RankingDie 9 besten Sonderaustattungen und Zukunftsvisionen

Boote Exclusiv

 · 30.07.2023

Weites Feld: „Gene Machines“ Erster  Ingenieur versucht auf den Bahamas,  das Grüne im Blauen zu treffen.  Landet der Ball im flüssigen Bunker, löst  er sich auf und wird zu Fischfutter
Foto: MY Gene Machine
Superyachten sind per se extraordinär. Es gibt jedoch gewisse Merkmale, die sie zu den ultimativen Spaßobjekten für Eigner und Crew machen

9 Joy

Ball über Bord, ade

Den Basketballplatz aufs Deck holte Larry Ellison bereits vor 20 Jahren mit dem Refit von „Enigma“. Auf „Rising Sun“ spielte Ellison sogar während der Fahrt und stellte dafür eigens einen Balljungen ein, der im Tender und mit Kescher bewaffnet über Bord gegangene Bälle einsammelte. Auf „Joy“ bleibt diese Position innerhalb der 19-köpfigen Crew unbesetzt; wann immer einem der zwölf Gäste nach ein paar Würfen ist, macht ein Bandensystem den Court zum Käfig und waghalsige Ball-über-Bord-Manöver überflüssig. Direkten Zugang aus seinem Apartment auf dem Oberdeck hat der junge Eigner, der die 70 Meter bei Feadship orderte. Alternativ wird das zwölf Meter lange Vorschiff zur Badminton-Arena. Im Charterbetrieb legen die luftig-kantigen Bannenberg-&-Rowell-Linien für 600.000 US-Dollar die Woche ab.

Basketballplatz auf JoyFoto: Peter SeyfferthBasketballplatz auf Joy

8 Gene Machine

Mobiles 19. Loch

Mit der Bugspitze erkor die Crew dieser 55 Meter langen Amels 180 einen besonders prominenten Platz für das Abschlagtraining aus. Auf dem Sundeck – ein sonst sehr beliebter Ort – befindet sich das Laboratorium für die Tochter des „Gene Machine“-Eigners Dr. Jonathan Rothberg. Der US-amerikanische Chemie-Ingenieur benannte seine Yacht nach den wegweisenden DNA-Sequenzierautomaten seines Unternehmens Ion Torrent. Auf dem Foto arbeitet der Erste Ingenieur Liam Quilter auf den Bahamas an seinem Schwung. Wer das schwimmende Green von FunAir verpasst, muss sich nicht mit grünen Gewissensbissen plagen: Ausschließlich Biobälle von AlbusGolf landen im Nass. Die Außenhülle der einen Euro teuren Bälle löst sich vollständig auf und legt nach 48 Stunden den Kern aus Fischfutter frei.

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Weites Feld: „Gene Machines“ Erster Ingenieur versucht auf den Bahamas, das Grüne im Blauen zu treffen. Landet der Ball im flüssigen Bunker, löst er sich auf und wird zu FischfutterFoto: MY Gene MachineWeites Feld: „Gene Machines“ Erster Ingenieur versucht auf den Bahamas, das Grüne im Blauen zu treffen. Landet der Ball im flüssigen Bunker, löst er sich auf und wird zu Fischfutter

7 Sherpa

Explorer mit vielen Spleens

Der Wasserwerfer ist die offensichtlichste Spezialanfertigung an Bord des 73 Meter langen Explorers. Das RWD-Design war ursprünglich als Versorger geplant, wuchs mit fortschreitender Bauzeit aber rasant in Größe und Ausstattung. So zieren das Schanzkleid vor dem Bugspriet Mahagoni-Sitzschalen, für die der Eigner sogar bei Royal Van Lent im niederländischen Kaag Probe gesessen haben soll. Als eine weitere Besonderheit hervorzuheben ist der Kontrast aus dem matten Stahlrumpf mit erkennbaren Schweißnähten und den teils verspachtelten und hochpolierten Alu-Aufbauten. Auf dem 13,20 Meter breiten Hauptdeck hieven zwei Kräne Fahrzeuge an Land oder ins Wasser. Hingegen für die Außenwelt gänzlich im Verborgenen bleiben die Echtholz-Feuerstellen sowie die lilafarbenen 16-Zylinder von MTU und Propeller, die Gäste und Crew durch Sichtfenster bewundern.

Explorer “Sherpa”Foto: Giovanni RomeroExplorer “Sherpa”

6 Game Changer

Eine Tiefgarage für den Aerotender

Auf der 69,15 Meter langen Expeditionsyacht ist der Heli-Hangar nur eines von vielen Ausstattungsmerkmalen abseits der Norm. Auf dem voll zertifizierten Heliport landet ein Airbus H130 T2, auch unter rauen Bedingungen. Ehe der Aerotender abtauchen darf, muss er jedoch vom letzten Salzkristall befreit werden. Danach startet unter Deck das Auftanken, die Wartung und die Auswertung der 8K-Kamera unterhalb der Nase. Unter dem Hangar befindet sich eine Trimax-fähige Tauchbasis, die ein Gemisch aus Sauerstoff, Stickstoff und Helium für technisches Tauchen in großen Tiefen bereitstellt. Die Crew verlascht mittschiffs einen Open-Tender, ein Landungsboot, ein Tauchboot von U-Boat Worx und einen Tauchroboter von Saab. Beide können in Tiefen von bis zu 1100 Metern vordringen.

Helikopterhangar auf “Game Changer”Helikopterhangar auf “Game Changer”

5 Elandess

Mit Neptun auf Augenhöhe

Den 74 Meter messenden A-&-R-Bau konzipierte der Eigner in enger Absprache mit der Werft und den Designern von Harrison Eidsgaard als Familienyacht, was ebenso die Bedürfnisse der Enkelkinder einschließt. Die Kleinen wollen oftmals die Unterwasserwelt beobachten, ohne selbst in die ungewohnte Dunkelheit abtauchen zu müssen. In der zweireihigen „Neptune Lounge“ hinter dem neun Zentimeter dicken Glaslaminat aus zehn Schichten sind die eifrigen Meeresbeob­achter jederzeit sicher, denn das ist mehr als stahläquivalent; die norddeutschen Glasexperten von GL Yachtverglasung simulierten für die Klassifizierungsgesellschaft den unwahrscheinlichen Fall einer Kollision, bei dem lediglich die ersten vier Scheiben zu Bruch gingen. Bei Dunkelheit schaltet die Crew Unterwasserbeleuchtung und Soundsystem ein. Auf die dritte Nutzungsvariante als Kino verzichtet der Eigner vorerst.

Die Yacht wurde verkauft und trägt nun den Namen „M’Brace“ (Anm. der Redaktion)

“Neptune Lounge” auf der “Elandess”Foto: Mike Jones/WATERLINE MEDIA“Neptune Lounge” auf der “Elandess”

4 Driftwood

Perfekter Wellensucher

Der größte Traum eines jeden Surfers ist der Ritt auf der perfekten Welle. Ebensolche erlebt aber in der Regel nur, wer sich an Weltklasse-Spots gegen Heerscharen von Profis durchsetzt oder wer hohl brechende Wellen über lange Zeit ganz für sich allein hat oder mit seinen Freunden teilt. Aus diesem Grund suchen Surfer auch mithilfe von Yachten nach abgelegenen Riffen, etwa vor Fidschi oder Barbados. Dorthin bringt „Driftwood“ zwölf Personen für eine wöchentliche Charterrate von 275.000 US-Dollar. Das Juwel der 55 Meter langen Amels 180 ist der Beachclub. Der hält einem schwimmenden Surfcenter gleich zwei Dutzend Surfboards für jede Wellenhöhe bereit, und die „Driftwood“-Crew besteht größtenteils aus erfahrenen Surfern. Ist der Ozean flach, kommen Seabobs, Jetboards oder Tauchequipment zum Einsatz. Oder es geht auf ausgiebige Erkundungstour mit dem Chaseboat, einer 19 Meter langen SACS Strider.

Surfbretter auf “Driftwood”Surfbretter auf “Driftwood”

3 Solandge

Kreative Jacuzzi-Deckelung

Der 85 Meter lange Lürssen-Bau im Øino-Styling erzielt mit vergleichsweise kleinen Mitteln die wohl größte Wirkung des Rankings. Auf dem vorderen Sundeck mutiert der mit Mosaiksteinen verzierte Whirlpool dank einer auf acht Edelstahlstangen montierten Platte zur Tanzfläche. Dann bezieht der DJ hinter der Bar sein Pult und versorgt die tanzlustige Meute mit Klängen aus der Dolby-Surround-Anlage. Bunte LEDs runden den Partyabend weit über der Wasseroberfläche ab. Die Gebrüder Jacuzzi, die Erfinder des sprudelnden Rundbeckens, hätten sicher nichts gegen die kreative Deckelung einzuwenden.

Steht den „Solandge“-Gästen der Sinn nach Entertainment, spannt die Crew eine rund sechs Quadratmeter große Leinwand auf und aktiviert den über der Bar sitzenden Beamer. Ziehen wiederum Regenwolken auf, wird der Film im Kino auf dem Tankdeck zu Ende geschaut. Für eine Million Euro genießen zwölf Personen eine Woche lang alle Annehmlichkeiten des „schwimmenden Spas“. Wen es in der Zeit doch mal von Bord zieht, der steigt auf die elf und zehn Meter langen Tender, das Wakeboardboot oder die Jetskis.

Der Jacuzzi wird zum Dancefloor auf der “Solandge”Foto: Klaus JordanDer Jacuzzi wird zum Dancefloor auf der “Solandge”

2 Serene

Exklusive Elfenbucht

Die 2011 gelaunchten 134 Fincantieri-Meter stechen in vielfacher Hinsicht hervor. Star-Yachtdesigner Espen Øino war bei der Vergabe der Nocks ungewöhnlich spendierfreudig. Und wollte damit vielleicht auch eine Reverenz in Richtung der kommerziell äußerst aktiven Fincantieri-Werft senden. Denn den vorderen Seitendecks entspringen gleich auf drei Ebenen überbordende Buchten, die seitlich der Brücke klassisch für Anlegemanöver, den Feuerschutz oder die Sichtnavi­gation genutzt werden. Die hedonis­tische Nock-Nutzung eine Etage tiefer mögen nautische Hardliner hingegen als respektlos empfinden. Aus ovalen Jacuzzis neben seiner Oberdecksuite beobachtet der Eigner, wie der Helikopter vom Vordeck aus operiert, oder er gibt sich ausgedehnten Naturbetrachtungen hin. Um das einmalige Badevergnügen weit über dem 18,50 Meter breiten Rumpf noch spektakulärer zu gestalten, bestand der Eigner auf Poolböden aus Glas.

Dass der jetzige „Serene“-Eigner Mohammed bin Salman regelmäßig in den Genuss der Pool-Nock kommt, ist zu bezweifeln; der saudische Kronprinz soll primär aus Sicherheitsgründen viel Zeit an Bord verbringen und sich entsprechend bedeckt halten. Der Vorbesitzer hingegen nutzte den Siebendecker mit einem Helikopter, einer Tender-Armada inklusive Docking-Pool und einem Unterseeboot für weite Abenteuerreisen. Die unten gezeigte Aufnahme entstand im Norden Alaskas, wo 98 Prozent der Küste nicht betretbar sind, sich aber bestens vom Privatpool aus beobachten lassen.

Motoryacht Serene in AlaskaFoto: Neil RabinowitzMotoryacht Serene in Alaska

1 Anna

Trainingslager beim Club-Boss

Die 110-Meter-Feadship, auf deren Vorschiff dieser 19 Meter lange Kunstrasenplatz steht, gehört dem Mehrheitseigner des AS Monaco, Dmitry Rybolovlev. Er erwarb 66,7 Prozent der Grimaldi-Anteile im Jahr 2011 für einen symbolischen Euro und führte den Fürstenclub mit seinem 300-Millionen-Investment innerhalb von fünf Jahren von der zweiten französischen Liga zum Titel in der Ligue 1. Der 52-Jährige war derjenige, der das Da-Vinci-Gemälde „Salvator Mundi“ von Christie’s versteigern ließ. Ob der Oligarch seine Equipe als Meisterschaftsprämie an Bord begrüßen wird, bleibt abzuwarten.

Das Zeug zum Profiplatz hätte das Games-Deck von Superyacht Tenders and Toys (SYTT) allemal. Die Eckpfeiler, die wie alle Stangen und Tore aus Prepreg-Karbon sind, werden jeweils über Violinblöcke gespannt und von Diagonalstützen gehalten. Die Banden bilden drei Meter hohe Netze aus Dyneema, die Taljenzüge so straff ziehen, dass sie Windgeschwindigkeiten von bis zu 30 Knoten standhalten. Die SYTT-Crew zertifizierte das Games-Deck für Bodychecks, in die drei Personen involviert sind. Aus den Ecken ragen LED-Scheinwerfer sechs Meter nach oben. Und auch das Spiel auf dem Kleinfeld findet unter den Großen immer mehr Anklang. Für „5-a-side football“ (fünf gegen fünf) gibt es in Großbritannien eigene Ligen. Um Chancengleichheit zu wahren, sollten regelmäßig Seitenwechsel durchgeführt werden. Denn das Spielfeld ist am Bug nur 6,50 Meter und ganze 10,50 Meter breit auf der anderen Seite.

Footballfeld auf der “Anna”Foto: Peter SeyfferthFootballfeld auf der “Anna”

Zukunftsvisionen

REV

Aus dem Pool unter den Kiel

Hier präsentieren wir Ausstattungen, die noch nicht Einzug ins Yachting gehalten haben oder die, wie im Fall von „REV“, erst zeitnah realisiert werden. Ob die 182 Meter im kantigen Øino-Styling nun Yacht oder Schiff im Dienste der Wissenschaft sind, sei an dieser Stelle zu vernachlässigen. Hier geht es um den Moon-Pool, eine Rumpföffnung unterhalb der Wasserlinie, aus der Taucher oder kleine U-Boote filmreif in die Unterwasserwelt gleiten; eine luftdichte Abriegelung verhindert ein Fluten des Raums. Paul Allen (†) nutzte auf seiner 126-Meter-„Octopus“ bereits einen Moon-Pool für Forschungszwecke. Ähnliches hat der norwegisch-kanadische Geschäftsmann Kjell Inge Røkke vor. Doch auf „REV“ misst der Pool fünf mal 7,70 Meter und entsendet auch Drohnen.

Bild 1

Mauna Kea

Eruptives Rutschvergnügen

Dieses 101 Meter messende Projekt benannte der italienische Desig­ner Roberto Curtò nach Hawaiis größtem Berg. Zum einen weil die Aufbauten der trapezförmigen Silhouette des 4205 Meter über das Meer ragenden Vulkans ähneln. Zum anderen mündet eine Rutsche von der ein Deck höher liegenden Eigneretage in den Pool auf dem achterlichen Hauptdeck. Das hinabfließende Wasser soll – obwohl Mauna Kea ein schlafender Vertreter ist – einen Lavastrom symbolisieren. Curtòs famose Konzeptstudie vermarktet SuperYachtsMonaco, als ausführende Werft brachte sich Fincantieri Yachts ins Spiel. Fehlt nur noch ein jung gebliebener Eigner oder einer, der seinen Kindern oder Enkelkindern eine sehr große Freude bereiten möchte.

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Stehende Welle

Surf-Action im Beachclub

Nein, diese künstliche Welle bricht noch auf keiner Super­yacht. Der 15 mal 7,50 Meter große Wave-Pool steht – nicht minder ungewöhnlich – in einem Sportkaufhaus. Bei L&T in Osnabrück surfen Sportbegeisterte seit Februar 2018 zehn Meter unter der Erde bis zu 1,40 Meter hohe Wellen. Dem 800 Kubikmeter Wasser fassenden Becken werden täglich 2000 bis 3000 Liter Frischwasser zugeführt. Für einen im Heck angesiedelten Beachclub würde das einer Belastung von 800 Tonnen gleichkommen. Mit einem Zehntel des Gewichts schlägt der 15 Meter lange Pool auf der 82 Meter langen „Graceful“ zu Buche. Die zwei möglichen Realisierungsvarianten: entweder das Becken und damit die Welle etwas verkleinern oder auf einer weitaus größeren Yacht installieren. Das BOOTE EXCLUSIV-Team plädiert für eine zeitnahe Umsetzung.

boot/img-1673_24dd4d814e4d0981fa326269af6a928cFoto: L&T_Ina

Dieser Artikel erschien in der BOOTE Exclusiv-Ausgabe 03/2019 und wurde von der Redaktion im Juli 2023 überarbeitet.


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