Uske Berndt
· 27.03.2023
Mit der FD110 reitet Horizon weiter auf der Erfolgswelle. Die 34 Meter kommen jetzt auch als Dreidecker. Vorhang auf für „Freedom“.
Bei Horizon knallen die Champagnerkorken, Gründe zum Feiern gibt es bei der Werft mit Sitz im südlichen Taiwan mehr als genug: zum einen den 35. Firmengeburtstag, zum anderen die üppig gefüllten Auftragsbücher. Mehr als 20 Neubauten wurden 2022 ausgeliefert, dabei ginge auf dem Firmensitz in Kaohsiung noch viel mehr. „Die Werft hat eine jährliche Kapazität von 27 Neubauten“, sagt Tom Boogaard, Händler bei Horizon Yacht Europe auf Mallorca. Mit aktuell rund 70 Prozent Anteil ist die FD-Reihe ganz klar der Bestseller, „seit der Einführung wurden fast 70 Einheiten verkauft.“ Die Angebotspalette reicht derzeit von der FD75 bis hin zur noch nicht realisierten FD125.
Nun schiebt sich mit „Freedom“ die Horizon FD110 ins Rampenlicht, wieder ein Cor-D.-Rover-Design, ein schneller und stabiler Verdränger mit 34 Metern Länge und vergleichsweise großem Volumen. Bis heute ist sie zudem die größte der Reihe, die tatsächlich schon gebaut und ausgeliefert wird. Wie die kleineren Schwestern soll auch die 110 sowohl als „Bade-Yacht“ für küstennahes Cruisen dienen als auch längere Strecken mühelos bewältigen. Seetüchtigkeit, Robustheit und Reichweite heißen die Merkmale, welche die Kunden nachfragen und zu schätzen wissen. „Die Eigner fühlen sich sicher an Bord“, fasst Boogaard als Fazit zusammen. US-Ostküste, Karibik oder Australien und dabei besonders der raue Westen des Kontinents – das seien die beliebten Reiseziele der Käufer aus aller Welt.
Zwei Modelle stehen zur Wahl: der Zweidecker Skyline und die Variante Tri-Deck, die über dem Ober- oder Brückendeck noch ein kleines Sonnendeck mit Lounge und Bar bietet. Das Basis-Layout der knapp 7,50 Meter breiten Dame ist bei beiden gleich. Die üppig bemessene Mastersuite bekommt den Ehrenplatz im Bug des Hauptdecks, dafür liegt die Brücke eine Etage höher, gleich neben der Skylounge. Direkt vor dem Steuerstand befindet sich das mit Sofa, Minibar und Jacuzzi gut bestückte Vordeck. Beide Wohndecks verfügen zudem über eine große Heckterrasse. Ganz unten stehen die übrigen Kabinen bereit, vorn die für acht Gäste, am Heck für die sechsköpfige Crew.
Ansonsten sind zig Varianten möglich. So bekommt zum Beispiel der Salon auf Wunsch eine Bar und die Lounge auf dem Achterdeck zeigt sich optional mit Speiseplatz. Die offene Küche eine Etage tiefer führte Horizon erstmals mit der FD90 ein, seither gilt sie als ein Markenzeichen der Serie. Dank der sogenannten pocket doors auf beiden Seiten lässt sie sich vom Salon abtrennen. Zusätzlich fährt eine Glasscheibe zum Bartresen auf Knopfdruck hoch und wieder herunter. „So kann der Raum komplett geschlossen werden, wenn die Crew kocht oder tagsüber offen bleiben, wenn Eigner oder Gäste das Areal nutzen möchten“, erklärt Boogaard die Idee. Das Interiordesign von „Freedom“ macht einen klassisch italienischen Eindruck, ist aber made in Taiwan. Braun, Creme und helles Grau geben den farblichen Takt vor, in den Salons und Suiten tragen die Möbelfronten dunkle Holzgewänder in Walnuss oder Wenge – aber auch die Wände sind bis auf halbe Höhe damit bedeckt. Einen deutlichen Kontrast dazu setzen die hellen Decken und die Polsterstoffe der Sofas und Betten. Alles sehr schlicht und vorwiegend geradlinig, Opulenz geht anders. Selbst der italienische Kronleuchter über dem Speiseplatz hält sich vornehm zurück.
Was die Qualität angeht, steht auch die FD110 den vergleichbaren Bauten aus Europa in nichts nach. Wie bei den Vorgängerinnen entsteht der Rumpf in einem aufwendigen Vakuum-Infusionsverfahren, bei dem das Harz bis in die kleinsten Winkel der Bauteile vordringt und so die Yacht am Ende maximal fest und steif macht. Atech Composites, ein Tochterunternehmen von Horizon, laminiert den gesamten Rumpf praktisch in einem Schritt und sorgt mit diesem Vorgehen für hochfeste Bauteile. Erst 2019 flossen auf einmal 14 300 Liter Harz in ein 43 Meter langes und 15 Tonnen schweres Rumpfstück – Weltrekord! Offensichtlich haben sich die Investitionen in die Technik gelohnt.
Die Zusammenarbeit von Mutter und Tochter ist zuletzt noch effektiver geworden: Atech siedelte von ihrem zwei Kilometer entfernten Produktionsort an den Stammsitz um. Dort war Horizon schon dabei, das Gelände umzustrukturieren und die Hallen so zu erweitern, dass die Yachtbauer heute an bis zu sieben Rümpfen gleichzeitig arbeiten könnten. Anfang 2022 wurde dann noch das neue Bürogebäude sowie ein großes Warenlager fertig. Seitdem laufen alle Arbeitsschritte an einem Ort, vom allerersten Entwurf bis hin zur finalen Ausstattung für innen und außen.
Für den Antrieb der FD110 fiel die Wahl auf Generatoren von Onan sowie Motoren von Caterpillar (C32A). Die jeweils knapp 1200 Kilowatt starken Kraftpakete schieben die Tri-Deck auf eine Maximalgeschwindigkeit von 18,5 Knoten an. „Eine komfortable Reisegeschwindigkeit liegt zwischen zehn und 14 Knoten“, stellt Boogaard fest. Bei zehn Knoten komme die Yacht auf eine Reichweite von etwa 2000 Seemeilen. Die Zeichen für die Zukunft stehen gut. „Von der FD110 sind bereits sechs verkauft“, so der Händler. „Vier Stück sind ausgeliefert, drei Skyline und eine Tri-Deck. Aktuell sind zwei weitere Dreidecker im Bau.“