Prestige M8Beneteau’s High-End-Marke bringt Kat mit Premium-Service

Uske Berndt

 · 16.05.2024

Prestige M8: Ein Jahr  nach der M48 kommt das Flaggschiff der M-Linie,  die knapp 20 Meter  lange Schwester. Die  Decksflächen sind enorm, allein die Flybridge misst  50 Quadratmeter
Foto: Fotos Jean-François Romero
Die M8 ist das neue Flaggschiff des Herstellers Prestige und steht für ein neues Konzept. Die High-End-Marke der Beneteau-Gruppe möchte mit dem 20-Meter-Kat mehr Lebensraum und Auswahl bei der Ausstattung bieten. Den Premium-Service gibt es dazu.

Erwin Bamps lässt keine Zweifel aufkommen. „Das ist ein ganz anderer Ansatz als das, was wir im 50-Fuß-Bereich machen“, sagt er bestimmt. Der CEO von Prestige nimmt an einem Rundgang über die M8 teil und verrät: „Es ist aufregend, den Markt so zu überraschen.“ Die französisch-italienische Marke der Beneteau-Gruppe ist bekannt für die Flybridge-Linien S und F sowie für die Verdränger der X-Linie. Weniger als ein Jahr nach dem allerersten Multihull – die M48 wurde im September 2022 beim Cannes Yachting Festival dem Publikum präsentiert – schiebt sie nun ein 19,82 Meter langes und 8,85 Meter breites Großraummodell hinterher, das unverkennbar die bewährte Handschrift von Garroni Design trägt und auf dem Werftgelände von Beneteau Italia in Monfalcone bei Triest entsteht. Der moderne Standort an der Adria hat mit einer Produktionsfläche von 45 000 Quadratmeter ausreichend Kapazitäten für weitere Vorhaben.

„Eine Villa auf dem Wasser“

Die M8 wurde von vornherein für den Motorantrieb gezeichnet. Insgesamt geriet das Konzept schmaler als ein vergleichbarer Doppelrumpfer mit Segeln, aber dafür höher. „Hier gibt es keine Referenz zu Segelkats, wie es sonst üblich ist“, meint Chefdesigner Camillo Garroni Carbonara, „die Proportionen sind typisch für eine zeitgenössische Motoryacht. Die M8 ist eine Villa auf dem Wasser.“

Die beiden Rümpfe wiederum nahmen im Studio Marc Lombard mit Sitz im französischen La Rochelle ihre Form an. Sie sollen weich durch die Wellen gleiten und den Katamaran mühelos auf bis zu 20 Knoten beschleunigen. Das Doppelrumpf-Arrangement sorgt für angenehme Fahreigenschaften und Stabilität vor Anker und auf Reisen. Es ist aber auch ein Grund dafür, dass die M8 nur rund halb so viel Treibstoff verbrauchen soll wie ein Einrumpfer mit ähnlichem Volumen. Bei acht Knoten zum Beispiel setzt die Werft einen Verbrauch von 20 Litern pro Stunde an. Bei einer Probefahrt vor der südfranzösischen Küste lieferten die Anzeigen bei 10,7 Knoten einen Verbrauch von 77,2 Litern pro Stunde, bei 17 Knoten immerhin schon 204 Liter.

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Sparen können die Eigner nicht nur, wenn sie langsamer reisen, sondern auch an anderer Stelle. Das optionale „Silent Boat Pack“ besteht aus Solarpaneelen und Batteriepaket und erlaubt nachts und mehrere Stunden tagsüber einen sauberen und ruhigen Betrieb, ganz ohne laufende Generatoren.

Noch mehr Platz an Bord der Prestige M8

Die großzügigen Dimensionen, die Garroni mit einer Villa gleichsetzt, bedeuten ein großes Plus an Platz. „Das Konzept ist darauf ausgerichtet, den Kundenwunsch nach mehr Volumen zu erfüllen“, erklärt Cristina Malalan, Marketing-Managerin bei Prestige, „wir sprechen hier von 270 Quadratmetern Wohnfläche.“ Die verteilen sich zum Beispiel auf einen 50 Quadratmeter großen Salon oder auf eine 30 Quadratmeter große Mastersuite, die eher einem privaten Apartment gleicht und die gesamte Breite des vorderen Unterdecks einnimmt.

Unter dem Strich genießen die Gäste auf der knapp 20 Meter langen M8 so viel Platz wie auf einem fünf Meter längeren Monohull. Dank der Konstruktion und Höhe können selbst die Außendecks so gut wie immer genutzt werden, selbst bei unruhigem Wasser bleiben das 32 Quadratmeter große Cockpit oder die 50 Quadratmeter große Flybridge schön trocken.

Als Innovation feiert Prestige die 4,20 Meter breite Plattform am Heck, „ein maßgeschneidertes Projekt mit Opacmare“, wie Cristina Malalan betont. Ganz hochgefahren erweitert sie das Cockpit um eine Terrasse, auf halber Höhe schließt die Plattform den Raum zwischen den Rümpfen und wird zum Beachclub, ganz heruntergefahren dient sie als Launchbasis für den Tender und gleichzeitig als große Badeleiter mit breiten und bequemen Treppenstufen.


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Nachhaltige Materialien verwendet

Hier draußen bestätigt sich auch ein Materialwechsel und der Weg hin zu mehr Bewusstsein für die Umwelt: Prestige kommt weg von Teak als Decksbelag und auch von künstlichen Alternativen, wie sie auf diversen Yachten der Gruppe schon verwendet wurden. „Das ist Iroko“, sagt Erwin Bamps, „wir haben ein Hartholz gefunden, das nachhaltig ist und von der Haptik und dem Wert für die Kunden besser ist als künstliches Teak.“ Der CEO erwähnt noch, dass er es auf diversen Segelyachten während der boot Düsseldorf gesehen habe: „Iroko ist sehr stark im Kommen.“ Den Einwand, dass es sich vielleicht etwas zu hart anfühlen könnte, winkt Bamps gelassen ab: „In Bezug auf die Behandlung, das Aussehen und die Alterung ist es sehr ähnlich zu Teak.“

Gestaltungsfreiheit für eine individuelle Prestige M8

Für die Raumaufteilung und das Interieur dürfen die Kunden aus diversen Konfigurationen auswählen. So kann die u-förmige offene Galley entweder vorne auf dem Hauptdeck Position beziehen, gegenüber des Speiseplatzes, oder sie wandert eine Etage tiefer in den achterlichen Teil des Steuerbordbugs. Dort nimmt sie den Platz der Suite Nummer fünf in Anspruch und reduziert die bis zu elf Schlafgelegenheiten für Gäste um zwei. Weitere zwei Betten können wegfallen, wenn an Backbord die beiden Suiten zu einer großen VIP-Suite mit Lounge und Ankleide zusammenwachsen. Der Salon mit seinen riesigen Fensterflächen ist ebenfalls modular aufgebaut und somit sehr flexibel einzurichten. Von hier führen drei offene Treppenhäuser in den Masterbereich sowie zu den jeweiligen Unterdecks, eines davon dient gleichzeitig als Aufgang zur Flybridge. Dank filigraner Metallstützen gleitet die Sicht ungehindert durch den Raum. Achtern führen zwei Glastüren direkt ins Cockpit, dazwischen steht eine Bar bereit.

Laut Erwin Bamps, der zuvor CEO von Gulf Craft war, reizt Prestige mit der M8 den Semi-Custom-Gedanken aus; Kunden sollen mit einem besonders breiten Portfolio an Auswahlmöglichkeiten überzeugt werden. Das gilt auch für das Interieur von Valentina Militerno de Romedis, die unter anderem das Farbkonzept „Miami“ entwarf und damit einer Stadt ihre Referenz erweist, die für die Zukunft steht. „Sie ist das Symbol der Moderne“, sagt de Romedis überzeugt.

Premium-Service für Eigner

Mit dem Flaggschiff-Katamaran möchte Prestige aber auch dem oft gehegten Wunsch nach mehr Kundenservice nachkommen und schiebt dazu eine neue Software in den Marketingfokus. Für die Realisierung des Projekts hat die Beneteau-Gruppe in das Unternehmen Yacht Solutions investiert, das eine spezielle Anwenderplattform entwickelt hat. „Die Kunden gehen online, eröffnen ein Konto und wählen vom Sessel aus die Ausstattung ihrer Yacht aus“, erläutert Erwin Bamps, „dabei kann es sich um Kleidung, Handtücher oder Accessoires und Besteck handeln, sogar um Wein und Champagner“ – im Prinzip die komplette Ausstattung für die allererste Fahrt. Nachdem die Eigner alles bestellt haben, kommt die Ware in der Werft oder am Übergabeort der Yacht an, und der Service geht weiter.

„Unsere Leute beziehen die Betten an Bord und räumen das Besteck ein“, berichtet Bamps, „wie bei einem Online-Concierge-Service“. Das sei nicht neu, aber etwas ganz Neues für das Größensegment, in dem sich Prestige bewegt: „Das sieht man sonst eher in der Umgebung von großen Superyachten.“ Wobei die Franzosen von eben jenen gar nicht so weit entfernt sind. Schon mit einem 24-Meter-Modell aus der M-Reihe würde man – den Größenvorteil des Kat-Konzepts berücksichtigt – vom Raumangebot her in der Liga der 30 Meter langen Formate mitspielen.


Technische Daten

Flybridge:  Die Eigner  bekommen einen Steuerstand mit zwei Sesseln und einen Speiseplatz für acht Personen
  • Länge über alles: 19,82 m
  • Länge (Rumpfform): 19,67 m
  • Breite: 8,85 m
  • Tiefgang: 1,65 m
  • Verdrängung (leer/voll): 41,12/52,67 t
  • Material: GFK
  • Motoren: 2 x Volvo D8 V-Drive
  • Motorleistung: 2 x 447 kW
  • Geschwindigkeit (max.): 20 kn
  • Geschwindigkeit (Reise): 15 kn
  • Reichweite: 350 sm @ 15 kn
  • Kraftstoff: 2 x 1850 l
  • Wasser: 2 x 425 l
  • Abwasser: 240 l
  • Gäste/Crew: 7–11/2
  • Konstruktion: Garroni Design/Marc Lombard
  • Exterieurdesign: Garroni Design
  • Interieurdesign: Valentina M. de Romedis
  • Klasse: CE „A“
  • Werft: Prestige, 2023
  • Startpreis: ab 4,75 Mio. Euro

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