft auszuüben: Zuerst kamen die Maler, dann die Urlauber. Wenige zuerst, später immer mehr. Heute stehen die „Fundamente Dänemarks“, deren 70 Millionen Jahre alter Kalkstein hier so spektakulär zu Tage tritt, als Biosphärenreservat auf der Liste der UNESCO. Ein offenes Fenster in die erdgeschichtliche Vergangenheit, eingebettet in herrliche Natur.

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Für Sportbootskipper lohnt sich der Besuch im nahen Hafen von Klintholm doppelt; nicht nur, weil Møns Klint mit seinem Besucherzentrum von hier aus bestens zu erreichen ist, sondern auch, weil der Ort im Südosten der Insel für Gäste auf eigenem Kiel neben umfassender nautischer und touristischer Infrastruktur auch beste Voraussetzungen für sommerliche Erholung bietet.

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Wer mehr Zeit im Revier verbringen möchte, kann Møn auf dem Wasser umrunden und seine „anderen Seiten“ kennenlernen; die flachen, geschützten Sunde im Norden etwa, die kleine, von Salzwiesen und Vogelbrutgebieten geprägte Nachbarinsel Nyord oder den Hauptort Stege mit seinen 4000 Einwohnern – wenn man sich nach soviel Natur wieder nach „Großstadt“ sehnt...


boot/nimg-1454_15cac2ba6dd66c3d2cdd0e45caf50ceeFoto: Christian Tiedt

Fossilien: Geschichte zum Anfassen

Ein bisschen schaurig ist der Gedanke schon: Die Kreide von Møns Klint entstand aus den Überresten von Meereslebewesen, die einst diesen Urozean bevölkerten und sich über Jahrmillionen hinweg Schicht für Schicht ablagerten. Die größte Zahl wurde im Laufe der Zeit im wahrsten Sinn zu Staub zerrieben. Einigen blieb jedoch dieses Schicksal erspart und sie versteinerten mehr oder weniger intakt. Der Strand unterhalb der Klippen gilt als guter Fundort, beispielsweise für Seeigel (die leicht mit runden Kieseln zu verwechseln sind) oder die wesentlich markanteren „Donnerkeile“ – Rückenschilde von Tintenfischen. Was man hier findet, darf man übrigens behalten.


 | Karte: Christian Tiedt | Karte: Christian Tiedt

1. Klintholm Havn

Kein anderer dänischer Hafen liegt so zentral und nah an der offenen Ostsee – der perfekte Etappenort also auf Passagen zum Øresund und zur schwedischen Südküste. Aber auch auf Törns durch das Smålandsfahrwasser, das die Inseln Lolland, Falster, Sjælland und Møn verbindet, gehört Klintholm Havn zum Standardprogramm. Die Ansteuerung seiner befeuerten Einfahrt erfolgt von Südwesten. Dabei auf Netze achten!

Für Gäste sind Feststege im westlichen und im vorderen Bereich des mittleren Beckens vorgesehen (A). Hier macht man in Pfahlboxen oder längsseits gut geschützt inmitten einer modernen Ferienwohnanlage fest. Strom und Wasser sind vorhanden. Das Hafenbüro (Bezahlautomat, Öffnungszeiten für weitere Anliegen: 8–9 und 16–18 Uhr. (vordingborg.dk/klintholm-havn) liegt zentral (B). Dort befindet sich auch die Dieseltankstelle. Drei Sanitärgebäude sind über den Hafen verteilt. Wer sein Liegegeld bezahlt hat, kann die entspannte Atmosphäre von der Terrasse der Bar „Pier to Heaven“ (C) in Ruhe auf sich wirken lassen. Äußerer und Innerer Fischereihafen (D bzw. E) sind übrigens nach wie vor Kuttern und Traditionsschiffen vorbehalten. Große Yachten können nach Absprache mit dem Hafenmeister aber auch hier unterkommen. Eingekauft wird bei „Min Købmand“ (F). Die den Hafen flankierenden Sandstrände (G) runden das „Wellnessangebot“ von Klintholm ab.

2. Møn Fyr

Östlich von Klintholm Havn beginnt die Küste langsam aber stetig anzusteigen. Der bei Tage relativ unscheinbare gelbe Turm des Leuchtfeuers im äußersten Südosten von Møn nutzt bereits die hier zehn Meter hohen Klippen. Seine Kennung lautet Fl(4) W 30s.

3. Møns Klint

Zentraler Anlaufpunkt für die Erkundung von Møns Klint und des übrigen Biosphärenreservates auf der Halbinsel Klintholm ist das Besucherzentrum des „Geocenters“, einer sehenswerten interaktiven Erlebnisausstellung zur Naturgeschichte der Kreideküste und das dicht bewaldete Naturschutzgebiet im Landesinneren dahinter (Öffnungszeiten: je nach Saison zwischen 10 und 18 Uhr, www.moensklint.dk). Der Dronningestolen ist nur etwa 300 Meter vom Parkplatz entfernt. Hier starten auch eine Reihe anderer Wanderrouten durch das Waldgebiet des Klinteskoven zu verschiedenen Aussichtspunkten und zum Park von Liselund im Norden, dem kleinsten „Schloss“ Dänemarks. Insgesamt sechs Treppen, verteilt auf knapp sieben Kilometer Küste, verbinden Strand und Kliffkante. Mit dem Bordfahrrad beträgt die Entfernung von Klintholm Havn zum „Geocenter“ etwa sieben Kilometer. Von Ende April bis Ende September gibt es auch eine direkte Busverbindung: Die Linie 678 verkehrt stündlich von 10 bis 17 Uhr zwischen Hafen und Besucherzentrum.

4. Stege

ist der Hauptort auf Møn, entsprechend gut ist die Versorgungslage. Geschäfte und Banken finden sich entlang der Storegade, ebenso eine Vielzahl von Restaurants. Gastlieger kommen entweder im etwas industriellen „Sukkerhavn“ auf der Westseite des Sundes (der seewärts der Straßenbrücke auch als Außenhafen bezeichnet wird) unter, im „Kulhavn“ gegenüber oder ebenfalls auf dem Ostufer im Becken des „Lystbådehavns“. Das Hafenbüro mit Bezahlautomat steht ebenfalls auf dieser Seite. Gleich vier Supermärkte stehen in direkter Nähe zur Auswahl. vordingborg.dk/stege-havn

5. Das Revier

Møn ist die östlichste der Inseln der Region Sjælland, die im Westen vom Großen Belt, im Süden vom Fehmarnbelt , im Osten vom Øresund und im Norden vom Kattegat begrenzt wird. Über den Storstrøm, einen Nebenarm des Großen Belts, ist Møn an das Smålandsfahrwasser angebunden. Brücken stellen Landverbindungen nach Sjælland, Bogø und Nyord her. Die begrenzten Gewässer im Norden Møns sind sehr flach und außerhalb der betonnten (aber nicht befeuerten)Fahrrinnen kaum tiefer als 3 m. Genaue Navigation ist also besonders wichtig. Der Zugang zur offenen Ostsee ist im Süden über den Grønsund und im Norden über den Bøgestrøm möglich. Die Leuchtfeuer „Møn“ und „Hellehavn Nakke“ sichern den Osten der Insel.

Törnliteratur

Törnführer „Dänemark 2“ mit Seeland, Lolland, Falster, Møn. Jan Werner: 262 S., 125 Pläne, 16,5 x 24,1 cm, ISBN 978-3-667-10956-9, 34,90. www.delius-klasing.de

Hafenguide „Dänemark und Südwestschweden“ von Per Hotvedt: 308 S., 327 Pläne, Luftbilder, 25,7 x 33,2 cm, ISBN 978-389225-633-5, 69,90. www.delius-klasing.de

Sportbootkarten „Satz 4. Großer Belt bis Bornholm“. 4 Übersegler, 33 Revierkarten, 108-S.-Revierführer, ISBN 978-3-667-11304-7, 79,90. www.delius-klasing.de

Wetter/Klima

 | Diagramm: BOOTE | Diagramm: BOOTE

Entfernungen (ab Klintholm)

  • Fehmarnsund: 60 sm
  • Travemünde: 82 sm
  • Warnemünde: 48 sm
  • Stralsund: 45 sm
  • Øresund: 44 sm
  • Trelleborg: 36 sm

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