115-Meter-Lürssen“AHPO” steht zum Verkauf – als derzeit teuerste Yacht der Welt

Martin Hager

 · 09.02.2023

„AHPO“ auf Warteposition: Während der Tender mit  hoher Geschwindigkeit zum Gäste-Pick-up fährt, hält der 115 Meter lange Lürssen-Sechsdecker geduldig die Position. Die drei markanten halbkreisförmigen Fenster zeugen von der gestalterischen  Verwandtschaft zur 86-Meter-„Quattroelle“.
Foto: Guillaume Plisson-Ahpo

Nur etwas mehr als ein Jahr nach der Auslieferung steht die 115 Meter lange “AHPO” zum Verkauf. Mit 330 Millionen Euro ist das Lürssen-Format die derzeit teuerste Yacht auf dem Markt.

Die “AHPO” wurde erst 2021 bei Lürssen fertiggestellt und dem Eigner übergeben. Nun will dieser den Sechsdecker über den Yachtbroker Moran wieder veräußern. Auf dem Preisschild stehen dabei 330 Millionen Euro - teurer ist derzeit keine Yacht. Wer ernsthaft einen Kauf erwägt, kann das Format vorher per Charter testen. Das kostet dann “nur” 2,75 Millionen für eine Woche, allerdings exklusive Helikopter-Nutzung.

Unsere Kollegen von BOOTE EXCLUSIV waren im vergangenen Jahr an Bord und haben die “AHPO” vorgestellt:

Was bedeutet das Wort Paradies? Ist es, Zeit mit der Familie zu verbringen, in luxuriöser Umgebung unterhalten zu werden oder sich in absoluter Privat­sphäre entspannen zu können? Auf „AHPO“ muss sich niemand entscheiden. Auf einer Länge von 115 Metern überrascht der Sechsdecker mit einem stilvollen Interior und einer innovativen Raumaufteilung, die den als paradox zu bezeichnenden Bedürfnissen nach Intimität und Geselligkeit gleichermaßen gerecht werden.

Bei der Gestaltung der mit 4902 Gross Tons überaus voluminösen 115-Meter-Lürssen hatten die für das Ex- und Interior verantwortlichen Designer Carlo Nuvolari und Dan Lenard ein ganz einfaches Ziel: Perfektion. „Wenn sich der Eigner oder die Chartergäste mit dem Tender nähern und „AHPO“ so aus verschiedenen Blickwinkeln sehen, müssen sie begeistert sein und sich auf die Zeit an Bord freuen“, sagt Carlo Nuvolari. „Das ist alles, was ich will.“ Mit ihrem zeitlosen, eleganten Steven und ihren anmutigen Aufbauten, die sich weit nach achtern erstrecken, ist „AHPO“ fraglos ein Blickfang.

„Unsere Aufgabe bestand darin, eine Motoryacht für einen Stammkunden zu bauen, der bereits seit vielen Jahren verschiedene Yachten besitzt und regelmäßig chartert und der mit „AHPO“ seine 86-Meter-Lürssen ersetzen wollte. Er verlangte erstklassiges Design, modernste Technik sowie höchsten Reisekomfort bei jedem Seegang“, erklärt Werftchef Peter Lürßen. Moran Yacht & Ship überwachte den Bau im Auftrag des Eigners, ein Unternehmen, mit dem die Werft eine langjährige Geschäftsbeziehung pflegt.

Ein gläserner Gang durch den Maschinenraum der “AHPO”

Das frühe Briefing für die Inneneinrichtung bestand darin, alle Elemente der Natur harmonisch miteinander zu verbinden, mit einer Palette von farbenfrohen und raffinierten Materialien – weniger Opulenz, mehr Raffinesse. Zudem sind Blumen und Pflanzen ein bestimmendes Thema an Bord, eine große Leiden­schaft der Eignergattin.

Der 205 Quadratmeter große Well­nessbereich auf dem Unterdeck eignet sich perfekt als Startpunkt für eine Tour über die sechs Decks von „AHPO“. Wer durch die Flügeltür eintritt, steht vor einem großen Bambus, der von hinterleuchtetem Milchglas umhüllt ist und einen eindrucksvollen Hintergrund für die Bar und den Massageraum auf der Rückseite bildet. Im Kontrast zu dieser Zen-Atmosphäre steht eine Vielzahl farbiger Mosaikfliesen, die das Hamam, die Tages­toilette, den Whirlpool und das Tauchbecken in der Raummitte schmücken. Sie durchlaufen das blaue Spektrum von dunklem Marine- bis hin zu blassem Himmelblau und allem, was dazwischenliegt, und verleihen den Räumen einen starken Charakter.

Weiter vorn, auf der Backbordseite, befindet sich ein Kino mit zwölf Sitzplätzen, das mit Sesseln und einer maßgefertigten Tapete bestückt ist, die das Mosaikdesign des Spa-Bereichs nachbildet. Gleich am Ende des Flurs liegt einer der überraschendsten Bereiche der Yacht: ein gläserner Gang durch den Maschinenraum. Dieses fast schon futuristische Detail ermöglicht es den Eignern und ihren Gästen, die leistungsstarken MTU-Motoren und technisch hochkomplexen Räume auf ungewöhnliche Art und Weise – und ganz nebenbei beim Durchschreiten – kennenzulernen.

Geschäft und Vergnügen, Arbeit und Entspannung

Besonderen Fokus legte das Nuvolari-Lenard-Team auf die Gestaltung flexibler Räume: Auf dem Hauptdeck orderte der Eigner einen großen Konferenzraum achtern, der von einem wunderschönen Tisch mit einer antiken und in Bronze gravierten Jamaika-Karte dominiert wird und über dem ein Kristalllüster hängt. Durch Schiebetüren lässt sich der Raum für mehr Privat­sphäre oder Geschäftsmeetings abtrennen. Auf Wunsch öffnen sich die Türen und geben den Blick auf den Hauptsalon frei, einen eleganten, großen Raum mit Loungebereichen und einem selbstspielenden Steinway-Flügel. Weiter vorn öffnet sich eine weitere Tür zum Speisesaal. Da sich diese drei Bereiche auf demselben Deck befinden, ist „AHPO“ nicht nur ein Ort zum Entspannen und Erholen, sondern auch eine funktionale Arbeitsumgebung, in der Geschäft und Vergnügen nebeneinander bestehen können, ohne sich zu überschneiden. In der Lobby unmittelbar davor orderten die Eigner ein Wein­regal mit begehbaren Abschnitten, die unterschiedlich temperiert werden können.

Das Zentrum der Yacht wird von einer großen Treppe dominiert, die alle Decks miteinander verbindet. Die Treppe selbst symbolisiert einen Olivenbaum, der in den Himmel wächst, umgeben von Kranichen und naturbezogenem Dekor. Von der Decke hängt eine Kristallskulptur, die aus herabfallenden Federn besteht, von denen jede einzelne von Hand gefertigt wurde. Die Akzentmarmore wechseln auf jedem Deck und bilden eine subtile Mischung aus Blu Onyx, Green J’adore und Grey Lilac, wobei der Boden immer aus Calacatta-Borghini und White Onyx für die Blütenblätter besteht, ergänzt durch eine Balustrade aus Bronze.

Wintergarten bei jedem Wetter nutzbar

Eine Etage höher liegt das Eignerdeck. Hier wirken ganz andere Themen als auf dem förmlichen Hauptdeck darunter. Die Lounge wirkt modern und gesellig, mit einer farbenfrohen Interpretation des Universums im Teppich und einem auffälligen Holzgittermuster, das sich über das gesamte Deck zieht. Drei weiße geschwungene Sofas bilden einen zentralen Unterhaltungsbereich achtern, während eine maßgeschneiderte Bar und ein Spieltisch dafür sorgen, dass Gäste aller Altersgruppen auf ihre Kosten kommen.

Der auffälligste Bereich befindet sich jedoch hinter den Schiebetüren und auf dem offenen Achterdeck. Hier steht ein riesiger, speziell angefertigter Esstisch mit 16 Sitzplätzen in einem Wintergarten, der dank komplexer Glasschiebe- und -falttüren komplett geöffnet oder geschlossen werden kann. So lässt sich dieser Raum bei jedem Wetter und zu jeder Jahreszeit nutzen. Hinter dem Speisebereich befindet sich das Achterdeck mit zwei halbkreisförmigen Sofas, die viel Platz bieten, um nach dem Essen mit allen Gästen zusammenzukommen.

Ein Swimmingpool, der seinen Namen verdient

Direkt darüber, auf dem Skyloungedeck genannten zweiten Oberdeck, installierte Lürssen einen Swimmingpool, der seinen Namen verdient. Mit einer Länge von über acht Metern und einer Tiefe von 1,20 Metern sowie einer Gegenstromanlage wurde er speziell für das Schwimmen und nicht nur zum Rumplanschen konzipiert. Für diejenigen, die nur ein kurzes Bad nehmen wollen, gibt es auf der Steuerbordseite des Pools einen Whirlpool, gegenüber lockt eine große Liegewiese Sonnen­anbeter an. Eine Bar und entspannte, niedrige Sitzgelegenheiten machen diesen Bereich zu einem klaren Favoriten für gesellige Familientage. Wer sich weiter sportlich austoben möchte, kann das hervorragend in dem phänomenal ausgestatteten Gym davor machen, einem der größten Fitnessräume, die je auf einer Yacht realisiert wurden.

Auch das Brückendeck bietet ein Achterdeck, das flexibel und frei nutzbar ist. Ob Yoga in den Morgenstunden oder Partyalarm um Mitternacht – alles ist möglich. Der Bereich ist zur Sonne hin offen, kann aber mittels Stoffmarkisen beschattet werden. Vorn auf diesem Deck befindet sich die Brücke. Dank ihrer hohen Lage hat der Kapitän beste Übersicht beim Manövrieren der 18 Meter breiten „AHPO“. Die einzigartige Lage der Brücke bedeutet auch, dass das Büro und die Kabine des Kapitäns zusammenliegen können, weit weg von den Gästebereichen. Nur dank der um ein Deck nach oben verschobenen Brücke konnten die Designer ein über zwei Etagen gehendes Eigner­apartment realisieren.

Das Eigner-Apartment geht über zwei Etagen

Dieses besteht aus einer 245 Quadratmeter großen Mastersuite auf dem Eignerdeck und einem 95 Quadratmeter großen Panoramasalon auf dem darüberliegenden Skyloungedeck – beide Bereiche sind durch eine große, private Treppe miteinander verbunden. Das Design ist hell, elegant und farbenreduziert, was die Räume zu einem entspannten Rückzugsort macht. Das maßgefertigte Kopfteil des Bettes besteht aus Stoff und ist dem Mosaik in den Badezimmern nachempfunden. Auch hier finden sich Blätter des Ahornbaums und blaue Vögel wieder. Ein mit Perlmutt verzierter Frühstückstisch steht im vorderen Teil des Zimmers, während zwei Sofas das Bett flankieren. Die Badezimmer und Ankleideräume überraschen mit kunstvollen Mosaikmustern. Die Kombination für den Eigner setzt sich aus honigfarbenem Onyx und schwarzem Portoro-Marmor zusammen, mit einer Mosaikwand in der Dusche, die von Klimt-Gemälden inspiriert ist.

Die Eignergattin wählte für ihr Bade- und Ankleidezimmer Rosa als Hauptfarbe für den Marmor. Das wiederkehrende Thema ist der Kirschbaum mit seinen eleganten Blüten und Vögel, das sich auch in den Mosaiken der Dusche wiederfindet. Der maßgefertigte Waschtisch ist eine raffinierte Kombination aus Bergahorn in verschiedenen Rosa- und Elfenbeintönen, kombiniert mit Metallintarsien in Rosé- und Champagnergold. In beiden Bädern gibt es zwei frei stehende Badewannen, die von Hand gefertigt wurden und in den Farben Schwarz und Gold für ihn und Roségold und Kupfer für sie gehalten sind.

Die Lobby der Masterkabine folgt ebenfalls „AHPOs“ ausgeprägtem Thema der Bäume und Natur mit zwei Glassäulen, in die Ahornblätter eingraviert wurden. Ein roter Ahornbaum flankiert den Eingangsflur und führt über die Treppe bis zu dem darüberliegenden Salon.

“Genau das richtige Maß an Aussicht” im Panoramasalon

Der Panoramasalon liegt in dem Bereich, der traditionell der Eignerkabine vorbehalten ist. Er befindet sich vorn auf dem zweiten Oberdeck und bietet einen 180-Grad-Blick über den Bug. „Das ist die Essenz unseres Designs“, sagt Carlo Nuvolari. „Das ist genau das richtige Maß an Aussicht, denn wenn die Fenster noch größer werden, fehlt es an Privatsphäre. Und das wollten wir in diesem Bereich der Mastersuite keinesfalls.“ Stattdessen ist es ein Salon, aus dem man eine fantastische Aussicht genießt, mit Sofas, die nach vorn gerichtet sind, um die Sichtlinie optimal zu nutzen. Aus dem Panoramasalon geht es auf das Vordeck und zum Hubschrauberlandeplatz, der auf halber Strecke zwischen Eigner- und Skyloungedeck liegt.

Es gibt sieben Gästekabinen an Bord: zwei auf dem Eigner­deck, vier auf dem Hauptdeck und eine auf dem Unterdeck. Die beiden Suiten auf dem ersten Oberdeck sind für enge Familienmitglieder bestimmt und haben ein eigenes Farbthema in Rosa- und Grüntönen. Ginkgoblätter sind die Hauptinspiration für das Design dieser beiden Kabinen. Die Kabinen auf dem Hauptdeck sind ganz ähnlich eingerichtet und bieten einen Blick aus den unverwechselbaren halbkreisförmigen Fenstern – laut Nuvolari Lenard ein übereinstimmendes Stilelement von „AHPO“ und der vorherigen Yacht des Eigners, „Quattroelle“. Die Gästekabine auf dem Unterdeck liegt gegenüber dem Kinoraum im Wellnessbereich, ein idealer Ort für einen aktiven jüngeren Gast, der seine Tage im Beachclub und auf dem Wasser optimal nutzen möchte.

Der Eigner wünschte sich die “AHPO” möglichst umweltfreundlich

Der für 37 Personen konzipierte Crewbereich an Bord liegt auf dem Unterdeck, ist geräumig und gut durchdacht – ein Wunsch des Eigners. Der Bereich wurde so gestaltet, dass er möglichst viel Privatsphäre bietet. Dazu gehört eine große Crewmesse, eine separate Lounge und ein Fitnessraum. Außerdem gibt es ein Krankenhauszimmer auf dem Tankdeck. Im Maschinenraum arbeiten zwei MTU-Motoren der 4000er-Serie, die den 3520-Tonner auf einen Topspeed von 18 Knoten bringen. Die 330 Tonnen Diesel in den Tanks garantieren eine Reichweite von 7000 Seemeilen bei zwölf Knoten. Effizienz und der Wunsch, so umweltfreundlich wie möglich zu sein, standen auf der Prioritätenliste der Eigner ganz oben. Die Yacht ist mit einem hochmodernen Abgasnachbehandlungssystem ausgestattet, das die Stickoxidwerte reduziert und gleichermaßen für eine Reduktion von Lärm und Vibrationen verantwortlich ist. Ebenso ist jedes Dieselaggregat mit einem Wärmetauscher versehen, der das Pool-, Whirlpool- und Brauchwasser erhitzt. So werden Wärmeenergieverluste vermieden und der Bedarf an zusätzlichen Heizsystemen minimiert.

Ein schwimmendes Paradies, das sich für 2,75 Mio. Euro pro Woche chartern lässt

Um eine Yacht wie „AHPO“ zu erschaffen, ist neben einem Team aus den weltbesten Designern, Konstrukteuren, Werft­arbeitern und Zulieferbetrieben insbesondere ein Eigner mit glasklaren Vorstellungen und viel Leidenschaft von allergrößter Bedeutung. „AHPO“ sollte die perfekte Familienyacht werden, das war von Anfang an das Ziel, ein Multi-Generationen-Paradies über mehrere Decks mit einer Vielfalt an Rückzugs- und Unterhaltungsmöglichkeiten.

Langeweile wird an Bord der außergewöhnlichen Lürssen-Neuheit sicher nicht aufkommen. Davon können sich seit diesem Sommer auch Chartergäste überzeugen. Für 2,75 Millionen Euro pro Woche reist das jüngste Nuvolari-Lenard-Design durch das westliche Mittelmeer und später durch die Karibik. Ob hier jeder Gast sein Paradies findet? Wenn nicht auf „AHPO“, wo dann …


Technische Daten “AHPO”

  • Länge über alles: 115,10 m
  • Länge (LWL): 97,50 m
  • Breite: 18,21 m
  • Tiefgang: 4,20 m
  • Verdrängung (leer): 3520 t
  • Gross Tonnage: 4902 GT
  • Material: Stahl, Alu
  • Motorenpaket: 2 x MTU 20V 4000 M733 x MTU 12V 2000 M41
  • Motorleistung: 2 x 3200 kW, 3 x 541 kW
  • Partikelfilter: HUG
  • Geschwindigkeit (max.): 18 kn
  • Geschwindigkeit (Reise): 12 kn
  • Reichweite @ 12 kn: 7000 sm
  • Kraftstoff: 330 000 l
  • Exteriordesign: Nuvolari Lenard
  • Interiordesign: Nuvolari Lenard
  • Klasse: 100 A1 SSC Passenger Yacht
  • Werft: Lürssen, 2021
  • Charterbroker: Moran Yacht & Ship
  • Charterrate: 2,75 Mio. Euro pro Woche
Foto: Werft

Skyloungedeck (2. und 3. von oben): Achtern lockt ein Acht-Meter-Pool zum Schwimmtraining, der Panorama­salon vorn gehört zum 340 qm großen Eignerbereich, der sich über zwei Decks erstreckt.

Hauptdeck (2. von unten): Hier staut die Crew die Tenderflotte, achtern befindet sich der formelle Salon, ein Meeting-Raum und der Speisesaal.

Unterdeck (unten): Achtern des Motorenraums befindet sich der 205 qm große Wellnessbereich und das Kino. Davor wohnt die 37-köpfige Crew.


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