EU-weite Anerkennung von FührerscheinenSkipper werden um Meinung gebeten

Andreas Fritsch

 · 19.04.2024

EU-weite Anerkennung von Führerscheinen: Skipper werden um Meinung gebetenFoto: BOOTE/Leonie Meyer
Kommt eine EU-Harmonisierung?
Der Verband der European Boating Industry und der deutsche Charterverband VDC setzen sich aktiv für eine EU-weite Anerkennung von Führerscheinen ein, um die Hindernisse beim Chartern und Segeln im Ausland zu minimieren. In einer aktuellen Umfrage werden Skipper dazu aufgerufen, ihre Meinung einzubringen - mit einem verkürzten Fragebogen

Die Initiative mit der Umfrage geht auf Probleme zurück, die viele Eigner, auch Deutsche, manchmal beim Chartern im europäischen Ausland haben. Zuletzt gab es zum Beispiel Komplikationen mit den neueren Checkkarten-Sportbootführerscheinen in Griechenland und teils auch Italien. Manche Vercharterer akzeptierten die Sportbootführerscheine nicht, da dort nicht immer ein ausdrücklicher Hinweis enthalten ist, dass man auch Segelboote führen darf. Eigentlich haben fast alle EU-Mitgliedsstaaten ein Abkommen unterzeichnet, dass der im Herkunftsland des Kunden vorgeschriebene Mindest-Führerschein auch im Urlaubsland anerkannt wird, damit genau solche Probleme nicht vorkommen.

Zwar haben viele Kunden auch den SKS oder höhere Scheine, mit denen die Schwierigkeiten nicht auftauchen, aber mit den Sportboot-Führerscheinen gibt es immer mal wieder Stress an den Basen, im schlimmsten Fall erst am Übergabetag. Dann wollen manche Flottenbetreiber das Boot nicht herausgeben, weil der Skipper vermeintlich nicht qualifiziert sei, das Boot zu führen. Es gab Fälle, in denen die Probleme dann nur durch kurzfristiges Anheuern eines teuren Profiskippers für den Törn gelöst werden konnten.

Doch die meisten Probleme haben die südeuropäischen Flottenbetreiber eigentlich mit Führerscheinen aus anderen Mitgliedsländern, die nur in Landessprache ausgestellt sind oder Ähnliches. Unser Schwestermagazin YACHT erlebte dazu vor einigen Jahren mal ein exemplarisches Beispiel: An einer Charterbasis in Athen gab es erhebliche Probleme, weil eine russische Flottille mit rund 15 Skippern beim Check-in unterschiedlichste Führerscheine vorlegte, die meisten davon nur in Russisch ausgestellt. Das Hafenamt akzeptierte diese nicht, weil es keine internationale Übersetzung dafür gab. Als die Basis dies auf ihre Kosten veranlasste, stellte sich heraus, dass einige der Führerscheine in Wahrheit für Landmaschinen oder Gabelstapler waren. Nach viel Geschrei konnte das Ganze erst gelöst werden, als sich andere Mitsegler mit echtem Segelschein zum Skippern bereit erklärten. Die Warteschlange der genervten Skipper aus EU-Ländern trübte derweil die Stimmung an der Basis.


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Umfrage soll Klarheit schaffen

Um solche Probleme zu lösen, hat der Verband der European Boating Industry (EBI) bei der EU darauf aufmerksam gemacht und bittet um eine Lösung, indem eine verbindliche Harmonisierung der Führerschein-Anerkennung EU-weit angestrebt wird. Dazu gibt es derzeit eine Umfrage zum einen unter den Mitgliedsfirmen der europäischen Vercharterer, zum anderen unter Skippern, ob und was für Probleme sie bei ihren Auslands-Chartertörns in den letzten Jahren hatten. So will man für die EU-Behörden belegen, dass das Problem aktuell ist und einer Regelung ähnlich wie bei den Auto-Führerscheinen bedarf. Dass allerdings daraus eine Initiative zu einem einheitlichen Führerschein europaweit entsteht, darf bezweifelt werden, ausgeschlossen ist das langfristig aber nicht.

Für die EBI unterstützt die Vereinigung Deutscher Yacht-Charterunternehmen (VDC) die Harmonisierung und bittet Kunden und Mitgliedsfirmen, an der Umfrage teilzunehmen. Dies geht über den folgenden Link zur Umfrage der EU. Diese wurde nach erster Kritik, dass sie mit über 30 Fragen zu umfangreich sei, nun überarbeitet und verkürzt.


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