KlimawandelFortschritte in der Extremwetterwarnung durch Supercomputer

Morten Strauch

 · 27.09.2024

Mehr Rechenkraft für schnellere und genauere Prognosen
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Die nationalen Wetterdienste von Irland, Dänemark, Island und den Niederlanden arbeiten zusammen, um mit einem neuen Supercomputer schneller und genauer auf extreme Wetterlagen durch den Klimawandel zu reagieren. Auch deutsche Segler können davon profitieren.

Das Resultat der fünfjährigen Kooperation der nationalen Wetterdienste im Projekt United Weather Centres West (UWC-West) stellt einen wichtigen Fortschritt in der Meteorologie dar. Dank der gesteigerten Rechenleistung des Supercomputers können Wettervorhersagen nun nicht nur detaillierter, sondern auch für ein viel größeres Gebiet erstellt werden als früher.

Mehr Details in weniger Zeit

Das neue Wettermodell erstreckt sich von Ostgrönland bis Süditalien und teilt das Gebiet in Quadrate von 2 km Länge, im Vergleich zu den 2,5-km-Quadraten des alten Modells. Es stellt die Atmosphäre auch vertikal in 90 Ebenen dar, was eine Verbesserung um 38 % bedeutet und die meteorologischen Parameter im gesamten Gebiet genauer abbildet. Das Modell wird stündlich ausgeführt, während das alte System nur alle drei Stunden lief. Der Supercomputer soll auch die Unsicherheiten verringern. Dazu werden Prognosemodelle mit leicht unterschiedlichen Anfangsbedingungen gestartet. Mit dem neuen Modell soll die Anzahl dieser Läufe verdoppelt werden, um die Vorhersagen noch sicherer zu machen.


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Auch wenn Deutschland nicht in den internationalen Schulterschuss involviert ist, wird es in Zukunft aufgrund der europäischen Open-Data-Politik sicherlich Server geben, auf denen die Daten abgerufen werden können. Laut Sebastian Wache vom Deutschen Wetterdienst (DWD) wird das UWC-West am Ende ein weiteres Modell sein, das für die eigene Vorhersage genutzt werden kann. „Ob es besser ist als das eigene vom DMI oder DWD betriebene oder auch das vom European Centre for Medium-Range Weather Forecasts (ECMWF), wird man sehen müssen - aber jede Entwicklung in diese Richtung wird zu einer Verbesserung der Vorhersagen beitragen.“ Der DWD hat mit seinem ICON-D2-Modell bereits eines, das eine ähnliche Performance bietet, jedoch nur mit dem Fokus auf Deutschland. Viele Ostseesegler, die auf den dänischen Gewässern unterwegs sind, nutzen bereits die App vom DMI.

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Besser auf Extremwetter reagieren

Thomas Kjellberg, stellvertretender Direktor des DMI: „Das Verständnis von Wetter und Klima war noch nie so wichtig wie heute. Die jüngsten Berichte des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) und der World Meteorological Organization (WMO) zeigen, dass der Klimawandel bereits Extremwetter wie Hitzewellen, Überschwemmungen und starke Regenfälle auf der ganzen Welt verursacht. Diese Ereignisse werden aufgrund der vom Menschen verursachten globalen Erwärmung immer häufiger und intensiver. Die Experten, die dieses Projekt ermöglicht haben, sind sich darüber im Klaren, dass die vier nationalen Institute durch ihre Zusammenarbeit nun besser auf Extremwetter reagieren können, um Leben und Eigentum zu schützen und Entscheidungen zu treffen, wenn sich unser Klima ändert.“

Marianne Thyrring, Direktorin des DMI: „Durch die Bündelung des Fachwissens aus unseren vier Ländern können wir uns schneller und effizienter auf die Zukunft vorbereiten. Die Inbetriebnahme unseres gemeinsamen Systems ist der Höhepunkt von fünf Jahren intensiver Computer- und Modellierungsarbeit zwischen den vier Instituten. Es ist nicht nur eine technische Errungenschaft, sondern auch eine Bestätigung dafür, dass die Bündelung von Fachwissen und Erfahrung zu größeren Dingen führen kann. Meine Kollegen in Irland, Island und den Niederlanden und ich sind überzeugt, dass wir durch die Zusammenarbeit mit dem UWC West den Weg für neue Arbeitsweisen bei den Wetterdiensten ebnen.“

Supercomputer nutzt Wasserkraft und Geothermie

Der Supercomputer, der in Island betrieben wird, nutzt isländische Wasserkraft und geothermische Energiequellen. Diese nachhaltigen Energiequellen tragen erheblich zur Reduzierung der Betriebskosten und zur Minimierung des CO2-Fußabdrucks der Wetterinstitute bei.


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