Schnelle Boote werden langsamer, Komfort und Sicherheit nehmen ab, allein der Spritverbrauch zeigt steigende Tendenzen. Die Ursache ist immer die gleiche: falscher Trimm. Dazu gehören Begriffe wie Trimmbolzen, Power-Trimm, Trimmklappen, konstruktive Wasserlinie, Krängung und Trimmwinkel. Was dem einen klar und verständlich erscheint, lässt den anderen schier verzweifeln. Dabei ist richtiges Trimmen keine wissenschaftliche Arbeit. Die leistet der Konstrukteur am Computer. Er platziert Motor, Tank und Einbauten an die richtige Stelle und legt anhand des berechneten Gewichtes die (konstruktive) Wasserlinie fest. Der Eigner braucht dann eigentlich „nur“ noch darauf zu achten, dass sein Boot auf der vorgezeichneten Linie im Wasser schwimmt. Das heißt, es soll nach Möglichkeit weder überladen noch heck- oder buglastig sein.
Wenn Motorboot-Fachleute vom Trimmwinkel sprechen, geht es um kein Spezialwerkzeug für die Motoren oder Getriebe-Reparatur, sondern um Geometrie. Gemeint ist der Winkel, den die Längsachse zur Wasseroberfläche einnimmt.
Am einfachsten kommt man mit einem Klinometer, einem Krängungsmesser, ans Ziel. Wichtig ist, dass dieser nicht quer, sondern in Längsrichtung montiert wird. Auch Pendel, vor einer Skala montiert, oder ein Schwimmkörper (Wasserwaagen-Prinzip) zeigen schnell und deutlich, wie es um den Trimm bestellt ist.
Eine weitere Möglichkeit tragen viele von uns immer mit sich. Gemeint ist das Smartphone, das mit der entsprechenden App eine Art Wasserwaage darstellt und sogar den entsprechenden Winkel anzeigt.
Verdrängerrümpfe haben häufig einen mäßigen Tiefgang und abgerundete Rumpfformen. Anstatt über das Wasser zu gleiten, bewegen sie sich durch das Wasser und verdrängen es dabei. Der Kiel sorgt für eine gleichmäßigere und besser steuerbare Fahrt.
Verdrängerrümpfe können niemals gleiten und sind auf die Rumpfgeschwindigkeit beschränkt. Unabhängig von der aufgewendeten Motorleistung kann das Boot nie über diese Geschwindigkeit hinausgehen. Die Rumpfgeschwindigkeit richtet sich nach der Länge der Wasserlinie des Bootes. Je länger der Rumpf des Bootes ist, desto höher kann die Rumpfgeschwindigkeit sein.
Wir haben dafür extra einen Geschwindigkeitsrechner für die drei Haupttypen Verdränger, Gleiter und Halbgleiter programmiert. Einfach die Werte eingeben und staunen!
Verdrängerrümpfe sind bekannt für ihre Stabilität und Seetüchtigkeit. Die Rumpfform scheint der Schlüssel für die relativ einfache Fahrt gegen die Wellen zu sein.
Bei seiner Rumpfgeschwindigkeit benötigt ein Verdrängerrumpf etwa 95 bis 100 Prozent seiner Motorlast. Er ist bei konstanter, langsamer Fahrt sehr effizient, verliert aber diese Effizienz, wenn versucht wird, über die Rumpfgeschwindigkeit hinauszugehen.
Verdränger müssen in Ruhelage horizontal auf dem Wasser liegen, wobei die Unterwasserseite des Wasserpasses oder die Oberkante des Unterwasseranstrichs deutlich sichtbar sein sollten. Liegt eines von beiden unterhalb der Wasserlinie, ist das Boot überladen. Abspecken ist angesagt.
Anders als geringe Buglastigkeit (bis 1°), die bei einer ausreichend starken Motorisierung (hebt den Bug in der Regel etwas an) durchaus akzeptabel ist, muss man gegen Hecklastigkeit in jedem Fall etwas tun. Denn diese erhöht den Widerstand und damit den Spritverbrauch enorm. Der Trimmwinkel soll bei Verdrängern nicht größer als vier Grad sein. Häufig genügt es schon, Ausrüstung und Proviant von achtern nach vorn zu stauen. Diese Gewichtsverlagerung kann auch gegen ungewollte Krängung helfen.
Zuverlässig bei rauem Wasser
Gute Kraftstoffeffizienz bei Reisegeschwindigkeit
Auf Rumpfgeschwindigkeit beschränkt
Typisches Rollen an Ankerplätzen
Ein Gleiter wird durch den hydrodynamischen Auftrieb angehoben und schwimmt auf dem Wasser und kann so schnelle Geschwindigkeiten erreichen. Bei geringen Geschwindigkeiten neigen sie zum Gieren (selbstständiges hin und Herschwenken des Bugs).
Gleiter sind extrem schnell und wendig. Sie können je nach Motorleistung und Design Geschwindigkeiten weit über der Rumpfgeschwindigkeit erreichen.
Anstatt "durch das Wasser" zu fahren, bewegen sich Gleiter über die Wasseroberfläche und sind daher dem Zustand der Wasseroberfläche, also Wellen, stärker ausgesetzt.
In langsamer Fahrt benötigen der Gleiter ebenfalls recht wenig Kraftstoff. Der Verbrauch erhöht sich deutlich im Übergangsbereich von Verdränger- in Gleitfahrt. In Gleitfahrt reduziert sich der Spriterbrauch in Liter pro Seemeile wieder und man ist wirtschaftlich unterwegs.
Stimmen Rumpfform und Motorisierung, überwinden Gleiter die eigene Bugwelle und gleiten auf der Wasseroberfläche. Der Trimm in Ruhelage und Verdrängerfahrt ist bei ihnen eigentlich zweitrangig. Es gibt nicht wenige Gleiter, die auf dem Liegeplatz und in Verdrängerfahrt an Hecklastigkeit leiden. Schuld daran sind in der Regel schwere Motoren, die im oder am Heck montiert werden müssen. Schnelle Day- und Sport-Cruiser werden zu 90 Prozent mit Außenbordern oder Einbaumotoren mit Z-Antrieb motorisiert, Wellenanlagen mit Wendegetriebe oder Pod-Antriebe kommen mit wenigen Ausnahmen in schnellen Booten ab etwa zehn Metern zum Einsatz. Neben Motorleistung und Propellerabstimmung muss auch die Gewichtsverteilung an Bord stimmen, damit das Boot beim Beschleunigen jederzeit problemlos von Verdränger- in Gleitfahrt kommt. Schnelle Gleiter fahren am besten und sichersten mit Trimmwinkeln zwischen zwei und vier Grad.
Hohe Geschwindigkeiten möglich
Hervorragende Wendigkeit
Unbequeme schnelle Fahrt bei rauem Wasser
Hoher Kraftstoffverbrauch beim Übergang zum Gleiten
Ein Halbgleiterrumpf kombiniert Merkmale des Verdränger- und des Gleiterrumpfs. Er verdrängt Wasser bei niedrigen Geschwindigkeiten, kann aber bei schneller Reisegeschwindigkeit einen gewissen dynamischen Auftrieb erzeugen und wir dadurch schneller.
Halbgleiterrümpfe liegen in ihrer Geschwindigkeit zwischen Verdrängern und Gleitern. Sie können höhere Geschwindigkeiten als reine Verdränger erreichen, ohne die volle Gleitfahrt eines Gleiters zu schaffen.
Halbgleiter sind oft schwerer als reine Gleiter und fahren mit langsamen Geschwindigkeiten wie eine Verdränger. Gibt man Gas und fährt im Halbgleiterbereich meist kursstabil aber mit einem erhöhtem Bug.
Im langsamer Fahrt verbraucht der Halbgleiter in der Regel wenig Kraftstoff, was sich in schneller Fahrt spürbar erhöht.
Der Kompromiss zwischen Verdränger und Gleiter stellt besondere Anforderungen an das Trimmen. Halbgleiterrümpfe sind besonders empfindlich gegenüber der Gewichtsverteilung und dem Trimm. Auch Halbgleiter dürfen ihre Nase (Bug) nach Möglichkeit nicht zu sehr nach oben in den Himmel strecken. Trimmwinkel über sechs Grad fallen in die Rubrik „unwirtschaftlich“.
Kombination von Geschwindigkeit und Komfort
Flexibilität: sparsam bei niedriger Geschwindigkeit, schnell bei Bedarf
Benötigt stärkeren Motor als Verdränger gleicher Länge
Bei sehr hohen Geschwindigkeiten weniger komfortabel als Gleiter