WinterlagerHalogenlicht, LED-Strahler oder Leuchtstoffröhre?

Hauke Schmidt

 · 29.12.2024

Halogen-Baustrahler: Günstig und sehr verbreitet, aber der Strahler liefert mehr Wärme als Licht – er gibt eine gute Heizung ab. Der gelbe Schein ist nicht optimal
Foto: YACHT/K. Andrews
Ob beim Arbeiten unter Deck in Backskisten und Motorraum oder im schummrigen Winterlager: Die Beleuchtung hat starken Einfluss auf das Ergebnis. Welche Lichtquellen optimal sind

Hallenwinterlager sind praktisch – mit einem festen Dach über dem Kopf, sprich Boot, arbeitet es sich auch unter widrigen Witterungsbedingungen halbwegs komfortabel. Doch das Dach schluckt auch Licht. Nur wenige Hallen sind mit großen Oberlichtern und Fensterstreifen ausgerüstet, und selbst mit ihnen bleibt es an einem trüben Wintertag duster. Wenn das Boot günstig unter einer Lichtleiste steht, mag man an Deck arbeiten können. Spätestens am Unterwasserschiff aber kommt man um Zusatzbeleuchtung kaum herum, denn die dicht an dicht stehenden Rümpfe werfen zusätzliche Schatten.

Manch ein Skipper setzt dabei immer noch auf Baustrahler mit Halogenstäben. Günstig und offensichtlich sehr hell, scheinen sie für den Zweck gut geeignet. Doch die Leistungsaufnahme von bis zu 500 Watt pro Lampe geht nicht nur zulasten der Stromrechnung, in schlecht abgesicherten Hallen kommt es auch schnell zum Stromausfall. Bereits bei zwei Strahlern lässt sich zusätzlich kaum noch eine Schleifmaschine nebst Absauger betreiben.

Zudem geht der Großteil der Energie als Wärmestrahlung verloren. Das ist schon an der Hitzentwicklung der Strahler erkennbar und zeigt sich deutlich, wenn die elektrische Leistungsaufnahme in Relation zum abgegebenen Lichtstrom gesetzt wird. Der Lichtstrom beschreibt den Teil der Strahlung, der im sichtbaren Bereich des Spektrums abgegeben wird, er wird in Lumen gemessen. Gängige Halogenstrahler mit 400 bis 500 Watt schaffen etwa 8.700 Lumen. Das entspricht einer Ausbeute von 17 bis 22 Lumen pro Watt. Moderne Lichtquellen wie LEDs kommen je nach Bauform auf 60 bis 100 Lumen pro Watt, und selbst Leuchtstoffröhren liegen mit etwa 90 Lumen pro Watt deutlich vor Halogenstrahlern, verwandeln also einen wesentlich größeren Teil der elektrischen Energie in Licht.

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LED-Strahler sind deutlich effizienter

In der Praxis benötigt ein LED-Strahler bei gleicher Lichtleistung sogar nur etwa ein Zehntel der elektrischen Energie eines Halogen-Strahlers. Der Lichtstrom sagt jedoch nichts darüber aus, in welche Richtung das Licht abgegeben wird. Halogenstäbe und Leuchtstoffröhren strahlen rundherum ab, daher müssen etwa zwei Drittel des Lichts per Reflektor umgelenkt werden, um nach vorn zu leuchten. Dabei entstehen Verluste. LEDs hingegen geben das Licht von vornherein gerichtet ab und kommen ohne Reflektoren aus.

Der schlechte Wirkungsgrad der Halogenstrahler hat allerdings auch eine positive Seite. Im Winterlager ist es oft schwierig, die Verarbeitungstemperaturen von Kunstharzen einzuhalten. Besonders Gelcoatreparaturen sind kritisch, da Polyesterharze unterhalb von 15 Grad kaum aushärten. Ein passend platzierter Halogenstrahler sorgt für die nötige Heizung und erwärmt den Rumpfbereich, ohne viel Staub aufzuwirbeln. Damit das Laminat nicht überhitzt und Schaden nimmt, sollte auf den Mindestabstand geachtet werden, denn die Strahler können über 300 Grad heiß werden.

Halogenlicht verfälscht die Farben

Ein weiterer Nachteil von Halogenlicht ist seine Farbe. Sie wird als Farbtemperatur angegeben und liegt bei etwa 2.900 Kelvin. Das erzeugt in den heimischen vier Wänden eine gemütliche Stimmung, ist zum Arbeiten aber nicht ideal – ein bei Tageslicht weißer Rumpf erscheint im Licht des Strahlers vergilbt.

Problematischer noch als die falsche Farbe ist die Auswirkung des warmweißen Lichts auf das menschliche Sehvermögen, Kontraste werden nämlich deutlich schlechter wahrgenommen. Das erklärt, weshalb so mancher mühsam bei Halogenlicht polierter Rumpf im ersten Sonnenstrahl wolkig erscheint. Die feinen Nuancen des ungleichmäßig polierten Wachses lassen sich im gelblichen Licht schlicht nicht so gut erkennen wie im vergleichsweise kalten Tageslicht.


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Unterschiede gibt es auch bei den Lichtfarben. Mit 4.000 Kelvin sind schon die günstigen Baumarkt-Modelle deutlich kälter als ein Halogenstrahler, mit zunehmender Leistung der LEDs wird der Farbton des Lichts dem Tageslicht noch ähnlicher. Womit die Chance steigt, den Rumpf tatsächlich wolkenfrei zu polieren.

Die Leuchtstoffröhre günstig und gut

Für Polier- und Lackierarbeiten ist eine möglichst gleichmäßige und tageslichtähnliche Ausleuchtung von Vorteil. Der wohl günstigste Weg, das zu erreichen, ist ein Verbund aus Leuchtstoffröhren. In der einfachsten Variante kostet eine 1,20 Meter lange Lichtleiste mit 36 Watt gerade einmal 5 Euro. Wer eine robustere Feuchtraumvariante mit Gehäuse wählt, muss etwa 10 Euro pro Röhre zahlen.

Die einzelnen Leisten erzeugen zwar nicht sonderlich viel Licht, da die nominellen 3.200 Lumen rundherum abgegeben und nicht durch einen Reflektor gebündelt werden. Ein Verbund aus fünf bis zehn Röhren, die auf Abstand auf einem weißen Brett montiert sind, gibt aber eine sehr gute Beleuchtung ab. Wer sich die Verdrahtung nicht zutraut, kann das vorbereitete Brett samt Röhren vom Elektriker fachgerecht verkabeln lassen.

Die Lichtfarbe lässt sich durch die Wahl der Röhren steuern und sollte bei 6.500 Kelvin oder mehr liegen. Aussagekräftiger als Bezeichnungen wie „warmwhite“ oder „cool daylight“ ist der dreistellige Zahlencode hinter der Leistungsangabe der Röhre. Die erste Ziffer steht für die Farbwiedergabe und ist in der Regel eine 8. Die nächsten zwei bezeichnen die Farbtemperatur in Kelvin, also beispielsweise 65 für 6.500 Kelvin.

Durch die enorme Größe der Lichtquelle gibt es kaum Probleme mit Schattenwurf und der Ausrichtung. Eine praktikable Arbeitsposition kann erreicht werden, indem die Leuchteinheit abgefendert an den Rumpf des Nachbarbootes gehängt wird – eine Vorführung der Konstruktion lässt die Nachbarn in der Regel zustimmen.

Für Arbeiten unter Deck ist eine derartige Leuchteinheit zu sperrig. Wenn größere Flächen lackiert werden sollen, lohnt es sich aber, mit einzelnen Lichtleisten zu experimentieren. Im Innenraum reicht deren Leuchtstärke meist aus. Die Kanten der Gehäuse lassen sich mit aufgeschnittenen Rohrisolationen entschärfen.

Mit LED-Strahlern, Flächenleuchten und Leuchtstoffröhren gibt es eine ganze Reihe guter Alternativen zum Halogen-Baustrahler, die nicht nur besseres Licht liefern, sondern auch ein breiteres Einsatzspektrum bieten. Spätestens wenn der Vorrat an Leuchtstäben mal wieder aufgebraucht ist, lohnt es, über den kompletten Austausch der Arbeitsbeleuchtung nachzudenken und vielleicht in ein neues System zu investieren.


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