Vom Rad aufs BootInfluencer “Hellgetogo” erfüllt sich einen Traum

Jan-Ole Puls

 · 31.08.2025

Die beiden Eigner und ihr Projekt.
Foto: Ole Puls
​Der Hamburger Influencer “Hellgetogo” wollte nicht länger nur davon träumen, sondern es wagen: ein eigenes Boot. Zwischen Lacknasen, blauen Fingern und absoluter Ahnungslosigkeit begann die wohl aufregendste Bootssanierung seines Lebens.

​Der Traum vom eigenen Boot – ein Traum, den viele haben. Für manche bleibt er ein Bild im Kopf: warme Sommerabende, leises Plätschern, ein Glas Wein an Deck. Für andere wird er Realität. Oft braucht es dafür kein neues Schiff, kein glänzendes Luxusgefährt. Gebrauchte Boote gibt es zuhauf – und gerade sie tragen Geschichten und Erinnerungen in sich.

Vom Hausboot zur großen Freiheit

Auch bei “Hellgetogo”, wie Björn im Netz heißt, fing alles mit einer solchen Geschichte an. Seine Verbindung zum Wasser begann nicht auf einer Werft oder in einem Segelverein, sondern über einen Freund: den ehemaligen deutschen Radprofi Rick Zabel. Er kaufte das Hausboot von Fynn Kliemann und Olli Schulz.

2018 hatten die beiden das alte Hausboot des verstorbenen Sängers Gunter Gabriel gekauft. Aus einem morschen Kahn wollten sie einen kreativen Rückzugsort machen – mit Tonstudio, Aufenthaltsräumen und Platz für Gäste. Was nach einem romantischen Plan klang, entpuppte sich als jahrelange Mammutaufgabe. Zwei Jahre lang kämpften sie gegen schimmelige Kabinen, marode Wände und explodierende Kosten. Die Netflix-Doku „Das Hausboot“, die 2021 erschien, zeigt all das.

Rick und Björn sind befreundet, und so fiel sein Blick jedes Mal auf das kleine Motorboot, das zum Hausboot gehörte. Nichts Besonderes, ein holländischer Bau der Werft Beekman, in die Jahre gekommen und abgenutzt. Doch für ihn war es mehr: ein Stück Freiheit, greifbar nah. Eines Tages war klar: Das Boot muss zu ihm. Er kaufte es seinem Kumpel ab – und genau mit diesem Schritt begann das Abenteuer von einem eigenen Boot.

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Learning by Doing

Von Bootsbau verstand er nichts. Werkzeugerfahrung? Überschaubar. Aber genau das reizte ihn. Während andere vielleicht den leichteren Weg gewählt hätten – ein Boot in besserem Zustand, weniger Aufwand, mehr Bequemlichkeit –, wollte er es wissen. „Neu kaufen kann jeder“, sagt er. „Nur so lernst du wirklich.“

Der Plan war ehrgeizig: Boot aus dem Wasser holen, zwei Wochen in der Hamburger Next Generation Werft verbringen, Antifouling abziehen, neu primern, den Innenraum aufhübschen. Dazu, ganz nebenbei, noch den Sportbootführerschein bestehen. „So schwer kann das ja nicht sein“, lachte er. Doch Pläne haben ihre eigenen Gesetze.


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Schon die Überführung in die Werft war eine kleine Odyssee. Zum ersten Mal mit einem Anhänger fahren, zum ersten Mal ein Boot slippen, zum ersten Mal ein Boot über Land bewegen – jeder Schritt war eine Premiere.

In der Werft wartete die erste große Aufgabe: das Unterwasserschiff. Gemeinsam mit seiner Freundin, Johanna Schürenberg, die er liebevoll „OT“ nennt, machte er sich ans Werk. Der alte Belag musste runter, Schicht für Schicht. Als sie endlich fertig waren, kam die nächste Überraschung: Auch oberhalb der Wasserlinie blätterte der Lack. Also: noch mal schleifen und noch mehr primern und doch auch die Außenhaut lackieren.

Ein Restaurationsprojekt ohne Perfektionismus

Und seien wir mal ehrlich: Jeder, der schon mal sein Boot restauriert hat, weiß: Pläne überleben selten den ersten Schleifgang. Zeit, Geld, Material – nie reicht es. Perfektionisten hätten die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen. Draußen unter einem Baum lackieren? Niemals. Den Exzenterschleifer ankanten, damit es schneller geht? Ein Sakrileg. Das Ergebnis: eine etwas wellige Außenhaut. Björn sieht es gelassen. „Es ist aber erstaunlich gleichmäßig“, meint er mit einem breiten Grinsen. „Sieht gar nicht so schlimm aus.“

Und genau darin liegt der Zauber dieses Projekts. Es geht nicht darum, das perfekte, glänzende Motorboot zu besitzen. Es geht ums Machen, ums Ausprobieren, ums Scheitern und Besserwerden. „Das Boot soll uns gefallen, niemand anderem“, sagt er. „Es muss nicht perfekt sein. Hauptsache, wir können drauf sitzen, drauf leben, drauf träumen.“

So entsteht langsam ein Rückzugsort auf dem Wasser. Frischer Lack, neuer Teppich, kleine Details, die das Boot zu ihrem persönlichen Boot machen. Lackierer und Bootsbauer würden vielleicht die Nase rümpfen – doch für Björn und OT ist jedes Schleifen, jedes Streichen ein Stück Stolz. Jeder Abend, an dem sie verschwitzt, aber glücklich nach Hause fahren, erzählt davon.

Mehr Herzblut als Hochglanz

Bleibt noch der Motor. Die alten 15 PS reichten kaum, um über die Elbe zu tuckern. Von sportlichem Fahrgefühl keine Spur. Und was bringt schon ein hoffentlich frischer Führerschein ohne den passenden Antrieb? Also entschied er sich für einen neuen Außenborder mit 60 PS. Ein Sprung nach vorn und ein echtes Upgrade im Vergleich. Pünktlich zur Motorlieferung kam auch die Führerscheinprüfung – und er bestand.

Heute liegt das Boot wieder im Wasser. Innen gemütlich mit neuem Teppich und neuem Lackkleid. Es ist kein Hochglanzprojekt, vielleicht kein Designerstück. Aber es ist ein Boot voller Geschichten, voller Arbeit, voller Herzblut.

Der Traum vom eigenen Boot – für Björn und OT ist er Realität geworden. Und auch wenn nicht alles glattlief, vielleicht gerade deshalb: Dieses Boot ist so einzigartig wie sein Weg dorthin und ihre Eigner. Ein bisschen schief, ein bisschen wellig, aber vor allem echt und ein wahres Herzensprojekt.

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