Kristina Müller
· 05.12.2024
Für Glücksgefühle und spannende Erlebnisse müssen nicht immer die Koffer gepackt werden. Kleine Abenteuer und aktive Zeitvertreiber warten auch im Winter vor der Haustür.
Aktiv werden und sich weiterbilden – da bestehen unzählige Möglichkeiten. Törnberatungen, Langfahrtseminare und Vorträge helfen zum Beispiel bei der Vorbereitung auf den nächsten Segelsommer. Oder auf der Messe das Boot inspizieren, das in der kommenden Saison gechartert werden soll.
Die alten Schiffer auf ihren Routen um die Welt verfolgen, Schiffbau von damals bis heute verstehen oder in den maritimen Buchhandlungen stöbern – ein Besuch in einem Schifffahrtsmuseum lässt graue Wintertage vergehen. Das ist wegen der interaktiven Themenaufbereitung auch ein gutes Programm für Kinder.
Gemeinsame Unternehmungen mit der Crew oder im Verein garantieren schöne Stunden unter Gleichgesinnten. Ausflugs-Idee: Warum nicht mal die Leuchttürme entlang der Küste von Land aus ansteuern? Einige lassen sich besichtigen, beispielsweise der Leuchtturm Hörnum auf Sylt: Hochklettern und die Sicht auf See genießen!
Der Escape Room auf der “San Diego” im Hamburger Hafen bietet ein besonderes Abenteuer auf einem historischen Schiff. Inmitten der maritimen Atmosphäre können Sie in eine spannende Geschichte eintauchen und Rätsel lösen, um aus dem Escape Room zu entkommen. Die einzigartige Kulisse und die authentische Einrichtung des Schiffes sorgen für ein unvergessliches Erlebnis, das sowohl für Escape Room-Enthusiasten als auch für Geschichts- und Schiffsinteressierte eine besondere Attraktion darstellt.
Lesen, suchen, Fotos sichten – welcher Moment eignet sich besser für neue Reisepläne und für Erinnerungen an den letzten Urlaubstörn als ein gemütlicher Winterabend?
Am Ende jedes Törns, wenn die Leinen am heimatlichen Steg kaum richtig fest sind, schwirren meist schon wieder etliche neue Ideen durch den Kopf: Nächstes Mal könnte es noch hierhin gehen, auch dort wäre es ganz schön und auf jeden Fall mit mehr Zeit. Dann schwärmt der eine Kumpel noch von der Insel Sowieso und der nächste von der Überführung nach Irgendwo, und so kommt über die Saison ein richtiger Fundus an Zielen zusammen.
Jetzt ist die Zeit – und mehr als genug davon –, um all diese Pläne, Gedankenspiele und Vorschläge zu sortieren. Und in einen Törnplan für das nächste Jahr zu verwandeln. Wie passt es mit dem Urlaub und den Kindern, welches wird das Männer-Wochenende, wann darf man wo auf keinen Fall hin wegen der Wuhling beim Hafenfest, und welche der tausend Ideen ist mit alledem am besten kompatibel?
Antworten darauf benötigen eine Recherche, und das geht jetzt perfekt, mit einer Kanne heißem Tee auf der Back, einem großen Stapel Bücher und dem Computer – online können viele Häfen schon von der Couch aus besichtigt werden; dank iPad, Kartenplotter und Open-Source-Software lassen sich Schläge bereits abstecken. Ganz in Ruhe, ganz gemütlich.
Auch für den Blick zurück bleibt jetzt die nötige Muße. Der Winter ist nämlich nicht nur die optimale Törnvorbereitungs-, sondern auch die richtige Törnnachbereitungszeit. Hunderte, vielleicht Tausende Fotos auf der Speicherkarte müssen sortiert und bearbeitet werden, Fluch und Segen der digitalen Fotografie. Dann noch das Filmmaterial sichten und schneiden – all das sind notwendige Arbeiten. Wenn sie jetzt nicht erledigt werden, dann erfahrungsgemäß nie.
Das sind zwar zeitintensive, aber auch sehr schöne und erinnerungsbehaftete Projekte, die fast vergessen lassen, dass man eigentlich viel lieber auf dem Wasser wäre, um neue Erinnerungen zu schaffen.
Während die Törndokumentation mittels Bewegtbild naturgemäß im Digitalen bleibt, lässt sich bei der Fotografie oft die Rückkehr zum Papier beobachten. Mit einfachen Programmen können edle individuelle Fotobücher erstellt werden. Sie werden öfter angesehen als ein Wust digitaler Dateien!
Ein einziger Gang in die Buchhandlung kann gleich mehrere Winterwochen retten, ganz gleich, ob Neuerscheinungen oder Klassiker im Einkaufskorb landen. Wie wäre es mit dem Bildband “Mare Baltikum” von Uwe C. Beyer, Ursula Meer, Nico Krauss oder “Sehnsuchtsziele für Motorbootfahrer” von Christian Tiedt?
Ist man in der Saison eher mit den Zielen des jeweiligen Reviers beschäftigt, sind Reiseführer die idealen Schmöker für die kalte Jahreszeit. Einfach mal um die Welt blättern und davon träumen. Auch mit den Törnberichten hier auf boote-magazin.de lassen sich eisige oder trübe Winterabende gut verbringen.
Es lebe das Heimkino – insbesondere mit Schiffen als Hauptdarstellern. Immer wieder sehenswert: zehn Folgen „Das Rätsel der Sandbank“ mit Davies und Carruthers. Packend: „Im Herzen der See“. Auch eine nette Aufgabe für den Winter: Über 380 Videos aus allen Bereichen des Boote Fahrens auf booteTV.
Wenn hierzulande die Boote unter Planen stehen, ist die beste Zeit für einen Törn in die Reviere der Südhalbkugel. Auch nicht schlecht: Polarlichter sehen und Wüstenschiff fahren.
Eisberge vorm Bug und Schnee an Deck fehlen gewöhnlich in der Vorstellung eines Urlaubs im Süden. Badebuchten und warme Tage passen eher hinein als Gletscherkanten und Pinguine; eine Reise in den antarktischen Sommer ist eben keine gewöhnliche.
Von November bis März öffnet sich das Zeitfenster für einen Törn in die Polarregion im Süden. Kap Hoorn, Patagonien, die Antarktische Halbinsel, Südgeorgien, Falkland- Inseln, die Drake-Passage, die südlichen Shetland-Inseln, Elephant Island – nur eine Auswahl der unwirtlichen Ziele mit ihrer ganz besonderen Magie. Auf eigenem Kiel bleiben sie für die meisten Eigner wohl unerreichbar. Gerade das macht eine Schiffsreise in die Breiten um 60 Grad Süd so exklusiv, so außergewöhnlich. Das schlägt sich, zugegeben, auch im Preis nieder. Es lohnt sich trotzdem.
Beispielsweise eine 14-tägige Seereise in die Antarktis mit Expeditions- oder Kreuzfahrtschiffen, am besten von Südamerika aus. Abfahrthafen ist dann für gewöhnlich Argentiniens südlichste Stadt Ushuaia, die Anreise erfolgt über Buenos Aires.
Unter Segeln kann das Südmeer mit dem Großsegler „Europa“ erkundet werden. Zu rund dreiwöchigen Expeditionsfahrten in die polaren Gewässer bricht der Windjammer jährlich zwischen November und Februar auf. Ankern zwischen Eisschollen, Steuern, Ausguckgehen und (freiwilliges) Aufentern in die Rahen gehört dabei ebenso zum Reiseprogramm wie Landgänge an interessanten Orten, Besuche ehemaliger Walfangstationen und das Erlebnis einer einzigartigen Tierwelt. Unser Schwestermagazin YACHT berichtete darüber.
Das Ganze lässt sich auch auf speziell ausgerüsteten Expeditionsyachten erleben. Der deutsche Skipper Wolf Kloss etwa bietet mit der 20 Meter langen Aluminium-Ketsch „Santa Maria Australis“ dreiwöchige Törns in die Kap-Hoorn-Region, zur Antarktischen Halbinsel und auf den Spuren von Ernest Shackleton nach Südgeorgien an. Auch individuelle Expeditionsvorhaben ermöglicht er.
Ähnliches gilt für eine Reise auf der 16- Meter-Stahlyacht „Sarah W. Vorwerk“, die das Revier von Oktober bis April in mehrtägigen bis mehrwöchigen Törns bereist. Ja, es kann hart sein, windig und kalt – aber mit Sicherheit unvergesslich. Also, warm anziehen bei der etwas anderen Flucht vor dem Winter.
Einmal die faszinierenden Leuchterscheinungen der Polarregion sehen – vom Schiff aus bekommt das nochmal einen ganz eigenen Reiz. Hurtigruten bietet die Reise mit dem Postschiff an – und gibt sogar eine Nordlichtgarantie.
Balsam für Hände und Seele oder Pflichtprogramm in kalten Hallen? Warum die Zeit im Winterlager einfach dazugehört und wie sie gelingt.
Die kalten Tage am Boot werkelnd in der Halle verbringen – das gehört für viele Besitzer zum Winter wie das Fahren zum Sommer. Für langjährige Eigner ist die Arbeit meist schon Routine, sofern kein besonderes Projekt ansteht. Frischgebackene Bootsbesitzer hingegen müssen noch lernen. Vor allem, dass sich bei jeder Baustelle, die man beginnt, mindestens eine weitere auftut. Eher zwei. Vielleicht auch drei.
Dazu kommt bald die Erkenntnis, dass die Erledigung der im Sommer erstellten Arbeitsliste utopisch ist. Es ist ein Phänomen, dass allzu häufig immer wieder die gleichen unerledigten Arbeiten auf dieser Liste landen. Ganz unten.
Schließlich muss der Winterlager-Neuling noch eines verstehen: Die Arbeit am Schiff ist keine Last, sondern eine Lust! Und das Pflegen und Reparieren eines Bootes in der Halle Balsam für die Seele. In Wahrheit ist es eines der besten Antidepressiva gegen den Winterblues: an Bord sein, mit den Händen arbeiten. Das festigt das Band zum Boot und sorgt sowohl für inneren Frieden als auch für gespannte Vorfreude auf die ersten Tests der vorgenommenen Optimierungen. Und praktisch ist es außerdem: Gut, wenn man im Ernstfall wirklich weiß, wo jede Schraube sitzt.
Aber auch Winterarbeit lässt sich in Pflicht und Kür unterteilen. Schleifen, polieren, lackieren, den Motor warten und den Unterwasser-Anstrich erneuern fällt bei vielen in die erste Kategorie. Die Kür variiert, je nach Boots- und Eignertyp. Mal ist es ein Selbstbau-Beiboot, mal der pfiffige Einbau eines Autopiloten, mal die Installation einer Bordheizung, die den Winter ausfüllt. Solche Projekte mit Liebe zum Detail am Boot umzusetzen tut gut, es verbindet Schiff und Mensch. So stellt sich oft gar Vorfreude ein auf die Zeit in der Halle, die gewiss keine verlorene ist.
Wenn ohnehin schon alle da sind, um ihre Schätze zu pflegen, warum nicht die Arbeit mit einer kleinen Hallenfete versüßen? Mit Bier und Bockwurst im Cockpit oder unterm Kiel, auf dem eigenen Boot oder beim „Nachbarlieger“ an Bord – es wäre fast wie im Sommer. Andere Rituale haben ähnliche Effekte, etwa feste Zeiten für gemeinsame Pausen.
Es muss ja nicht gleich das Buddelschiff sein, das mit Pinzette und Fingerspitzengefühl in die Flasche operiert werden will. Aber ein Modellboot zu bauen ist ein schönes Projekt für alle, die gern basteln. So schnell wird man stolzer Eigner.
Die Planken scheinen noch zu ächzen, das Wasser noch am Rumpf vorbeizurauschen – Restaurantschiffe laden zu Fernreisen in der Heimat ein. Aber auch auf andere Weise kann zu Hause auf Reise gegangen werden
In Deutschlands Häfen finden sich zahlreiche traditionsbehaftete Restaurantschiffen. Wenn eines davon in der Gegend liegt, bietet es die große Chance, gedanklich und kulinarisch der dunklen Jahreszeit zu entfliehen.
Unter anderem liegt die „Alexander von Humboldt“ als Gastronomie- und Hotelschiff in Bremen vor Anker. Sie wurde 1906 als Feuerschiff gebaut, war später als Sailtrainingschiff unterwegs und ist mit ihren grünen Segeln auch als Werbeträger für Bier weltbekannt geworden. Nach der Außerdienststellung im Jahr 2011 war ihre Zukunft zunächst ungewiss. Nun liegt sie an der Weser und es herrscht wieder Betrieb an und unter Deck.
Gemütlich restauriert ist auch das Feuerschiff „LV 13“ in Hamburg. Bevor das 1952 gebaute schwimmende Seezeichen 1989 durch eine Großtonne ersetzt wurde, tat es an der englischen Küste Dienst. Heute ist es Bar, Restaurant und Hotel im Herzen der Hansestadt. In den Bereichen mit stilechten Namen wie „Mannschaftsmesse“ und „Maschinenraum“ geht es maritim-urig zu, natürlich auch auf der Speisekarte. Das Highlight ist jedoch die Turmbar. Bei jedem Wetter lässt sich hier wunderbar mit den Gedanken auf See schweifen. Könnte es später werden, ist die Reservierung einer der sieben Einzel- oder Doppelkabinen angeraten – der ganz kurze Weg in die Koje.
Ein Strandkorb ist das Symbol für Sommerurlaub am Meer. Wer solch ein gutes Stück besitzt: Wie wäre es, ihn einen Winter lang mal nicht im Keller oder im Schuppen verschwinden zu lassen? Hineingekuschelt an einem kalten Sonnentag, dick eingepackt mit Mütze, Schal und Winterjacke, mit Thermoskanne und Wärmflasche, kommt ein Hauch Urlaubs-Feeling zurück. Dann noch eine CD mit der Lieblingsmusik vom letzten Törn oder mit Meeresrauschen auf die Ohren – und schon ist wieder Sommer.
Rund 20 Wochen hat die Zeit ohne Boot, mindestens ebenso viele Rezepte stehen im Kochbuch „Mediterrane Bordküche“. Die Idee: einmal pro Woche eines der in den Süden entführenden Gerichte ausprobieren. Und danach ist wieder Kochen in der echten Pantry gefragt.
Endlich ist Zeit für all das, was so richtig keinen Spaß macht, wenn draußen 25 Grad und Sonnenschein herrschen: Bei der Massage oder im Whirlpool entspannen, die Seele im Dampfbad oder in der Sauna baumeln lassen oder den frostigen Temperaturen im Tropenbad entkommen – all das ewige Klassiker gegen den Winterblues. Auch nur jetzt möglich: Spaziergänge entlang der stillgelegten Reviere: um den See, am Küstenwanderweg oder an einer eisigen Strandlandschaft. Wunderschön!