Aaron Schreiber
· 12.04.2023
Elektroautos sind im Kommen. Doch taugen sie auch als Zugfahrzeuge? Wir sagen, wer was ziehen darf
Das Angebot an Elektroautos wird immer größer. Kein Wunder, hat das EU-Parlament doch die Neuzulassung von „Verbrennern“ mit fossilen Brennstoffen ab 2035 verboten. Wer regelmäßig sein Boot zieht, muss sich also Gedanken machen, wie es in Zukunft weitergeht. In unserer Marktübersicht zeigen wir, welcher Stromer wie viel ziehen darf.
Bisher war das Angebot an reinen E-Autos gering und oft auf kleine Stadtflitzer beschränkt. Die Anhängelasten waren daher häufig sehr bescheiden, oder die Option einer Anhängerkupplung war überhaupt nicht ankreuzbar. Und das, obwohl viele E-Fahrzeuge die Leistung und das daraus resultierende Drehmoment theoretisch bereits mitbringen. Alltagstaugliche Reichweiten hatten jedoch bei der bisherigen Entwicklung der Fahrzeuge oberste Priorität. Denn aus Platz- und Kostengründen lag bis dato der Schwerpunkt der Entwicklung vor allem darauf, einen effizienten Stromverbrauch zu erreichen. Der Energieverbrauch ist unter Beachtung des Eigengewichts des Fahrzeugs, des Gewichts der Insassen und ihres Gepäcks relativ gut kalkulierbar. Befindet sich jedoch ein beladener Trailer an der Anhängerkupplung, ist die gesamte Kalkulation äußerst individuell zu betrachten. Jetzt aber, wo die meisten Fahrzeuge eine zumindest einigermaßen vorzeigbare Reichweite bieten können, geht es an die Weiterentwicklung. Hierzu zählt auch die Anhängelast.
Wie auch beim normalen Verbrenner entscheidet oft die Antriebsart über die im Fahrzeugschein eingetragene Zuglast. So dürfen Allradfahrzeuge in der Regel mehr ziehen als Pkw, die nur zwei angetriebene Räder besitzen. Elektroautos verfügen zudem normalerweise nur über einen Gang. Eine sofortige Leistungsausbeute, ohne Unterbrechung an allen vier Rädern, verspricht somit besonders an der Slipbahn problemlose Manöver.
Wer regelmäßig seinen Trailer nutzt, um am Wochenende sein Boot ins gewünschte Revier zu ziehen, kann mittlerweile aus einem immer größer werdenden Markt von zugstarken Elektrofahrzeugen wählen.
SUVs haben durch ihre Größe ein sehr hohes Eigengewicht, aus dem oft eine höhere Anhängelast resultiert. Doch je höher die Anhängelast, desto geringer ist aktuell noch die Auswahl an Fahrzeugen. Tendenz allerdings steigend.
(Hersteller und Modell: Anhängelast / Preis / angegebene Reichweite ohne Anhängelast)
Das hohe Fahrzeug-Eigengewicht entsteht durch die großen Batteriepakete, welche unter dem Auto verbaut sind. Im Gespannbetrieb ist folglich deutlich mehr in Bewegung befindliche Masse unterwegs. Die bereits begrenzte Reichweite wird nun durch eine erhöhte Zuladung – beziehungsweise durch die gezogene Last – weiter eingeschränkt. Durch die zusätzliche Beladung in Form des Trailers samt Boot steigt der Stromverbrauch, das Fahrzeug muss also öfter geladen werden. Das könnte sich jedoch ändern, sobald die Fahrzeugakkus effizienter und damit sowohl kleiner als auch billiger werden.
Kalte Temperaturen tun ein Übriges, die Reichweite zu verringern. Ein Faktor, der beim Hobby Wassersport in der Regel jedoch nicht das Problem darstellt, weil man mit Booten meist nur in den Sommermonaten unterwegs ist.
Doch wie sieht eine Urlaubsfahrt mit Boot im Schlepptau in der Zukunft aus? Oft lassen sich die Ladepausen mit einem Essen überbrücken, wodurch kein nennenswerter Zeitverlust im Verhältnis zum Verbrenner entsteht. Im Gegensatz zur normalen Tankstelle, die mehr oder weniger an jeder Ecke zu finden ist, muss bei E-Ladesäulen allerdings genau geplant werden, wo der nächste oder gegebenenfalls auch der übernächste Stopp einzulegen ist.
Auch das Erreichen der Ladesäulen stellt sich mit einem E-Gespann oftmals deutlich komplizierter dar. An vielen Stationen muss aufgrund der mangelnden Größe des Parkplatzes das Zugfahrzeug abgekuppelt werden. Besonders zur Hauptreisezeit in den Schulferien sind Parkplätze generell überfüllt, was ein eventuelles Rangieren zum Abkuppeln zusätzlich erschwert.
Doch auch hier wird die Infrastruktur stetig erweitert, und es werden nach und nach mehr Ladepunkte gebaut, die groß genug sind für ein Gespann. Die Schnellladeparks der EnBW verfügen beispielsweise bereits jetzt über extra gekennzeichnete Flächen für Gespanne.
Bei der Urlaubsvorbereitung bedarf es daher einer gewissen Vorsicht und einer aufwendigeren Planung, um trotz der deutlich reduzierten Reichweite mit Boot am Haken die Ladestationen zuverlässig zu erreichen. Aufgrund des Mehrverbrauchs durch die gezogene Last wird der Verbrauch beim Elektrozugfahrzeug deutlich steigen.
Wer sein Revier direkt vor der Haustür hat und daher nur kurze Wege trailert, kann mit dem Gedanken spielen, sich ein E-Auto anzuschaffen. Wenn es jedoch jedes Jahr in den Süden, beispielsweise nach Kroatien, geht, müssen sich die Hersteller von E-Autos noch einiges einfallen lassen, um die Urlaubsplanung ihrer Kunden nicht komplett auf den Kopf zu stellen.