Viel ist nicht bekannt, wie üblich bei Neubauten von Lürssen. Auch nach 150 Jahren – die Bremer Werft feiert in diesem Jahr ihr Jubiläum – hält man sich meist bedeckt, wenn es um die ganz großen Yachtprojekte geht. Einzig auf eine Länge von 134,20 Meter scheinen sich gut informierte Yachtspotter geeinigt zu haben.
Den Stahl-Alu-Kasko schweißte die Traditionswerft in eigenen Hallen in Vegesack, von denen ins 219 Meter lange überdachte Schwimmdock auf der gegenüberliegenden Seite der Weser verholt wurde. In Bremen-Aumund gelangte nun Wasser unter den Kiel der Gigayacht. Und neben zwei Azipod-Antriebseinheiten und zwei Paar Flossenstabilisatoren kam Extravagantes zum Vorschein. Die letzten beiden ganz Großen Lürssens „Blue“ (160 m, 2022) und „Opera“ (146 m, 2023), dockten in dezentem Weiß aus.
Auf optische Diskretion scheint es der Eigner von Projekt „Deep Blue“ nicht abgesehen zu haben. Auch wenn keine Angaben zum Designstudio gemacht werden, lässt sich im Exterieur eine stilistische Melange aus vielerlei Lürssens verschiedener Gestalter erkennen. Farblich erinnern die Alu-Aufbauten an „Kaos“, die sich in einer Art Monza-Blau vom weißen Stahlrumpf absetzen, den Fensterbänder in die Länge ziehen und flach wirken lassen.
Der vordere, rasant geschwungene Teil der Aufbauten trägt Züge von „Amadea“ und lässt an die Schwingen eines Greifvogels denken. Wiederum laufen die Decks achtern ähnlich oval aus wie auf „Ahpo“. In der Dämmerung akzentuieren die Linien von „Deep Blue“ eine Flut an LED-Streifen, wie man es zuvor bei „Luminance“ gesehen hat.
Einzigartig ist die Bugsektion. Der Steven wirkt im Vergleich zu ähnlich großen Lürssens niedriger und läuft in einem Bugspriet aus, der dem Schnabel eines Greifs oder Schwertfisches nachempfunden sein könnte. Zu Letzterem würde der Verlauf des Mastes im Stile einer Rückenflosse passen. Bei all der Spekulation sei eine weitere Mutmaßung erlaubt, was den Klarnamen der 134 Meter langen Yacht betrifft. Wieso nicht „Blue Marlin“?