Alexander Worms
· 13.04.2024
Die Niederländer setzen weiterhin große Investitionen in die maritime Infrastruktur, da diese zunehmend veraltet. Einige Wasserbauwerke werden immer anfälliger für Störungen. In manchen Fällen reichen Reparaturen nicht aus, da Ersatzteile für alte Brücken und Schleusen kaum noch erhältlich sind. Eine aufwändige Sanierung ist dann unumgänglich. Dies war auch bei der Haringvlietbrug der Fall. Sie konnte nicht mehr sicher bedient werden, weshalb der Austausch des beweglichen Brückenteils inklusive Antrieb und Steuerung unausweichlich wurde. Dieser Umbau dauerte letztendlich sechs Monate länger als geplant, jedoch wird die Brücke pünktlich zur kommenden Saison endlich wieder geöffnet sein.
Das Beispiel zeigt, wie hoch der Stellenwert der Freizeitschifffahrt im Nachbarland ist. Die Durchfahrtshöhe der Haringvlietbrücke in geschlossenem Zustand beläuft sich auf 13 Meter. Heißt, die meisten Frachter kommen drunter durch, geöffnet wird die Brücke hauptsächlich für Segelyachten. Ähnliches gilt für die Driebondsbrug bei Groningen. Auch sie ist instandgesetzt worden und funktioniert ab Saisonbeginn wie gewohnt. Die nördliche Staande Mastroute beginnt damit wieder bei Delfzijl.
Im Süden steht es weniger gut um die beliebte Binnenroute für hohe Schiffe: Die Schipholbrug sollte ebenfalls eine neue Klappe erhalten. Leider war aber die Betonkonstruktion, wie sich zeigte, zu schwach für die neue, breitere und daher schwerere Klappe. Gut ein Jahr dauert die Reparatur nun länger. Einstweilen bleibt die Brücke dicht. Bedeutet: Die Staande Mastroute ist in Amsterdam nur mit maximal 6,20 Meter Höhe befahrbar.
Wer dennoch binnen durch möchte, muss via Haarlem fahren. Die reparaturbedingten Sperrungen auf der Alternativroute sind Ende März aufgehoben worden. Zuvor ging auch auf der westlichen Ausweichroute für Yachten nichts. Die gute Nachricht also lautet: Es wird investiert und repariert. Die schlechte: Aus diesem Grund kommt es immer wieder zu Sperrungen. Die muss man hinnehmen, wenn Brücken und Schleusen danach wieder jahrzehntelang funktionieren sollen.
Ein weiteres Thema, das die Gemüter in den Niederlanden erregt, ist die Frage, ob AIS-Daten von Behörden zur Ahndung von Verkehrsverstößen genutzt werden dürfen. Zunächst geht es dabei um Geschwindigkeitsübertretungen. Wird die Kontrolle am Bildschirm jedoch einmal zugelassen, ist auch der Weg bis hin zur Überwachung von Fahrstrecken, etwa in Verkehrstrennungsgebieten oder Windparks, nicht mehr weit. Dabei stellt sich unter anderem die Frage, ob Daten von privat installierten und betriebenen Geräten überhaupt für eine Strafverfolgung verwendet werden können und dürfen. Die Diskussion darüber ist nun in den Niederlanden entbrannt. Wie sie endet, ist derzeit noch ungewiss.
Vorausgegangen war im Übrigen ein tödliches Unglück auf dem Watt bei Terschelling, bei dem beide Fahrzeuge deutlich zu schnell waren. Der Onderzoeksraad voor Veiligheid, vergleichbar mit der deutschen Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung, empfahl daraufhin generell eine strengere Geschwindigkeitskontrolle. Dafür könne man AIS-Daten verwenden. Genau das aber ist in einer mittlerweile ausgelaufenen Vereinbarung mit der Binnenschifffahrt bei Einführung einer AIS-Pflicht ausgeschlossen worden.
Ganz ähnliche Folgen haben die tödlichen Unfälle, die sich auf Plattbodenschiffen ereignet hatten. Auch hier gab es einen Untersuchungsbericht. Der offenbarte, dass es einerseits schwere technische Mängel an den Schiffen gab. Darüber hinaus sei die Schiffsführung zu beanstanden gewesen. Der zuständige Minister ordnete daher nun eine komplette Inspektion der gesamten Flotte an. Wer die Abnahme nicht hat, darf nicht mehr mit Gästen an Bord fahren.
Das Problem: Die rund 240 Schiffe werden nicht alle bis zum Saisonbeginn abgenommen sein. Wer als Gast früh im Jahr eine Reise auf einem Plattbodenschiff gebucht hat, sollte sich am besten sofort mit der Reederei in Verbindung setzen und nach der Abnahme-Problematik fragen. Schon jetzt hat sich herausgestellt, dass bei rund einem Viertel der bereits überprüften Boote schwere Mängel beanstandet worden sind. Die müssen beseitigt werden.
Eine gute Nachricht zum Schluss: Den praktischen Strömungsatlas „HP 33“ gibt es jetzt auch digital. Dazu muss man von der Seite des Verteidigungsministeriums, das für Seekarten zuständig ist, eine App herunterladen: www.defensie.nl, „NLTides - HP33D“ ins Suchfeld eintragen.
Was sich sonst noch getan hat in den Revieren der Niederlande, ist nachfolgend aufgelistet.
Seit dem 12. März dieses Jahres wird die Driebondsbrug wieder wie gewohnt bedient. Allerdings montags bis freitags von 7 bis 9 Uhr und von 16 bis 18 Uhr nur für die Berufsschifffahrt. Außerhalb dieser Zeiten wird an Werktagen für Boote halbstündlich jeweils 15 Minuten vor und nach jeder vollen Stunde geöffnet. Am Wochenende haben Sportboote durchgehend freie Fahrt, dann gibt es keinerlei Sonderöffnungen ausschließlich für die Berufsschifffahrt.
Der Hafen am Pikmeer wurde ausgebaggert, er soll nun mindestens zwei Meter tief sein. Ebenso der Hellingshaven. Hier wurden auch die Stege und die Elektrik erneuert. Weiterhin gilt: Der Hellingshaven ist Booten bis zwölf Meter Länge vorbehalten.
Letztes Jahr gab es noch Hoffnung, doch die war nur von kurzer Dauer: Die beliebte „Oude Vishal“ gibt es nicht mehr. Die Inhaber mussten gesundheitsbedingt schließen.
Traurig: Henk de Boer vom Nautic Shop Lemmer ist gestorben. Sein Sohn Hendrik de Boer, der zuvor schon der Inhaber war, führt das Geschäft, in dem es auch Wassersportartikel gibt, die es eigentlich nicht mehr gibt, weiter.
Stark wuchernde Wasserpflanzen, welche die Sportbootschifffahrt teils massiv behindern, waren bislang vor allem ein Problem im Markermeer und in den Randmeeren. In der vergangenen Saison nun wurden sie auch entlang der friesischen IJsselmeerküste gesichtet. Entsprechende Meldungen waren von Nutzern des Wassersportportals stegfunk.de eingegangen. Von Beeinträchtigungen für Bootsfahrer war bislang aber noch nicht die Rede.
Er war 35 Jahre lang im Wortsinn bekannt wie ein bunter Hund: der stets freundliche Hafenmeister mit seinem gelben Fahrrad und dem roten Overall. Nun geht René Waldram in den Ruhestand. Man darf gespannt sein, ob das gelbe Rad trotzdem noch dann und wann am Hafen gesichtet wird.
Die Gemeinde, durch die die Vecht fließt, gehört seit einiger Zeit zu Amsterdam. Damit ist die Vignette für das Befahren der Amsterdamer Gewässer auch dort erforderlich. Die Kommune hat die Einführung auf Januar 2025 verschoben, da viele Vercharterer entlang der Vecht ihre Basen betreiben. Das Problem: Pro Adresse kann man nur eine Vignette erhalten. Das aber ist schwierig, wenn man viele Schiffe vermietet. Die Verwaltung sucht nun nach einer Lösung.
Und noch einmal zum Thema Vignette: Wer eine kauft, muss sie danach erst aktivieren, damit sie gültig wird. Dazu erhielt man in einer separaten E-Mail von der Gemeinde einen Aktivierungscode. Zuletzt meldeten sich jedoch Leser, denen auf Nachfrage gesagt wurde, dass die Vignette bereits aktiviert und somit eine Aktivierung durch den Käufer nicht notwendig sei. Das war aber wohl ein Versehen der ausstellenden Behörde. Es bleibt also bei der nachträglichen Aktivierung durch den Käufer. Wer unsicher ist, ob seine Vignette nun gültig ist oder nicht, kann sich mit der Nummer der Vignette an vaarvignet@amsterdam.nl wenden. Die prüft dann, ob die Aktivierung bereits erfolgt ist oder nicht.
In Sachen Umweltschutz machen die Stadtoberen von Amsterdam weiter Ernst: Ab nächstem Jahr dürfen innerhalb des Grachtengürtels keine Schiffe mehr mit Verbrennermotor fahren. Und es gibt Neuigkeiten von einem Großbauprojekt: Die Gemeinde Amsterdam hat für die nächsten Jahre 100 Millionen Euro für eine Brücke über das IJ bereitgestellt. Sie soll das Java-Eiland im Süden mit dem Aeolushaven im Norden verbinden. Wann das Bauwerk entsteht, ist noch offen. Da die Amsterdamer es aber unbedingt wollen, ist der Druck auf die verantwortlichen Politiker hoch.
Auch an anderer Stelle tut sich vorerst nichts: Die Fahrrinne nach Amsterdam ist zwischen der Schellingwouderbrug und dem IJmeer schmaler geworden. Die Ränder des tiefen Fahrwassers bröckeln ab. Statt zu baggern, wurden die Tonnen verlegt, sodass es für die Berufsschiffe auf dem Abschnitt nun enger zugeht. Die daneben befindliche gesonderte Fahrrinne für die Freizeitschifffahrt aber ist zum Glück erhalten geblieben.
Die Seeschleusen in IJmuiden werden nach dem Bau der neuen, großen Schleuse nun nacheinander saniert. Die Behinderungen für die Schifffahrt sollen so minimal wie möglich gehalten werden. 2023 begann zunächst die Planung, die Bauarbeiten starten eventuell noch in diesem Jahr.
Die Schipholbrug südlich von Amsterdam, die immerhin Teil der Staande Mastroute ist, kann nicht geöffnet werden. Die Passage ist gegenwärtig nur für Boote mit einer Höhe von bis zu 6,30 Metern möglich. Erst im Mai nächsten Jahres sollen die Arbeiten beendet sein.
Altersbedingt können einige Brücken im Bereich der Gemeinde bei mehr als fünf Windstärken nicht mehr bedient werden. Auch sie befinden sich ausgerechnet auf der Staande Mastroute. Eine andere Brücke in Dordrecht, und zwar über die Merwede, ist hingegen nicht Teil der Staande Mastroute. Sie ist voraussichtlich noch bis Ende Mai außer Betrieb. Der Grund: Für ein defektes Relais gibt es kein Ersatzteil mehr. Bis die Ingenieure eine andere Lösung gefunden haben, bleibt die Brücke geschlossen.
Die Haringvlietbrug wird seit dem 28. März wieder bedient. Genaue Öffnungszeiten werden aber erst noch bekannt gegeben. Es ist anzunehmen, dass während des Berufsverkehrs morgens und nachmittags die Brücke geschlossen bleibt.
Der Verkeerspost, der den Schiffsverkehr südlich des Euroports, auf dem Grevelinger Meer und dem Haringvliet überwachte, ist geschlossen worden. Das erzeugt unsichere Situationen, da das Kontrollzentrum auch erster Ansprechpartner, etwa über Funk, für die Situation im tückischen Slijkgat war. Dort ist nun also Vorsicht geboten, besonders bei Niedrigwasser nach starken Stürmen, da sich das Fahrwasser verändert haben kann.
Die Grevelingen Card wird nach einem satten Plus von 56 Prozent im Vorjahr erneut teurer, und zwar um 26 Prozent. Das bedeutet nahezu eine Verdopplung des Preises seit 2022. Auf Nachfrage gibt die zuständige Behörde an, dass vor allem die Kosten für die Kontrolle der Einhaltung der Liegezeitregeln gestiegen seien.
Die Zandkreek-Schleuse zwischen der Oosterschelde und dem Veerse Meer muss saniert werden. Aus diesem Grund wird sie immer wieder gesperrt: vom 25. März bis 26. April montags bis freitags von 6.30 bis 16 Uhr, vom 2. bis 13. September jeweils von 6.30 bis 16 Uhr, vom 16. bis 29. September sogar vollständig und vom 30. September bis zum 4. Oktober wiederum von 6.30 bis 16 Uhr.
Die Arbeiten zur Verbreiterung des Julianakanaals waren gestoppt worden, nachdem 2022 in eine zuvor trockengelegte Baugrube unkontrolliert Wasser eingebrochen war. Nur mit Glück wurde damals niemand verletzt. Die Arbeiten aber liegen seither still; wann sie wieder aufgenommen werden, ist unklar. Wer die Baustelle passiert, darf maximal sechs Stundenkilometer schnell fahren. Achtung, die Geschwindigkeitsbegrenzung wird kontrolliert.