HafenmanöverAcht geben

Christian Tiedt

 · 09.05.2021

Hafenmanöver: Acht gebenFoto: Christian Tiedt

Was man beim An- und Ablegen zum Thema Festmachen wissen und können sollte

LEINE WERFEN

1 Die Leine sauber in Buchten in einer Hand aufschießen
Foto: Christian Tiedt

Generell gilt Folgendes beim Leinenwurf: Den Empfänger freut es zwar, wenn ihn kein schweres Bündel trifft, sondern nach gezieltem Wurf nur ein bis zwei Buchten bei ihm ankommen. Noch mehr freut es ihn aber, die Leine aus der Hand direkt übergeben zu bekommen. Manchmal jedoch lässt sich der Wurf nicht vermeiden. Deshalb gehört zur Vorbereitung jedes Hafenmanövers eine lange Manöverleine, die man auch werfen kann. Und so geht’s: 1 Die Leine sauber in Buchten in einer Hand aufschießen. 2 Dann zwei bis drei Buchten in die Wurfhand nehmen, je nach Leinenstärke und eigener Kraft. Eine Bucht fallen lassen, um auszuholen. 3 Jetzt die verbleibenden Buchten zur Zielperson hinüberschleudern, 4 dabei die Hand schnell mit dem aufgeschossenen Bund in Wurfrichtung öffnen, 5 damit so viel Leine wie nötig von selbst ablaufen kann.

KLAMPE BELEGEN

Den Festmacher 180 Grad um die Klampe legen. So hat er meist schon ausreichend Reibung. Die feste Part muss dabei von der Klampe wegführen. Sonst kann sie die lose Part bekneifen (so wie hier gezeigt wird die Leine auch geführt, wenn sie gefiert werden muss).
Foto: Christian Tiedt

Rundtörn, Achten, Kopfschlag: Diese drei Wörter sollte sich jeder an Bord wie ein Mantra einprägen. Denn jedes Crewmitglied kann beim Hafenmanöver in die Verlegenheit geraten, einen Festmacher in die Hand zu bekommen. Da auf den meisten Booten und an vielen Stegen Klampen vorhanden sind, sollte man auch wissen, wie man diesen darauf belegt. Ihre Wirkung erzielen Klampen durch Reibung. Indem Achten geschlagen werden, verlängert sich die Strecke, auf der Reibung wirkt. Sie wird zusätzlich durch die scharfe Umlenkung an den Hörnern erhöht. So geht’s: 1 Den Festmacher 180 Grad um die Klampe legen. So hat er meist schon ausreichend Reibung. Die feste Part muss dabei von der Klampe wegführen. Sonst kann sie die lose Part bekneifen (so wie hier gezeigt wird die Leine auch geführt, wenn sie gefiert werden muss). 2 Nach dem ersten Rundtörn wird dann die lose Part in Achten um die Hörner gelegt, und zwar so oft, bis kein Zug mehr auf der losen Part 3 ist, sonst könnte sich der abschließende Kopfschlag bekneifen. Denn der soll nur zur Fixierung der Achten dienen. 4 Der Kopfschlag muss unbedingt kreuzend ausgeführt werden. Dabei liegen am Ende alle Achten parallel übereinander

Wird der Festmacher auf Slip gefahren, was später beim Ablegen praktisch ist, wird ein Auge an Bord belegt (entweder auf einer Klampe oder einem Poller A ). Die lose Part führt von dort unter der Reling hindurch an Land und dann an Bord zurück B . Wird die Leine an Land aber richtig belegt, gilt dasselbe wie an Bord: nur so viel wie nötig. Auf dem Bild oben wurden viel zu viele Rundtörns und Achten auf der Klampe gemacht C . Hat man schon ein Auge in der Leine, zieht man es durch die Klampe und legt es danach darüber D .

LAUFENDES AUGE

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Foto: Christian Tiedt

An einem Pfahl wird festgemacht, indem man einfach ein Auge darüber oder den Festmacher um ihn herum auf Slip legt. Hat der Pfahl jedoch keinen Haken, kann die Leine leicht nach unten abrutschen. Dreckiges Hafenwasser ist da noch das kleinere Übel, bei starkem Muschelbewuchs kann sich der Festmacher sogar so verhaken, dass er gekappt werden muss. Dagegen hilft die gezeigte Variante mit laufendem Auge. Sie eignet sich auch dann, wenn sich beim Anlegen plötzlich herausstellt, dass das eigentliche Auge zu eng ist oder es bei steigendem Wasserstand nach oben vom Pfahl rutschen könnte. Die Methode hat aber auch einen gravierenden Nachteil: Später kommende Boote können ihre Festmacher nur noch über die eigene Leine legen, die dadurch schwer zugänglich oder blockiert wird. Das laufende Auge sollte also nur beim Langzeitliegen am eigenen Liegeplatz oder sonst in Absprache mit den Nachbarn verwendet werden.

AUGE DURCHSTECKEN

Foto: Christian Tiedt

Ist ein Pfahl bereits mit anderen Leinen belegt, so sollte das Auge des eigenen Festmachers nicht einfach darüber gelegt werden. Denn sonst müsste der Nachbar beim Ablegen entweder den eigenen Palstek öffnen oder – bei eingespleißtem Auge – sogar beide Leinen abnehmen. 1 Deshalb wird das eigene Auge stattdessen wie gezeigt von unten 2 durch das andere geführt und erst dann über den Pfahl gelegt 3 . Auf diese Weise lässt sich die andere Leine weiterhin zuerst losmachen.

VERLÄNGERUNG

Bootshaken eignen sich als Verlängerung des Arms: dazu das Auge des Festmachers an den Haken hängen und durch Ziehen am losen Ende öffnen. Nun kann es über den Pfahl gelegt werden. Achtung bei Teleskopverlängerungen: Ausgezogen sind sie zwar leichter und reichen weiter, sind aber nicht mehr so stabil wie feste Modelle.

GUT VORBEREITET

Foto: Christian Tiedt

Je größer die Crew, desto besser für das Anlegemanöver. Denn am einfachsten ist es, wenn zumindest bei größeren Booten auf dem Vor- und Achterschiff jeweils zwei Personen, wie hier gezeigt, für die entsprechenden Leinen eingeteilt werden können. Damit es dabei kein Durcheinander gibt, muss die Crew allerdings eingespielt oder zumindest genau in die jeweiligen Aufgaben eingewiesen sein. Eine Person auf dem Vorschiff übernimmt dabei auch das Anzeigen der Entfernung zum Steg. Außerdem sollte folgende Ausrüstung immer vorbereitet und einsatzklar an Deck oder bereits ausgebracht sein: 1 FENDER Je nach Bootslänge sollten pro Bordwand mindestens drei normale Fender und ein Kugelfender ausgebracht werden, solange nicht klar ist, mit welcher Seite angelegt wird. Sie werden per Webleinstek an der Reling befestigt und sollten das Wasser nicht berühren. Die Höhe richtet sich nach dem Liegeplatz. Dazu kommen eventuell Heckfender. 2 LEINEN Wichtig bei allen Leinen ist, dass sie von der Klampe an Bord unter der Reling hindurch zunächst nach außen und erst dann oben herum zurück an Deck geführt werden, wo sie in Buchten aufgeschossen bereit gelegt werden. Vorbereitet werden in jedem Fall zwei Vorleinen an den entsprechenden Klampen A und dazu zwei Achterleinen C . Mittschiffs können ebenfalls bereits Leinen deponiert werden B . Sie kommen bei Bedarf entweder als vorübergehende kurze Mittelleine oder an beliebigem Ort als Spring zum Einsatz. An gut erreichbarer Stelle kommt – wenn vorhanden – eine weitere lange Reserveleine dazu D , falls eine andere Leinen bricht, über Bord geht oder zurückgelassen werden muss. 3 SONSTIGES Zusätzlich sollten ein weiterer Fender zum Abhalten und der Bootshaken griffbereit sein, um Leinen überlegen zu können E . Am Fahrstand F sorgt der Skipper für freie Rundumsicht, schaltet die Außenmusik aus, um gute Verständigung zu ermöglichen, und schaltet Bug- und Heckstrahlruder ein, falls das Boot damit ausgerüstet ist.

FOTOS UND ZEICHNUNG: CHRISTIAN TIEDT