Johannes Erdmann
· 05.05.2023
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Ob beim Anlegen an der Muringboje oder am Steg: Ein Spezial-Bootshaken erleichtert das Ausbringen der Festmacher ungemein und mindert die Gefahr, ins Wasser zu fallen. Wir haben sieben Systeme getestet
Der Steg ist nass und rutschig, der Wind weht kräftig von der Seite. Eine Situation, die einen schnellen Sprung vom Bugkorb auf die glitschigen Holzplanken nötig macht, um eine Leinenverbindung herzustellen, die das Boot vom Quertreiben auf den Nachbarlieger abhält. Doch was, wenn der Springer auf dem glitschigen Steg ausrutscht?
Für diese und ähnliche Fälle bietet der Markt einige Hilfsmittel, die den Sprung an Land unnötig machen. Spezial-Bootshaken oder Aufsätze sorgen dafür, dass die Leinenverbindung innerhalb von Sekunden steht und die Festmacherleine durch das Boot belastet werden kann. Drei verschiedene Systeme sind erhältlich: der Leinenfädler, der die Festmacherleine oder alternativ eine Pilotleine durch den Stegring oder die Klampe führt; der Karabiner, der beim Ablegen nur wieder gelöst werden muss und sofort wieder einsatzbereit ist; die Leinenklemme, die ein Leinen-Auge gespreizt im Bootshaken hält, sodass das Auge nur über die Klampe gelegt werden muss.
Die Preisspanne und die Fertigungsqualität der Produkte erstreckt sich von der einfachen Leinenklemme (ca. 13 Euro), die mit zwei Kabelbindern am vorhandenen Bootshaken befestigt wird, bis hin zum High-End-Luxusprodukt „Hook & Moor“ mit Kohlefaserverstärkung und Kugellager (ca. 250 Euro). Unsere Neugier ist entsprechend groß, doch die Skepsis auch. Erst der Praxistest wird zeigen, ob manche Lösungen wirklich praktikabel sind oder nur am Zeichentisch eines kreativen Kopfes einen Sinn ergeben haben.
Als Erstes nehmen wir uns die Karabiner-Modelle vor. Der Boatasy Hooklinker besitzt eine Halterung aus gelbem Hartplastik, die mithilfe von Schrauben um einen Bootshaken geklemmt wird. Bei unserem Test-Bootshaken mit einem Rohrdurchmesser von 30 Millimetern passte die Halterung gut, doch sie ist flexibel genug, um sich auch schwächeren Rohren anzupassen. Der Lieferumfang überrascht, denn für einen überschaubaren Kaufpreis (ca. 55 Euro) ist sogar eine Taschenlampe dabei, um selbst des Nachts die Muring zu finden. Der Karabiner sitzt stramm in seiner Halterung, sodass keine Gefahr besteht, dass er beim ersten Kontakt herausfällt. Mit seiner Öffnungsweite von 45 mm lässt er sich leicht an jedem Ring befestigen, stößt bei größeren Stegklampen jedoch an seine Grenzen. Der Karabiner lässt sich je nach Einsatzzweck auch gegen die Leinenrolle GHook austauschen, die sich in gespannte Führungsleinen zwischen Heckpfahl und Steg einklipsen lässt.
ca. 55 Euro >> hier erhältlich*
ca. 63 Euro
Der Anlegehaken Typ 201 von Kong (ca. 63 Euro) aus Italien ist wegen seiner großen Abmessungen auch nicht leicht (550 Gramm), lässt sich dafür jedoch mit einer Öffnungsweite des Schnappers von 55 mm auch hinter dickere Klampen haken. Er ist sehr stabil gefertigt und hält (laut Hersteller) einer Zuglast von 2,4 kN stand. Zudem benötigt dieses Modell bootshakenseitig keinen Haltebeschlag – der Bootshaken wird einfach in das äußere Auge des Edelstahlbügels gesteckt. Der Zug auf die Festmacherleine (bis 23 mm Stärke) hält den Haken auf dem Bootshaken und öffnet zugleich den Schnapper. Ist der Haken über die landseitige Befestigung gelegt, schließt er sich durch Zurückziehen des Bootshakens selbstständig.
Ein gutes Konzept. Das einzige Manko ist, dass der Schnapper immer halb offen hängt, wenn sich der Haltering oberhalb des Bootes befindet. Die Schwerkraft zieht dann den Auslösebügel nach unten und der Schnapper öffnet sich. Ein klarer Vorteil dieser Spanntechnik besteht darin, dass der Karabiner nach einem Fehlversuch schnell wieder betriebsbereit gemacht werden kann. Die anderen beiden Bootshaken mit Karabiner müssen dafür eingeholt und neu befestigt werden. Stattdessen wird der Bootshaken hier einfach erneut in das Auge des Bügels eingeführt und durch Zug an der Leine gespannt. Auch das Lösen des Karabiners ist mit etwas Übung auf diese Weise möglich, ohne dass das Boot verlassen werden muss.
Ebenfalls von Kong stammt das Modell vom Typ 16 (ca. 46 Euro), das deutlich kleiner, aber ebenfalls stabil gefertigt ist. Doch handelt es sich hierbei um einen gewöhnlichen Karabiner, der am Schnappbügel zwei eingefräste Nuten besitzt, damit er im geöffneten Zustand in den Haltebeschlag geschoben werden kann, der mit Blechschrauben am Bootshaken befestigt ist. Trotz der etwas geringeren Abmessungen (160 statt 200 mm) besitzt der Karabiner eine Öffnungsweite von 30 mm. Da der Haken allein nur durch die Feder des Karabiners in seiner Schiene fixiert wird, kann es beim „Stochern“ nach dem Ring schneller passieren, dass er herausrutscht.
ca. 46 Euro
Ein Karabiner lässt sich zwar schnell befestigen, muss beim Ablegen jedoch immer auf dem Steg ausgehakt werden. Wer stattdessen lieber auf eine Leine setzt, die auf Slip liegend schnell losgeworfen werden kann, für den ist ein Leinen-Einfädler die praktikablere Variante. Drei solcher Systeme haben wir ausprobiert.
Das erste Modell von Osculati (ca. 40 Euro) wird samt ausziehbarem (1,05 bis 2,45 m) Aluminiumrohr geliefert. Der Aufsatz aus widerstandsfähigem Spezialpolymer macht einen leichten, stabilen Eindruck. Mit einer Öffnungsweite von 52 mm lassen sich damit Leinen auch um sehr breite Klampen fädeln. Die tiefe Sichel macht es bei Ringen nötig, von unten einzustechen und den Ring danach zu drehen. Nach dem Einhaken schließt sich der rote Clip und rastet durch das Hochziehen des Hakens an der gegenüberliegenden Halterung ein. Beim Zurückziehen wird die befestigte Leine um den Ring oder die Klampe herumgefädelt.
ca. 40 Euro
Ein System, das ausgezeichnet funktioniert. Einziges Manko: Die Öffnung für die Leine ist derart klein bemessen, dass lediglich dünne Leinen wie die mitgelieferte hineinpassen. Sie wird als Pilotleine um die Klampe geführt, und erst danach kann der richtige Festmacher daran befestigt und nachgeführt werden. Doch kann dieser nicht allzu dick ausfallen, weil ansonsten der Schotstek zu dick ist, um durch das Auge einer Klampe zu gehen – was dann einen Sprung auf den Steg erfordert, den man ja vermeiden möchte.
Der „Jolly Hooker“ ist eine sehr preisgünstige Alternative (ca. 13 Euro), die zwar mit einem Körper aus schwarzem Gussplastik einen eher zerbrechlichen Eindruck macht, sich aber in der Praxis als ausgesprochen stabil erweist. Mit einer soliden Schraubbefestigung passt er auf jeden Bootshaken und besitzt eine Öffnungsweite von 70 mm. Die mitgelieferte, 1,90 Meter lange Leine ist als Pilotleine zu verstehen – doch die Öse ist durchaus groß genug, um auch dicke Festmacherleinen direkt einzuführen.
ca. 13 Euro
Der „Mercedes“ unter den Leinenfädlern ist der bewährte Hook-and-Moor-Haken, der über einen kohlefaserverstärkten Kopf verfügt und auf einem verstellbaren (1,00 bis 1,80 m), ovalen Alu-Rohr montiert ist. Der Preis ist mit rund 150 Euro zwar deutlich höher, doch auch in der Fertigungsqualität und Komplexität der Entwicklung spielt der Haken in einer ganz anderen Liga. Jedes Detail wirkt stabil, durchdacht und hochwertig. Mit einer Öffnungsweite von 45 mm und einer – im Vergleich zu den sichelförmigen Mitbewerbern – ringartigen Form ist der Haken tief genug, um sich um alle geläufigen Klampen zu schlingen. Der Fädel-Mechanismus läuft kugelgelagert. Ein spezieller Edelstahlbügel hält die Festmacherleine, die jedoch optimalerweise über ein eingespleißtes Auge verfügen sollte, da Knoten das Fädeln behindern könnten.
ca. 150 Euro >> hier erhältlich*
Das letzte Modell von Sailmatic hilft zwar nicht beim Durchfädeln einer Leine, aber beim Belegen auf einer Klampe oder einem Poller. Es ist nicht nur günstig (ca. 17 Euro), sondern auch sehr simpel: Völlig aus Kautschuk gefertigt, lässt es sich auf einen Bootshaken schieben und mit zwei Kabelbindern befestigen. Eine Festmacherleine mit eingespleißtem Auge oder Palstek wird über die Bootshakenspitze gelegt und mit dem unteren Teil des Auges in die Kautschuk-Klemme gezogen. Auf diese Weise hält die Klemme das Auge offen, das nur noch über eine stegseitige Befestigungsstelle gelegt werden muss.
ca. 17 Euro
Für welches Hilfsmittel sich der Skipper nun entscheiden mag – funktional und stabil genug haben sich im Test alle Modelle erwiesen, doch manch eine Lösung mag sich für einen bestimmten Liegeplatz eher anbieten als die andere. Am beliebtesten waren im Test der Bootshaken von Hook & Moor und die Leinenklemme von Sailmatic. Das eine Modell, weil es besonders durchdacht ist – das andere, weil es so schlicht wie genial ist.