MillionenschadenKapitän nach Brücken-Crash vor Gericht

Boote Redaktion

 · 20.08.2025

Millionenschaden: Kapitän nach Brücken-Crash vor GerichtFoto: Wasserschutzpolizei Brake
Die Unfälle an der Eisenbahnbrücke bei Elsfleth beeinträchtigen sowohl den Schiffs- als auch den Bahnverkehr.
Nach einem Schiffsunfall an der Eisenbahnbrücke über die Hunte bei Elsfleth muss sich der Kapitän vor Gericht verantworten. Der Schaden beläuft sich auf rund zehn Millionen Euro.

​Das Amtsgericht Brake verurteilte den 32-jährigen Kapitän des niederländischen Binnenschiffs "Rapida" zu einer Geldstrafe von 5.000 Euro. Die Strafe ist in 100 Tagessätzen zu je 50 Euro zu zahlen. Der Niederländer hatte im Februar 2024 mit seinem Schiff die Eisenbahnbrücke über die Hunte bei Elsfleth gerammt und dabei einen Schaden von rund zehn Millionen Euro verursacht. Das Urteil, das am Montag gefällt wurde, ist noch nicht rechtskräftig. Die Richterin zeigte sich in ihrer Begründung überzeugt, dass der Angeklagte nicht alle gebotenen und ihm zur Verfügung stehenden Mittel genutzt habe, um die Kollision zu verhindern.

​Schwerwiegende Versäumnisse an Bord

In der Urteilsbegründung wurden mehrere Versäumnisse des Kapitäns hervorgehoben. So habe für die Fahrt keine Fahrtauglichkeitsbescheinigung vorgelegen, der Ausguck sei nicht ausreichend besetzt gewesen und die Mannschaft an Bord habe nicht die vorgeschriebene Personalzusammensetzung gehabt. Die Staatsanwaltschaft warf dem Schiffsführer zudem vor, mit 16 Stundenkilometern zu schnell unterwegs gewesen zu sein - erlaubt sind auf der Hunte lediglich zehn Kilometer pro Stunde.

Zu Gunsten des Kapitäns wertete das Gericht, dass an der fraglichen Stelle im Fahrwasser zwei Pegel angezeigt werden, von denen der maßgebliche aber verwittert beschriftet und nicht beleuchtet war - im Gegensatz zum falsch abgelesenen. Der Kapitän habe zwar einen Pegel übersehen, der nicht beleuchtet war, hätte diesen aber in der Seekarte erkennen und mit einem Scheinwerfer erfassen können. Der Verteidiger des Angeklagten hatte argumentiert, dass es an der Stelle in der Vergangenheit immer wieder zu Unfällen gekommen sei. So kam es auch im Juli darauf zu einer Schiffskollision mit der eingerichteten Behelfsbrücke. Das Verfahren zu diesem zweiten Unfall wurde inzwischen eingestellt, nachdem der Kapitän Geld an eine gemeinnützige Einrichtung gezahlt hatte.


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​Wirtschaftliche Folgen für die Region

Die Eisenbahnbrücke über die Hunte ist für die Häfen links der Weser von großer Bedeutung, da sie auf die Anbindung an den Güterverkehr angewiesen sind. Während andere niedersächsische Seehäfen im vergangenen Jahr ihre Umschlagzahlen steigerten, brachen diese in den betroffenen Häfen Brake, Nordenham und Oldenburg ein. Die Sperrung hatte große wirtschaftliche Folgen für die Region. Die Häfen sprachen von einem Millionenschaden und sahen Arbeitsplätze in Gefahr, weil Güter zeitweise nicht mehr auf der Bahnstrecke transportiert werden konnten. Bahnreisende mussten auf alternative Verkehrsmittel umsteigen.

Beschleunigter Neubau geplant

Nach den beiden Unfällen will die Deutsche Bahn den ohnehin geplanten Neubau der Eisenbahnbrücke beschleunigen. Die Baugenehmigung soll bis Ende des Jahres vorliegen, damit die Bauarbeiten beginnen können. Die neue drehbare Brücke soll voraussichtlich Ende 2027 oder Anfang 2028 in Betrieb gehen. Bis dahin müssen die Einschränkungen für den Schiffsverkehr in Kauf genommen werden. Die Deutsche Bahn baute die Behelfsbrücke nach dem zweiten Unfall innerhalb eines Monats wieder auf, sodass zumindest der Zugverkehr wieder aufgenommen werden konnte.


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