TestSaver 870 WA – Spritzige Sizilianerin

Dieter Wanke

 · 16.02.2023

Im letzten Jahr bekam die Saver 870 WA ein Facelift, auch das Hardtop gehört zu den Neuerungen
Foto: Dieter Wanke

Die Saver 870 WA eignet sich dank Doppelmotorisierung gut für die Küstenfahrt. Getestet haben wir sie auf dem Bodensee

Die sizilianische Saver-Werft produziert seit 1986 in Piraino am Fuß des Ätna. Aktuell sind 15 Modelle in vier Produktlinien im Sortiment. Die Saver 870 WA ist direkt unter dem Flaggschiff der Walkaround-Serie, der 330 WA, platziert und wurde 2018 eingeführt. Getestet haben wir die neue Version mit einem an die große Schwester angepassten Layout mit breiten Gangborden auf dem Vordeck, einer neuen Nasszelle und dem neuen Hardtop, die auf der Interboot 2022 vorgestellt wurde.

Durch das offene Cockpit, für das wahlweise auch ein Bimini-Top mit Seitenteilen als Cabrioverdeck erhältlich ist, hält sich der Wetterschutz in Grenzen. Kein Problem für Eigner, die meist bei gutem Wetter oder in südlichen Gefilden unterwegs sind. Dank der Möglichkeit, Doppelanlagen zu montieren, ist das Boot bestens für Einsätze im Küstenbereich geeignet. Eine Kabine samt Nasszelle ermöglicht auch längere Touren mit Übernachtungen. Wer gelegentlich Brettsportarten betreibt oder aufblasbare Spaßbringer ziehen möchte, ist ebenfalls gut bedient.

Boote in dieser Kategorie werden von den Werften in der Regel vorgeriggt, aber ohne Motor an den Händler geliefert. Für eine Saver 870 WA werden in der Grundausstattung so 66 520 Euro berechnet, dazu kommen die Motoren und die Montage samt einigen Kleinteilen beim Händler. Das führt im Fall des Testbootes, das mit zwei Mercury F200 V6 DS versehen ist, zu einem Grundpreis von 119 520 Euro. Beim Trailern bewegt man sich im Grenzbereich. Hier ist einerseits die Breite ein Problem, die eine Sondergenehmigung erfordert, andererseits wird das Gewicht bei Doppelanlagen zur Hürde.

Messergebnisse

Wirtschaftlicher Geschwindigkeits- und Drehzahlbereich. Reichweite: 1 Tankfüllung (350 l) abzüglich 15 % Reserve. Die Lautstärke wurde am Fahrstand gemessen. Luft: 17 °C, Wasser: 17 °C, Wind: 3 Beaufort, Seegang: 2, Testbeladung: 2 Personen, Kraftstofftank 200 l, Wassertank 50 l
Wirtschaftlicher Geschwindigkeits- und Drehzahlbereich. Reichweite: 1 Tankfüllung (350 l) abzüglich 15 % Reserve. Die Lautstärke wurde am Fahrstand gemessen. Luft: 17 °C, Wasser: 17 °C, Wind: 3 Beaufort, Seegang: 2, Testbeladung: 2 Personen, Kraftstofftank 200 l, Wassertank 50 l

Auffällig gut gelöst ist das bei Außenbordern bauartbedingte Fehlen einer durchgängigen Badeplattform, denn der gesamte Bereich vor den Motoren ist beim Testboot auf gleicher Ebene begehbar. Die klappbare GFK-Abdeckung mit ihrem Gasdruckdämpfer gehört allerdings zu den Optionen. Die beiden Plattform-Verlängerungen, klappbare Mittelklampen und eine 12-Volt-Steckdose sind neben diversen Polster-Extras im Ausstattungspaket Avantgarde enthalten oder auch einzeln bestellbar. So ist dann trotz der beiden Motoren im Heck eine gut benutzbare Fläche für Vorbereitungen zum Gerätetauchen oder für Brettsportarten vorhanden.

Über den Durchgang mit Hecktür an Steuerbord führt der Weg ins Cockpit, wo über die gesamte Breite eine u-förmige Polstersitzgruppe mit Tisch montiert ist. Gegen Aufpreis lässt sich das Arrangement in eine Liegefläche verwandeln. Davor befindet sich die Konsole für die Doppelsitzbank des Steuerstandes. Die Sitze lassen sich nach vorne klappen, wodurch eine Wetbar zum Vorschein kommt, die sich auf Wunsch auch mit einem Gaskocher oder Elektrogrill und einem seitlich montierten Kühlschrank bestücken lässt.

Die Steuerkonsole bietet ausreichend Platz für weiteres Zubehör

Davor folgt die Steuerkonsole mit der Motorinstrumentierung und genügend Platz für die Montage von Multifunktionsdisplays oder weiterem Zubehör. Ein Kompass gehört zur Serienausstattung. Bugstrahlruder, Joystick-Steuerung oder ein Trimmsystem sind auf Wunsch erhältlich. Die in unserem Testboot montierte elektrohydraulische Lenkung wird bei einer Doppelmotorisierung empfohlen. Die Windschutzscheibe aus Acrylglas bietet zwar etwas Schutz, lässt sich aber nicht mit Scheibenwischern ausrüsten. Das GFK-Top ist ebenso Option wie das Gestänge mit Bimini-Top samt Seitenteilen. Beidseitig führen Stufen zu den breiten Gangborden zur Sonnenliege oder zum Ankerkasten auf dem Vordeck. Eine elektrische Ankerwinde ist ebenso optional wie die Ankerinstallation samt Kette. Der Weg ist gut mit soliden Handläufen und der Reling abgesichert.

Die Acryl-Schiebetür am Steuerstand gibt den Niedergang zum Kabinenbereich frei. Hier erwartet die Crew eine große V-förmige Doppelliege im Bug. Belüftet wird der Raum durch seitliche Luken und ein Luk im Vordeck, das auch als Notausstieg dient. Die fest verklebten Acrylglasfenster sind ein Extra. Vor den Kojen gibt es an Backbord einen Einbauschrank. Hier lässt sich ein weiterer Kühlschrank platzieren. Eine kleine Arbeitsfläche ist ebenso vorhanden wie das Elektrik-Panel samt Sicherungen direkt am Niedergang.

Die Stehhöhe ist im gesamten Schiff eher eingeschränkt

Auf der Steuerbordseite ist die Nasszelle montiert, die außer dem Waschbecken mit Duschkopf-Armatur auch eine elektrische Toilette enthält. Allerdings muss man sich hier mit einer eingeschränkten Stehhöhe von nur 1,64 Meter begnügen. Der Salon bietet immerhin 1,77 Meter. Eine weitere Koje mit 2,00 x 1,10 Meter befindet sich mittschiffs, die für kleinere Kinder auch als Doppelkoje nutzbar ist. Die Raumhöhe beträgt nur 0,5 Meter, ein Vorhang dient der Abtrennung. Wenn die Koje nicht in Benutzung ist, kann hier auch gut Zubehör verstaut werden.

Motorisieren lässt sich die Saver 870 WA sowohl mit Einzel- als auch Doppelanlagen ab 221 kW (300 PS) bis 298 kW (400 PS). Wer eine Bodenseezulassung möchte, kann zwei GP 150 mit Bodenseezulassung (BSO II) montieren lassen. Auf dem Testboot ist die maximal zulässige Motorisierung in Form von zwei Mercury F200 V6 DS verbolzt. Er wähnt werden muss dabei, dass die optimalen Propeller aufgrund von Lieferengpässen nicht zu beschaffen waren und mit der montierten Alternative nur der untere Bereich des zulässigen Drehzahlbandes zwischen 5000–5800 Umdrehungen erreicht werden konnte. Damit ist man zwar sparsam unterwegs, erreicht aber nicht die möglichen Spitzenwerte bei Geschwindigkeit oder Beschleunigung. Die stabile Gleitfahrt lag bei 3000 Touren und 19,8 Knoten nach fünf Sekunden an. Die Höchstgeschwindigkeit von 36 Knoten nach 12 Sekunden. Nach Aussage des Händlers sind mit entsprechenden Propellern durchaus Geschwindigkeiten über 40 Knoten erreichbar.

Unser Testurteil

FAHREN & MANÖVRIEREN

+ einfaches Manövrieren

+ sichere Fahreigenschaften

VERARBEITUNG & TECHNIK

+ fachmännische Installationen

+ gute Verarbeitung

SICHERHEIT

+ gute Bewegungssicherheit

keine Handlenzpumpe, fehlende Feuerlöscher

KOMFORT AN BORD

+ bequeme Sitz- und Liegeflächen

+ komplette Nasszelle

Konkurrenten der Saver 870 WA:

Bénéteau Flyer 9 Sundeck (F):  9,10 m lang, 2,97 m breit, Verdrängung 3350 kg (o. M.). 1 -2 Außenborder bis 500 PS: 91.392 € (o. M.)
Foto: Werft

Der bei Doppelmotorisierungen empfohlene optionale 350-Liter-Tank – Standard sind 250 Liter – ermöglicht nach Abzug der 15-prozentigen Reser ve also Reichweiten von 164 Seemeilen im effizientesten Drehzahlbereich. Das entspricht einem Verbrauch von 36 Litern pro Stunde, was für die Doppelanlage ein guter Wert ist. Trotz der nicht ganz optimalen Propeller bietet das Boot viel Fahrspaß. Vollkreise mit hoher Geschwindigkeit sind mit nur zwei Bootslängen Durchmesser machbar. Beim Verreißen der Lenkung bleibt die Reaktion stets unkritischen. Beim Manövrieren im Hafen ist eine kurze Reaktionszeit zu vermerken. Das Eintauchen in Wellen ist butter weich, was eine gute Rauwassertauglichkeit verspricht. Die mechanische und elektrische Installation aller Komponenten ist sauber ausgeführt und bleibt kritikfrei. Bei den Sicherheitselementen sind ein fehlender Feuerlöscher und das Fehlen einer manuellen Bilgenpumpe zu vermerken. Zwei elektrische Pumpen sind allerdings an Bord. Auch etwas mehr Stauraum wäre wünschenswert.

Fazit

Die Saver 870 WA eignet sich gut für die Küstenfahrt bei guten Wetterverhältnissen. Bestens angepasst ist die getestete Doppelmotorisierung, die bei sehr guten Manövriereigenschaften viel Fahrspaß bereitet. Für das Relaxen gibt es Sonnenliegen im Cockpit oder auf dem Vordeck.


Technische Daten der Saver 870 WA

Das Boot

  • Werft: Saver/I
  • Typ: 870 WA
  • CE-Kategorie: C/10 Personen
  • Rumpf und Deck: Kunststoff
  • Länge über alles: 9,00 m
  • Breite: 2,72 m
  • Verdrängung (o. Motoren): 2000 kg
  • Tiefgang (ohne Antrieb): 0,45 m
  • Durchfahrtshöhe: 2,45 m.
  • Kraftstofftank: 250 l, opt. 350 l
  • Wassertank: 100 l
  • Fäkalientank: 100 l
  • Kabinen: 1
  • Kojen: 2+1
  • Kojenabmessungen: Bug 237 x 1,98 m; Unterflur 2,00 x 1,10 m
  • Stehhöhe/Sitzhöhe: Kabine bis zu 1,77 m; Nasszelle 1,64 m; unter Sonnendach 1,95 m
  • Cockpitgröße: 2,50 m x 2,16 m
  • Wendekreise (Bootslängen): vorwärts Stb. 1,5, Bb. 1,5 rückwärts Stb. 1,5, Bb. 1,5
  • Umsteuern von Stb. nach Bb.: 1 s
  • von Bb. nach Stb.: 1 s
  • Sonnenliege: Vordeck 2,00 m x 1,70 m
  • Cockpit: 2,16 x 1,20 m
  • Freibord: 0,27 m
  • Seitenhöhe Cockpit innen: 0,83 m
  • Motorisierung: Außenborder, Einzel oder Doppelanlagen ab 221 kW (300 PS) bis 298 kW (400 PS)
  • Testmotorisierung: 2 x Mercury F200 V6 DS je 149 kW (200 PS)
  • Preis (Standardboot mit Testm.): ab 119.520 €
  • Vertrieb (Testpartner): www.bootscenter-menken.de

Der Motor

  • Hersteller: Mercury
  • Typ: F200 V6 DS
  • Leistung: 149 kW/200 PS
  • Volllastdrehzahl: 5000–5800 U/min
  • Zylinder: V6
  • Hubraum: 3400 ccm
  • Kraftstoff: Benzin
  • Kühlung: Wasser/Einkreis
  • Generator: 12 V/85 A
  • Trockengewicht: 216 kg
  • Getriebeübersetzung: 1,85 : 1
  • Testpropeller: 14,7" x 19"
 | Zeichnung: Marc André Bergmann
| Zeichnung: Marc André Bergmann

Standardausrüstung

4 Klampen, Badeleiter, Edelstahl-Reling, komplette Polsterung, Kraftstofftank mit Füllstandsanzeige und Absperrventil, Wassertank mit Drucksystem, Spüle und Dusche, Ankerrolle, Tisch im Cockpit, Decksluke in der Kabine, zwei elektrische Bilgenpumpen, Kompass, Kabinenbeleuchtung, LED-Nachtlicht im Cockpit und Kabine, Instrumententafel mit Schaltern, Acryl-Windschutzscheibe, hydraulische Lenkung, Kabinentür aus Acrylglas, Batteriehauptschalter, elektrische Seetoilette mit Fäkalientank


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