Prua al Vento ElektraEin Kajütboot mit E-Antrieb

Ralf Marquard

 · 21.06.2023

Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei etwa 11 kn
Foto: Werft
Die Prua al Vento Elektra lädt zum entspannten Entdecken ein, der Elektro-Antrieb säuselt leise. Ob das Konzept überzeugt, klärt unser Test!

Die Reise mit dem eigenen Boot ist doch die schönste Art, die unterschiedlichsten Gewässer zu erkunden und kennenzulernen. Solch ein Entdeckungsboot ist auch unser Testboot, die Prua al Vento Elektra. Das Besondere bei diesem Kajütboot: Es fährt mit E-Motoren, die von Lithium-Ionen-Akkus versorgt werden. Eine Art zu reisen, die besonders in langsamer Fahrt, nur ein leises Säuseln begleitet. Gleichermaßen kann man natürlich auch zum nächsten Restaurant oder Café mit Anleger aufbrechen oder zu Badeausflügen mit Familie und Freunden losfahren.

Für Letzteres hat die Prua al Vento eine große Badeplattform und eine Leiter, die sich auch vom Wasser aus gut bedienen lässt. Wer dann das Bad in der Sonne genießen möchte, macht dieses auf der riesigen, bequemen Sonnenliege auf dem Vordeck oder im Cockpitbereich auf der ebenfalls komforta­blen Polstereinheit. Unter den Bänken findet man reichlich Staumöglichkeiten. Diese Open-Air-Zone lädt nicht nur zum Relaxen ein, sondern auch zum Klönen am Tisch. Brennt die Sonne einmal zu heftig, kann man schnell das Bimini-Verdeck aufspannen und sitzt dann UV-geschützt an der frischen Luft.

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Für Reisen und längere Ausflüge steht ein Marine-WC zur Verfügung. Es ist unter Deck in einer Nasszelle an Steuerbord untergebracht, die außer der Toilette noch eine Dusche und Waschbecken bietet. Auf der gegenüberliegenden Seite ist ein Schrank mit Spüle, Kühlschrank, Arbeitsplatte und ordentlich Stauraum untergebracht. Nach vorn schließt sich dann eine wandelbare Sitzecke (Koje für zwei Personen) mit Tisch und bequemen Polsterflächen an.

Die Prua al Vento hat alles, was sich der Fahrer wünscht

Über eine Treppe führt der Weg zurück ins Cockpit, dort installiert die Werft drei Sportsitze (1 x Fahrer und 2 x Beifahrer) auf einer soliden Konsole. Im Rücken dieser Sitze ist dann wiederum eine Bank installiert, auf der man entgegengesetzt der Fahrtrichtung sitzt und zusammen mit der L-Bank achtern die bereits erwähnte gemütliche Klönecke erhält. Der Fahrersitz ist als Schalensitz ausgeführt und bietet ordentlich Seitenhalt. Gleiches gilt für die Beifahrerplätze, die zum Festhalten Halte­griffe und Rohrrahmen an der getönten Windschutzscheibe bieten.

Hinter der Scheibe sitzen alle drei gut geschützt, der Fahrer hat dabei das Ruder und die Schaltung mit den zwei Hebeln gut im Griff. Zwei Monitore von Oceanvolt zeigen die Daten von Motoren und Akkus. Das sind die aufgenommene Leistung, Motordrehzahl, Restkapazität der Akkus (in Prozent) und Restfahrzeit. Unterhalb der beiden Anzeigen sitzt noch ein Monitor von Lorenz-Marine zum Navigieren. Neben dem Sportlenkrad findet man gut bedienbare Wippschalter mit Symbolen. Ein Lob verdient ebenfalls die Installation eines gut ablesbaren Analogkompasses oben auf der Armaturentafel.

Die Schaltung erfordert Fingerspitzengefühl

Mit der leichtgängigen Steuerung und Schaltung legen wir im Hafen von Friedrichshafen ab und fahren Richtung Bodensee. Die Schaltung ist mit Fingerspitzengefühl zu bedienen, da der Druckpunkt bei der Neutralstellung kaum zu spüren ist. Auf dem Bodensee schieben wir die Hebel zügig nach vorn und erreichen nach wenigen Sekunden die Höchstgeschwindigkeit von knapp 11 kn. Am Heck der Elektra zeigt sich eine recht hohe Welle, die bei einer Geschwindigkeit um die 6 kn wesentlich geringer ausfällt.

In dieser Situation nehmen die beiden Motoren jeweils 5 kW auf und kommen mit vollen Akkus abzüglich 15 % Reserve knapp 38 sm weit, bei Vollspeed sind es etwa 11 sm. Die Lautstärkepegel bewegen sich im Volllastbereich um die 70 dB/A und bei gut 6 kn um die 59 dB/A. Das Boot läuft gut geradeaus und der Bug hebt sich bei Vollspeed nur mäßig an. Mit den gegenläufig eingekuppelten Motoren lässt sich die Prua al Vento Elektra gut dirigieren und problemlos im Hafen anlegen.

Die Motoren bestehen aus jeweils drei Modulen

Die Herzstücke des Bootes findet man unter dem Cockpitboden. Um an sie zu gelangen, muss man nur achtern die Luke (mit zwei soliden Gasdruckdämpfern gesichert) im Cockpitboden anheben und in den großen, geräumigen Raum hinuntersteigen. An den Seiten stehen die Akkupacks sicher befestigt und daneben (in die Mitte gezogen) die beiden Motoren mit Wellenantrieben. Und hier das Besondere: Die Motoren sind nicht in einem einzigen Motorgehäuse gekapselt, sondern sind aus drei 10-kW-Modulen zusammengebaut. Dafür sitzen die Oceanvolt-AXC-10-Module in Reihe hintereinander. Als maximale Paarung gibt die Werft vier Module an. Ergo 80 kW insgesamt (2 x 40-kW-Ausführung).

Geladen werden die Lithium-Ionen-Akkus mithilfe von zwei Victron-Ladegeräten, die ebenfalls im großen Motorraum untergebracht sind. Damit dieser auch möglichst gut geschützt ist, installiert die Werft dort zwei Feuerlöscheinheiten. Ein Feuerlöscher – praktisch in einer Mulde unter der Dreierbank untergebracht – ist zum Bekämpfen von Bränden im Cockpit und Kabine zusätzlich vorhanden. Die Leitungen hat die Werft passend verlegt und befestigt. Eine Schaltzentrale für die Elektrik findet man am Kabinen-Niedergang auf einem Schalter-Paneel.

Die Prua al Vento ist ein vollwertiges Boot

Für die Bewegungssicherheit sorgen rutschfeste Deckstrukturen und ein breites Seitendeck an Backbord. Eine solide Reling und Haltegriffe runden das Sicherheitskonzept ab. Die Verarbeitung von Gelcoat-Oberflächen, Schutzanstrich innen und Einbauten ist gut, ein Eindruck, den die soliden Klampen noch mal unterstützen.

Fazit: Die Prua al Vento Elektra ist ein Kajütboot mit dem gleichen Design wie ihre Verbrenner-Schwestern. Von außen fällt erst mal gar nicht auf, dass es sich um ein Elektroboot handelt – bis man den Schriftzug Elektra an der Seite sieht. Reisen und andere Touren sind gut möglich, man muss einfach immer mal zwischendurch die Reichweite checken und gegebenenfalls die nächste Steckdose anlaufen – sei es in der Marina, Wasserwanderplätzen, am Restaurant-Steg oder am Anleger des Ferienhauses.

Technische Daten Prua al Vento Elektra

  • Werft: Cuarascio Group/I
  • Typ: Prua al Vento Elektra
  • CE-Kategorie: C/14 Personen
  • Länge über alles: 9,99 m
  • Breite: 3,10 m
  • Gewicht: 2500 kg
  • Kojen: 2
  • Motorisierung: Oceanvolt, 2 x 30 kW
  • Batterien: 2 x 36,8 kWh
  • Preis: auf Anfrage
  • Kontakt: www.prualvento.it

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