Ralf Marquard
· 16.05.2023
Ein trailerbarer Daycruiser, der mit guten Fahreigenschaften und großer Badeplattform überzeugt
Die Viper V 233 ist das kleinste Model der V-Linie aus dem Hause Europe Marine. Wie ihre Schwestern wird auch sie komplett in Deutschland gefertigt. Auf den ersten Blick erkennt man ihre typisch amerikanischen Linien. Auch die Unterbringung von zwei Personen in einer Kabine mit V-Koje und die Motorisierung mit einem Innenborder passt zu diesem Bootstyp. Gleiches gilt für Cockpit, Vordeck und Badeplattform. Das heißt, die Viper eignet sich für eine Vielzahl von Freizeitmöglichkeiten. Das beginnt bei der einfachen Entdeckungstour, geht über ausgedehnte Badeausflüge bis hin zu Reisen mit der Möglichkeit, auf dem Boot zu übernachten. Vergessen darf man natürlich nicht die Wassersportler, die für jegliche Art von Aktivitäten hinter dem Boot zu begeistern sind. Um es vorwegzunehmen, mit der Motorleistung ist das gut möglich.
Besonders positiv fällt bei der Ausrüstung die standardmäßige Verlängerung der Badeplattform auf. Darauf können sich mehrere Personen gut gleichzeitig aufhalten. Weiteres Plus: Der Antrieb wird von der Plattform abgedeckt, was die Verletzungsgefahr minimiert. Eine dreistufige Badeleiter erleichtert den Ausstieg aus dem Wasser, vor der Leiter sitzt noch ein Haltegriff. Nach vorn schließt sich die Sonnenliege auf dem Motorraumdeckel an, ihre Polster haben eine gute Festigkeit. Damit beim Gang ins Cockpit die Polsterbezüge nicht von den Füßen verdreckt werden, lassen sich die Polster an Steuerbord praktischerweise herausnehmen. Im Cockpit findet man eine u-förmige Heckbank mit Holztisch davor und einen Fahrer- sowie Beifahrersitz. Die beiden zuletzt genannten sind drehbar und lassen sich damit in die Sitzecke integrieren. Unter dem Cockpitboden findet man einen großen Stauraum, in seitlichen Fächern gibt es Getränkehalter. Wem die Sonnenliege im Heck nicht ausreicht, der kann sich noch ein weiteres Sonnenpolster – wie auf unserem Testboot – für das Vordeck bestellen. Erreicht wird dieser Platz an der Sonne über Trittstufen, die in die Kabinentür integriert sind.
Wer die Tür öffnet, findet dahinter eine typische v-förmige Liegefläche. In der Mitte liegt das Polster auf einem Rohrgestell, an den Seiten und vorn auf Kunststoffflächen, unter denen Staukästen eingearbeitet sind. Ablagen gibt es hinter den Lehnen. Wer längere Nonstop-Touren plant, kann gegen Aufpreis ein Chemieklo ordern, das auf dem Boden der Kabine steht. Ebenfalls auf der Zubehörliste steht die Heckdusche: Sie kostet gut 1.000 Euro extra und wird zusammen mit einem 47-Liter-Frischwassertank installiert.
Zum Fahren: Hier drehen wir unsere Runden auf dem Rhein im Bereich Heidenfahrt. Für die Messungen ein guter Abschnitt, da es im Fahrwasser recht ruhig zugeht, die Geschwindigkeiten nehmen wir mit und gegen den Strom auf. Maximal erreichen wir fast 43 kn, in dieser Situation laufen dann 1,73 l/sm Benzin durch die Spritleitung. Daraus ergibt sich mit dem installierten 185-l-Tank eine Reichweite von 89 sm zuzüglich 15 % Reserve. Am wirtschaftlichsten ist man mit 22,4 kn (3000 U/min) unterwegs. Der Ver-brauch liegt kurz unterhalb von 1 l/sm und wir errechnen eine Reichweite von 161 sm. Aber auch bei 2500 U/min und 3500 U/ min liegen die Verbräuche in einem recht sparsamen Bereich, sodass man mindestens 151 sm mit einer Tankladung zuzüglich 15 % Reserve schafft. Ein Wert, der für die Bootsgröße durchaus respektabel ausfällt. In langsamer Fahrt (etwa 4,5 kn) liegt die Reichweite bei ungefähr gleichem Wert. In Verdrängerfahrt giert das Boot gleitertypisch, hier sollte man die Ruhe bewahren und wenn überhaupt, nur wenig gegenlenken. Wer den Gashebel nach vorn schiebt, kommt zwischen etwa 1500 U/min und 2500 U/min von Verdrängerin Gleitfahrt. Sitzende Fahrer haben dabei kurz den Bug im Sichtfeld, stehende Skipper genießen dagegen komplett freie Voraussicht. Rauf auf den Slalomkurs: Hierbei schwingt die Viper sicher von der einen zur anderen Seite und reagiert direkt auf die leichtgängige Steuerung. Wer das Ruder kräftig verreißt, erlebt ebenfalls keine unangenehme Überraschung. Das Boot schwingt nicht nach, sondern fährt nach dem Schlenker weiter sauber seinen Geradeauskurs. In schnellen Kurven mit Powertrimm down zieht die Viper sportlich rum, bremst sich dabei selbständig ab und der Propeller schnappt zum Schluss Luft. Fährt man die Kreisel mit Powertrimm (etwa 5 auf der Anzeige), reagiert der Rumpf eine Nummer sensibler.
Für den Rauwassertest hatten wir Sportbootwellen und Wellen von Binnenschiffen zur Verfügung. Diese Überspringt die Viper V 233 mit wirtschaftlicher Gleitgeschwindigkeit weich und trocken. Bleiben noch die Hafenmanöver: Hier zeigen Wendekreise zwischen etwa 1 und 1 1/2 Bootslängen typische Durchmesser für ein Sportboot mit Z-Antrieb. Beim Umsteuern in Rückwärtsfahrt schwenkt der Bug nach etwa 4 Sekunden um.
Gelenkt wird auf unserem Testboot an einer höhenverstellbaren Steuerung, die mit einem optionalen Gussi-Lenkrad ausgestattet ist. Ob sitzend oder stehend, das Lenkrad lässt sich in allen Positionen uneingeschränkt bedienen. Gleiches gilt für die mechanische Einhebelschaltung. Auf der Windschutzscheibe gibt es nur geringe Spiegelungen, Gleiches gilt für den Blick auf die Instrumente. Bei Letzteren kritisieren wir, dass der Kompass Aufpreis kostet. Die serienmäßigen Schalensitze von Fahrer- sowie Beifahrer geben super Seitenhalt und haben eine sportliche, feste Polsterung. Festhalten kann sich der Beifahrer an einem seitlich montierten und ausreichend groß dimensionierten Niro-Griff. Seine Füße stellt er auf den Boden.
Der Motor steht unter der bereits erwähnten Hecksonnenliege. Wer diese hochklappt, findet auf unserem Testboot einen MerCruiser-Benzin-Innenborder (250 PS) in einem geräumigen Motorraum. Der Servicetechniker hat ordentlich Platz für die Wartungsarbeiten und findet sorgfältig verlegte Leitungen. In die Bilge führt ein Lüftungsschlauch mit Ventilator und eine elektrische Bilgenpumpe sowie eine Talamex-Handlenzpumpe sind ebenfalls vorhanden. Weiteres Lob bekommt die im Motorraum installierte Feuerlöschanlage und der Sprithahn in der Kraftstoffleitung. Die E-Anlage ist mit gut erreichbarem Hauptschalter und Stecksicherungskasten ausgeführt. Die Verarbeitung von Polster und Kunststoff macht einen ordentlichen Eindruck und die Befestigungspunkte sind fachmännisch verstärkt. Das gilt natürlich auch bei den Klampen, an denen die Viper V 233 sicher festgemacht wird.
Servolenkung; Schaltung; Fahrer-, Beifahrersitz; Kojen; Hecksitzecke; Tisch; Hecksonnenliege; Badeleiter; Badeplattform; Mitteldurchgang; Handläufe; Reling; Wasserskizugöse; Cockpitplane; Fluchtluke, Feuerlöschanlage, elektrische Bilgenpumpe; Handlenzpumpe; Staukästen; Ablagen; Ankerkasten; Klampen; Ösen (1 x vorn, 2 xachtern); E-Anlage; Hauptschalter; Batterie; Sicherungspanel; Navigationsbeleuchtung; Kraftstofftank; Motorkontrollanzeigen (Smart Craft).
FAHREN & MANÖVRIEREN
VERARBEITUNG & TECHNIK
SICHERHEIT
KOMFORT AN BORD
Die Viper V 233 ist ein Sportboot, mit dem man agil und sicher unterwegs ist. Das Boot lässt sich mit seinen Abmessungen und seinem Gewicht gut trailern und damit einfach zu den unterschiedlichsten Revieren bringen. Das können Binnengewässer genauso sein, wie der Törn auf „küstennahen Gewässern“ (CE-Kategorie C). Die Kunststoffarbeiten und Installationen sind sorgfältig und fachmännisch ausgeführt.