Christian Tiedt
· 11.12.2022
Wohin soll der nächste Törn gehen? Neben Klassikern wie der Ostsee oder den Niederlanden gibt es zahlreiche Alternativen. Wir stellen die besten Reviere Europas und in Übersee vor!
Reviere in diesem Artikel:
Das mit weitem Abstand beliebteste und größte Charterrevier Deutschlands liegt im Nordosten. Dort bilden die schiffbaren Binnenwasserstraßen Mecklenburgs, Brandenburgs und Berlins das „Blaue Paradies“: Seen jeder Größe, Flussläufe und Kanäle bieten Törnabwechslung ohne Ende. Tausend Wetterstimmungen, spannende Städte und viel Natur garantieren eine erlebnisreiche Urlaubszeit. Würde man alle Haupt- und Nebengewässer aneinanderreihen, käme man auf eine Gesamtlänge von 2000 Kilometern. Rund sechzig Charterunternehmen sind dort inzwischen vertreten.
Dabei lässt sich das Revier grob in den etwas anspruchsvolleren Süden rund um die Metropole Berlin und den weitgehend „verkehrsberuhigten“ Norden einteilen. Ein echter Magnet für Bootsurlauber ist die Region zwischen Waren, Neustrelitz und Rheinsberg mit Müritz und Mecklenburgischer Kleinseenplatte.
Wer die Charterreviere in Deutschland oder Europa auf eigenem Kiel erkunden möchte, findet auf den folgenden Seiten eine aktuelle Übersicht. Wir haben dabei in erster Linie jene Destinationen aufgenommen, die auch hierzulande vermarktet werden und gebucht werden können. Die Ziffern auf der Karte entsprechen den Beschreibungen der aufgeführten Hauptreviere und Revierzentren. Nebenreviere sind ebenfalls eingezeichnet. Der Anspruchsgrad gibt an, wie groß die Vorkenntnisse sein sollten. Die Skala reicht von einem Stern (ohne Einschränkungen für Anfänger geeignet) bis zu 5 Sternen (solide nautische Kenntnisse dringend empfohlen).
Stille Flussläufe und unzählige Seen bilden Deutschlands vielseitigstes und weitläufigstes Binnenrevier. Touristisch ist die Region sehr reizvoll, die Infrastruktur umfassend. Highlights sind Müritz und Mecklenburgische Kleinseenplatte. Berufsschifffahrt ist kaum noch unterwegs – perfekt für Einsteiger. In der Hauptsaison sind jedoch Wartezeiten vor Schleusen normal. Die Charterbescheinigung gilt nahezu flächendeckend und ermöglicht viele Törnvarianten.
Wer Berlin auf dem Wasser erkundet, wird überrascht sein, wie grün die Metropole ist – selbst dort, wo ihr Puls schlägt. Havel und Spree führen von dort ins ruhige Umland der Mark Brandenburg; ein reizvoller Kontrast zwischen Großstadt und grüner Idylle. Aufgrund des zum Teil erheblichen Schiffsverkehrs ist die Charterbescheinigung jedoch auf wenige Gewässer beschränkt.
Ein echtes Seerevier mit unzähligen Häfen aller Größen, das von Flensburg über Kiel bis nach Wismar und Rostock reicht. Die Dänische Südsee und das Smålandsfahrwasser liegen gleich nebenan. Wohin es gehen soll, kann man vom Wetter abhängig machen. Geschützte Gewässer wie Schlei und Flensburger Förde sind ebenfalls vorhanden. Lange Strecken, zum Teil überfüllte Häfen in der Hauptsaison und nautische Herausforderungen gehören aber ebenso dazu.
Das ist die „grüne Insel“: Sanfte Hügellandschaft flankiert Irlands großen Fluss, der zwar staureguliert aber dennoch natürlich daherkommt. Für Abwechslung sorgen Seen wie der Lough Ree. Die wenigen Schleusen, unkomplizierte Navigation und ausreichende Liegemöglichkeiten sorgen für entspanntes Reisen. Ein führerscheinfreies Charterrevier mit langer touristischer Geschichte, absolut geeignet für Einsteiger ohne große Erfahrung.
Großbritannien hat für den Charterurlaub viel zu bieten: von klassischen Hausbootrevieren wie dem schottischen Caledonian Canal, über die gezeitenabhängigen Norfolk Broads bis zur oberen Themse vor den Toren Londons. Dazu kommt eine echte britische „Eigenart“: das Narrowboat. Die urigen, zum Teil recht schlichten und nur zwei Meter breiten Gefährte können ohne Führerschein überall auf dem dichten, historischen Kanalnetz gemietet werden.
Die Heimat des motorisierten Wassersports sind zweifelsfrei die Niederlande: Nirgendwo sonst ist das Nebeneinander von Straße und Kanal so selbstverständlich oder die Infrastruktur so dicht. Da überrascht es nicht, dass das ganze Land auch Charterrevier ist, von der Waddenzee bis zur Maas. Wobei die Schwerpunkte rund um das IJsselmeer liegen, also auf den Binnengewässern Frieslands, Nordhollands und der Randmeere. Im Sommer geht es entsprechend belebt zu.
Das nordwestliche Ende der Adria geht in die Lagunen Venetiens über – flache, weitläufige und geschützte Gewässer. Neben alten prachtvollen Städten wie etwa der Serenissima Venedig selbst lockt das führerscheinfreie Revier auch mit malerischer Natur und kleinen Inseln. Nautisch sind die schmalen Fahrwasser aufgrund des Verkehrs jedoch durchaus anspruchsvoll, Gastliegeplätze in den städtischen Bereichen eher selten.
Mallorca, die „Lieblingsinsel“ der Deutschen, ist auch Zentrum der Charterindustrie auf der Inselgruppe. Durch seine Lage im offenen westlichen Mittelmeer stellt das Revier hohe Anforderungen an die Seemannschaft von Bootscrews. Wer dem gewachsen ist, erlebt die eindrucksvolle Natur der Balearen von einer völlig neuen Seite. Für eine entspannte Umrundung Mallorcas sollten dabei 14 Tage eingeplant werden. Sehr hohe Nebenkosten gehören allerdings auch zu diesem Erlebnis.
Die Binnenreviere im weitläufigen Süden des Landes – der auch Midi genannt wird – spannen sich von der Atlantikküste der Biskaya im Westen über Charente und Lot bis zu den warmen Regionen der Camargue nahe dem Mittelmeer. Am bekanntesten ist dabei der 240 Kilometer lange Canal du Midi, ein UNESCO-Welterbe, mit seinen Uferalleen aus Platanen. Auch dieses Charterrevier kann ohne Führerschein erkundet werden. Gutes Wetter und mediterranes Flair sind im Sommer beinahe garantiert – ebenso wie viel Verkehr und Wartezeiten.
Schroffe Küsten, unzählige Inseln und kristallklares Wasser: Die kroatische Adriaküste lockt mit vielen Reizen. Der Schwerpunkt der Charterindustrie liegt dabei auf Dalmatien, zwischen Zadar im Norden und Dubrovnik im Süden. Zu dieser lang gestreckten Region, die gleich mehrere Reviere umfasst, gehören auch der Kornati-Nationalpark und der Archipel von Šibenik. Zu den Vorteilen Dalmatiens zählen neben der einmaligen Natur auch viele Ankerbuchten, ein großes Charterangebot (mit Sportbootführerschein), eine lange Saison und moderne Marinas (wobei die Infrastruktur noch weiter ausgebaut wird). Dafür ist dieser Teil der Adria nautisch anspruchsvoll. Wetterumschwünge gehören dazu. Im Sommer können die Häfen überfüllt sein. Die Preise steigen stetig.
Im Norden Polens trägt die Idylle einen Namen: Masuren. Seit gut zehn Jahren ist die Seenplatte rund um das touristische Zentrum Mikołajki als Motorboot-Charterrevier erschlossen. In dieser Zeit hat sich viel getan im Hinblick auf die Infrastruktur am Wasser. Unkompliziert geht es hier nach wie vor zu, auch in den Häfen. Bis auf den äußersten Süden ist die Seenplatte schleusenfrei, was zusätzlich für entspannte Atmosphäre sorgt. Ein Bootsführerschein wird nicht benötigt.
Die Bootssaison in Skandinavien ist so kurz, dass es nur wenige Charterangebote gibt. Die sind dafür aber umso reizvoller: Dalslandund Göta-Kanal im Süden Schwedens gehören dazu, wie auch die Saimaa-Region in Südfinnland – das größte zusammenhängende Seengebiet Europas. Wasserflächen und Wälder, soweit das Auge reicht, ebenfalls komplett führerscheinfrei.
Palmenstrände und Piratenflair – bis heute. Die Inseln der Karibik sind nicht nur bei Seglern beliebt, sondern seit Jahren auch bei Motoryacht-Chartercrews im Aufwind. So gibt es inzwischen eine ganze Flotte von Katamaranen mit Stützpunkten unter anderem auf den British Virgin Islands, auf Grenada, St. Lucia und Antigua.
Die Inselgruppe im östlichen Teil des Indischen Ozeans liegt nur knapp südlich des Äquators. Chartercrews sind mit Powercats zwischen der Hauptinsel Mahé und dem etwas kleineren Praslin unterwegs, ein Mix aus geschützten Buchten und echten Hochseepassagen.
Die tropische Inselwelt Thailands lässt sich ebenfalls auf eigenem Kiel mit Powercat erleben. Ausgangspunkt ist die Touristenhochburg Phuket. Auch hier sind nautische Kenntnisse Voraussetzung.
An der Grenze des US-Bundesstaates Washington und der kanadischen Provinz British Columbia liegen nicht nur die Metropolen Seattle und Vancouver, sondern auch ein weitverzweigtes Urlaubsrevier, durch Inseln vor dem offenen Pazifik geschützt. Die Wildnis liegt hier immer um die Ecke.
Ebenfalls in Kanada befindet sich das neueste internationale Charterrevier: der Rideau Canal. Über 200 Kilometer verbindet der historische Wasserweg die Hauptstadt Ottawa mit dem Großen See – führerscheinfrei.