RevierSchwerin und sein See - Zu Gast bei Herzögen

Bodo Müller

 · 26.04.2023

Schwerin mit dem Schloss im Vordergrund
Foto: Bodo Müller

Schöner als Schwerin kann eine Landeshauptstadt nicht liegen: Das Stadtzentrum mit den Prachtbauten der Herzöge von Mecklenburg grenzt direkt an den Schweriner See. Das Schloss selbst ist auf den See hinaus gebaut. Schlossgarten, Staatstheater, Kunstsammlungen, Altes Palais und Marstall zeugen vom einstigen Reichtum der Regenten. Innerhalb der Stadt liegen weitere sieben Seen, zum Teil schiffbar verbunden. Wir stellen dieses besondere Törnziel vor - und sagen, wo Gäste auf eigenem Kiel festmachen können.

Schwerin war immer eine Stadt des Wassersports. Der erste Segler-Verein wurde 1894 gegründet, die ersten Motorboote fuhren in den 1930er Jahren über den See. Dennoch war es nie ein Top-Reiseziel für den nautischen Tourismus. Die Ursache wird sofort klar, wenn man auf die Karte schaut. Schwerin liegt an einer Sackgasse. Man kann zwar von der Elbe aus oder von der Mecklenburger Seenplatte kommend über Müritz-Elde-Wasserstraße (MEW) und Störkanal auf eigenem Kiel Schwerin erreichen. Doch am Schweriner Außensee endet die Schifffahrt.

Dabei ist der Seehafen Wismar nur 15 km entfernt. Der knietiefe Bach, der vom Schweriner See in die Ostsee abfließt, heißt heute Wallensteingraben. Vor 430 Jahren war er schiffbar.

Während der Bootstourismus von der Elbe über die MEW in Richtung Müritz boomt, bleiben Schwerin und die Schweriner Seen buchstäblich links liegen. Am Elde-Dreieck, wo der Störkanal aus der MEW in Richtung Schwerin führt, biegen vergleichsweise wenig Boote zur Landeshauptstadt ab. Auch die bekannten großen Vercharterer haben sich aus der Sackgasse Schwerin zurückgezogen.

Der Abstecher nach Schwerin lohnt sich

Ist die Mecklenburgische Landeshauptstadt unattraktiv für Bootstouristen? Nein, im Gegenteil! Wer gern mit dem Boot reist, wird sich in Schwerin verlieben. Von den innerstädtischen Bootsanlegern sind es nur wenige Schritte bis zur Kultur-Metropole von Mecklenburg-Vorpommern. Museen, Kunstgalerien, Theater, Konzerte - alles konzentriert sich im Dreieck zwischen Schlossinsel, Dom und Marstallhalbinsel.

Wer genug von Kultur und Kunst hat, findet am Schweriner Innensee und erst recht am Außensee einsame Natur.

Mit eigenem Boot nach Schwerin? Die Anreise auf Binnenwasserstraßen von Hamburg, Lübeck oder Berlin ist zugegeben zeitaufwendig. Eine schöne Alternative ist es, sich vor Ort ein kleines Sportboot zu mieten und damit Schwerin und die Seen zu erkunden. Daycruiser gibt es unter anderem bei Bootscharter Schwerin am Schloss (Nr.03) oder in der Marina Nord Schwerin (Nr.07), wo Sie gleich neben dem Boot wohnen können.

Wollen Sie nur die Stadt sehen, reicht ein Wochenende. Um Schwerin samt Innen- und Außensee zu erkunden, sollten Sie eine Woche einplanen. Mit den vor Ort angebotenen Sportbooten kommen Sie durch alle innerstädtischen Kanäle und Brücken. Unter keinen Umständen kommen Sie durch den Wallensteingraben. Ich habe es einmal mit einem Kajak probiert - es war mühsam. Wenn Sie den Wallensteingraben per Motorboot befahren wollen, brauchen Sie viel Geduld - vielleicht erleben Sie es noch.

Es war einmal: Der Wallensteingraben

Ab 1594 war die unter Herzog Ulrich gebaute Viechelsche Fahrt vom Schweriner See nach Wismar für Schiffe bis 24 Tonnen Ladung befahrbar. Aufgrund von Schäden an den 12 Schleusen verfiel der Kanal ab 1597. 1628 entschied Herzog Albrecht von Wallenstein, den Kanal wieder aufzubauen. Es blieb bei der Idee. Seither heißt der Kanal Wallensteingraben.

In den 1930er Jahren wurde der Ausbau des Wallensteingrabens zur modernen Wasserstraße projektiert. Den Niveauunterschied von 38 Metern zur Ostsee sollte ein schräg gezogener Schiffstrog überwinden. Der Krieg beendete die Planung.

In den 1970er Jahren plante die DDR den Bau des Kanals auf Basis der Vorkriegs-Projektierung. Die ostdeutsche Binnenschifffahrt sollte damit an einen DDR-Seehafen angebunden werden. Der Plan scheiterte, weil die UdSSR den hochwertigen Stahl für den Schiffstrog nicht liefern konnte.

Seit 2005 engagiert sich der Verein Walleinstein-Wasserweg für den Bau des Kanals. Der erste Spatenstich war anlässlich der Buga 2009 geplant. Das Projekt scheiterte 2008 am Veto des Schweriner Kreistages. Vorerst.

Schwerin: Als Gast in der Residenzstadt

  • Schweriner Yachtclub: Vereinshafen neben dem Freibad Kalkwerder. Gastliegeplätze nur auf Anfrage. Strom, Wasser, WC, Duschen, Fäkalienabsauganlage, Slip.
  • Segelclub Schlossbucht: Attraktiv gelegener Vereinshafen mit Blick auf das Schloss. 40 Gastliegeplätze bis 8 m Länge mit Strom, Wasser, WC, Dusche, Slip. Zelten möglich.
  • Bootscharter Schwerin am Schloss: Direkt am Schloss (neben der Weißen Flotte) werden führerscheinfreie und führerscheinpflichtige Motorboote für Tagestouren vermietet.
  • Schweriner Segler-Verein von 1894: Traditionsverein in bester Lage auf der Marstallhalbinsel mit umfangreichem Service für Gastlieger: Strom, Wasser, Dusche, WC, Waschmaschinen/Trockner, WLAN, Fäkalienentsorgung, Chemietoilettenentsorgung, Slip und Kran (1,9 t), Fremdenzimmer, Zelten, Gastronomie.
  • Sportverein Mecklenburgisches Staatstheater: Der Verein liegt im sogenannten Beutel nördlich der Marstallhalbinsel. Gastplätze mit Strom, Wasser, WC, Duschen, Waschmaschinen/Trockner, WLAN, Slip (8 m), Zelten möglich.
  • Stadthafen Schwerin: Der öffentliche Anleger im Stadtzentrum besteht aus einem 42 m langen Steg am w-lichen Ende des Beutels. Kein Service.
  • Marina Nord Schwerin: Sehr idyllisch gelegene Marina am Nordufer des Heidensees mit umfangreichem Service für Dauerlieger und Gäste: Strom, Wasser, WC, Duschen, Waschmaschinen, Chemietoilettenentsorgung, WLAN, Slip, Appartements, Zelten möglich, Verleih von Motorbooten.
  • Speicher am Ziegelsee: Gastplätze vor dem Hotel Speicher am Ziegelsee mit WC, WLAN und Gastronomie. Für Hotelgäste gratis. Die sich nach Norden anschließende, etwa 350 m lange, ehemalige Verladepier kann heute als städtischer Liegeplatz kostenlos genutzt werden. Kein Service.
  • Yacht Club Frankenhorst: Vereinshafen in der nördlichsten Spitze des Ziegelsees, unweit vom Seehotel Frankenhorst. Gastplätze gibt es nur auf Anfrage.

Der Schweriner Innensee

  • Kaninchenwerder: Die Inseln Kaninchenwerder und Ziegelwerder im südlichen Schweriner See stehen unter Naturschutz. Während Ziegelwerder nicht betreten werden darf, kann im Hafen Kaninchenwerder angelegt werden. Auf einem befestigten Weg erreicht man den 1895 errichteten Aussichtsturm.
  • Yachthafen Paulsdamm: Gepflegter Privathafen, sieben Gastplätze mit Strom, Wasser, WC und Gaststätte gleich nebenan. Bei Übernachtung bitte anmelden, Hafenmeister, Tel. 0162-5875994.

Der Schweriner Außensee

  • Ferienpark Seehof: Steganlage des Campingplatzes für Boote bis 0,7 m Tiefgang. Kein Service.
  • Zum Angler Lübstorf: Vereinshafen mit Strom, Wasser, WC, Dusche, Slip und rustikaler Angler-Kneipe. Gastplätze bis 0,6 m Tiefgang. Tel. 0152-531 468 96.
  • Marina Heimathafen Bad Kleinen: Gepflegte kleine Marina, Gastplätze mit Strom, Wasser. Keine Sanitäranlagen.
  • Segelsportverein Hohen Viecheln: Vereinshafen mit zwei Gastplätzen mit Strom, Wasser, WC, Dusche, Kran (2 t). Unweit des Hafens liegt die Hallenkirche Hohen Viecheln aus dem Jahr 1310, ein herausragendes Denkmal norddeutscher Backsteingotik.
  • Fischerei Prignitz: Gastplätze ohne Service am Steg der Gemeinde. Nebenan auf dem Fischerhof Prignitz gibt es einen Slip (bitte vorher anrufen: 0172-39 38 700) sowie leckeren Räucherfisch aus dem Schweriner See.

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