Jan-Ole Puls
· 28.03.2023
Tagesausflüge oder von einer Insel zu der nächsten pendeln, mit der Nimbus C8 ist es gut möglich
In diesem Artikel:
Das dritte Boot in der Commuter Serie von Nimbus heißt C8 und ist damit die bisher kleinste in der Produktpalette der schwedischen Werft. Dabei sieht sie von außen quasi identisch aus. Nur eben nicht 12,40 Meter (C11) lang, sondern 7,93 Meter. Auch bei ihrem Einsatzzweck gibt es Parallelen zu den Schwesterbooten. So soll auch die im April 2021 vorgestellte C8 ein Alltagsboot sein, welches jedem Wetter trotzt. Aber sie kann noch mehr. Auch Touren mit Übernachtungen sind dank des kleinen Toilettenraums und der Kabine mit zwei Kojen kein Problem. Wir konnten sie auf der Mosel vor Traben-Trarbach testen.
Läuft man an Land an der Schwedin vorbei, fällt einem als Allererstes der blaue, zweistufige Rumpf ins Auge. Er kommt uns bekannt vor, kein Wunder, es ist der gleiche wie von seiner offenen Schwester. Nimbustypisch ist er sehr gut verarbeitet. Wir können keinen Fehler im Gelcoat oder Ähnliches finden. Alle Anbauteile wie die Scheuerleiste oder die Badeleiter sind fachmännisch verbaut und passen zur Größe des Bootes. Da das Boot mit Motor, etwas Treibstoff und Trailer 3480 Kilogramm wiegt (laut Wiegekarte), darf es noch mit einem 3,5-t-Trailer transportiert werden. Auch mit seiner Breite von 2,55 Meter ist das problemlos möglich. Bringt man das Boot ins Wasser und betritt es vom Steg aus, fällt der Blick bald auf den großen 300-PS-Außenborder. Den schauen wir uns später noch genauer an.
Sowohl auf der Backbord- wie auf der Steuerbordseite befinden große Backskisten und mit Türen verschließbare Durchgänge zur Badeplattform. Diese Edelstahltüren sind hochwertig ausgeführt, aber nur gegen Aufpreis erhältlich. Ebenfalls ist hier eine Heckdusche montiert. Eine Sitzbank mit großem Nimbus-Logo im Heck lädt zum gemütlichen Päuschen für Zwei ein. Klappt man sie hoch, sieht man, dass die Commuter 8 ihrem Namen gerecht wird: Ausreichend Stauraum für Gepäck und Co. ist vorhanden.
Wer am Deckshaus vorbei auf das Vordeck geht, findet hier einen weiteren Platz, um frische Luft und die Sonne zu genießen. Die Sitzpolster besitzen eine angenehme Härte und sind gut verarbeitet, unter ihnen ist ein großes Fluchtluk. Es besitzt eine Größe von 0,85 x 0,43 Meter und ist damit angenehm groß. Brennt es von oben, lässt sich ein Sonnensegel aufstellen. Dafür sind vier Aufnahmen vorhanden, in die dann Karbonstangen gesteckt werden, die das Dach aufgrund ihrer Vorspannung selbstständig spannen. In unserem Test hat der Aufbau des Sonnensegels gerade mal eine Minute gedauert – cool gelöst. Auf der Test-Nimbus ist auch ein großer Ankerkasten mit elektrischer Winsch von Lewmar (sonst als Option) vorhanden. Die zwei Knöpfe zum Starten der Winsch sind beschriftet und gut am Süllrand positioniert. Der Anker ruht einsatzbereit auf einem Beschlag mit Klüse unterhalb des Einstiegs am Bug.
Auf dem Weg zur Kabine der Nimbus C8 befinden sich an Deck viele Haltemöglichkeiten. Das unterstreicht den Charakter der C8, ein Rauwasserboot zu sein. Tritt man in die Kabine, überrascht einen der 360-Grad-Rundumblick. Das Raumgefühl ist hervorragend, alles auf dem Boot lässt sich wunderbar einsehen.
Das große Panoramadach kann geöffnet werden und trägt genauso viel zum Wohlfühlen bei wie die zwei großen Schiebetüren. Richtung Heck ist ein großes Fenster sowie eine gemütliche Sitzbank für zwei Personen vorhanden. Wird sie umgeklappt, erhält man dort eine kleine Liegefläche. Unter ihr befindet sich Stauraum und der Sicherungskasten. Beides ist etwas schwierig zu erreichen, da nicht viel Platz zwischen der Bank und dem Fahrer-/Beifahrersitz besteht. Letztere sind Sportsitze, die guten Seitenhalt bieten. Der Steuerstand ist großzügig ausgeführt. Ein Simrad-Plotter sowie das Bedienpaneel des Zipwake- Trimmsystems sind im direkten Sichtfeld installiert. Etwas versteckter ist das UKW-Funkgerät, das Bedienelement der Fusion-Musikanlage und das des Bugstrahlruders. Geschaltet wird elektrisch und dadurch leichtgängig. Das Lenkrad ist mit Leder umfasst und besitzt verchromte Speichen. Es ist griffig und dank der Hydraulik ohne große Kraftanstrengung zu bewegen.
In der Kabine ist alles, was man für eine Übernachtung braucht. Die V-Koje im Bug fällt mit 1,93 x 1,90 Meter groß aus und ist angenehm gepolstert. Stauraum befindet sich darunter und in den Seitenablage der Kojen. Außerdem ist eine kleine Ablagefläche mit Schublade am Niedergang vorhanden. Gelüftet wird über die große Luke. Der Toilettenraum besitzt eine Jabsco-Pumptoilette und ein Waschbecken mit Warm- und Kaltwasseranschluss. Stauraum ist ausreichend unter dem Waschbecken vorhanden, ebenso ein großer Spiegel. Die Stehhöhe in der gesamten Kabine beträgt 1,40 Meter. Alles in allem können wir sagen, das es alles an Bord gibt, um ein Wochenende auf Törn zu gehen. Die Verlegung der Kabel und Schläuche ist nimbus-typisch gut. Die Leitungen sind mit Brackets am Rumpf befestigt und alles ist ordentlich beschriftet. Wir haben nichts auszusetzen.
Zeit für eine Probefahrt: Startet man den 4,6-Liter Mercury Verado, schnurrt der Achtzylinder wie ein Kätzchen. Unser Testboot ist mit 300 PS ausgestattet und besitzt damit die stärkste wählbare Maschine. Das Standardboot wird mit 250 PS ausgeliefert. Wir schmeißen die Leinen los und verlassen unseren Liegeplatz mit Standgas von rund 600 U/min und einer Fahrt von 2,5 Knoten. Das Boot fährt dabei spurtreu geradeaus. Auf der Mosel ändern wir unsere Geschwindigkeit und werden schneller. Der Bug hebt sich und das Zipwake fährt seine Klappen aus. Der Übergang zur Gleitfahrt beginnt bei rund 1800 Umdrehungen. Die Sicht ist jederzeit gut und auch mit ausgeschaltetem Zipwake macht uns das Boot keine Probleme, weder in der Kursstabilität noch in der Sicht über den Bug. Eine gute Gleitfahrt ist in unserem Test bei 3800 U/min erreicht. Das Boot macht dabei eine Geschwindigkeit von rund 20 Knoten. Die Wirtschaftliche Gleitfahrt ist bei 4000– 4500 U/min erreicht. Das Boot hat in beiden Drehzahlbereichen eine Reichweite von 118 sm (zuzüglich 15 % Reserve). Dabei zeigt uns die Logge 25,6 beziehungsweise 32,5 Knoten an. Bei Volllast sind es 43,4 Knoten. Dabei fühlt man sich im Deckshaus sehr sicher. Nichts wackelt, vibriert oder klingt komisch – ein weiteres Zeichen für gute Bauqualität.
Bei schnellen Manövern folgt das Boot den Lenkbewegungen sofort. Es fährt sich sportlich, aber nicht unberechenbar. Slalom, schnelle Kurven und Wenden absolviert es mit rund 30 Knoten ohne Probleme. Übertreibt man es aber und schlägt das Ruder bei etwa 40 kn kräftig ein, kann es passieren, dass sich das Heck hebt und wegrutscht. Reduziert man seine Geschwindigkeit jedoch vor dem Einlenken, passiert das nicht.
Badeplattform; Heckdusche warm/kalt; Pumptoilette; Starterbatterien 1x 95 AH; Batterie 1x 95 AH; Batteriehauptschalter; Kompass; Navigationsbeleuchtung; Mercury Verado 250 PS V8; Spradling Diamond Vintage & Silvertex Storm, blau; Spradling Vintage Storm blau; Bugschraube Fabrikat: Sleipner SE30; Zipwake Dynamisches Trimmkontrollsystem 300mm; Teppiche beige; Boot in Schrumpffolie verpackt für Transport; Kissenset Nimbus; Bug Zugöse/Trailer-Öse; Fender-/Festmacherpaket; Kabinenpolster, Sunbrella Nat Heater Chalk; Außenpolster; Transport Werft–Traben-Trarbach; 6x Klampen; elektrische Lenzpumpe
Die 26-Fuß-Nimbus C8 ist ordentlich verarbeitet und lässt die Herzen von Liebhabern des schwedischen Bootsbaus höherschlagen. Die verbauten Materialien sind von hoher Qualität. Ein gut durchdachtes und gelungenes Boot, das für kurze Urlaube oder für den täglichen Gebrauch gleichermaßen funktioniert – und das nicht nur im Heimatrevier, den schwedischen Schären.