Jill Grigoleit
· 24.03.2024
Alles, was ich brauche, befindet sich an Bord. Ich entledige mich aller Sachen, die ich ein Jahr nicht in der Hand hatte und was nicht an Bord passt. Die meisten Dinge sind ohnehin nur Anker, die dich festhalten.
Ja, das stimmt. Es hatte zuerst gebrannt und war dann auch noch untergegangen. Wenn man ein neueres Boot kauft, mit beschichteten Spanplatten, kann man bei einem Wasserschaden alles rausreißen. Aber bei älteren Booten, dieses ist Baujahr 1978, ist das ähnlich wie beim Hausbau. Das Fundament muss stimmen. Am Boot ist das der Rumpf, die Motoren, die Verarbeitung, der Innenausbau. Nachdem das Wasser raus war, musste ich die Motoren auseinandernehmen. Die Elektrik war ein Problem. Aber ich wusste, der Rest stimmt. Innen ist alles aus Vollholz, der GFK-Rumpf hat drei Zentimeter Stärke und die Motoren sind von 2003 und hatten gerade mal 500 Stunden gelaufen.
Ich habe erst unterwegs gemerkt, wie gut mir dieses Leben auf dem Boot tut.
Es war nicht nur die Auszeit oder dass ich weniger gearbeitet habe. Es ist das Lebensgefühl auf dem Boot, wenn du damit reist. Bei meiner ersten Reise ging es hauptsächlich um die Überführung. Aber irgendwann ist das Ziel in den Hintergrund gerückt und ich fing an, die Reise an sich zu genießen. Je näher das Ende der Reise rückte, desto mehr merkte ich, dass ich gar nicht ankommen wollte. Und das Wetter spielt auch eine große Rolle.
Auf die rund 2500 Kilometer Donau freue ich mich besonders. Insgesamt fahre ich durch zwölf Länder oder entlang der Landesgrenzen. Das ist eine wirklich außergewöhnlich schöne Etappe. Auf die Türkei freue ich mich weniger, weil hier die bürokratischen Hürden beim Ein- und Ausklarieren so groß sind.
Vor allem, mir selbst keinen Stress zu machen. Eine große Herausforderung, weil ich eigentlich gerne alles schnell erledige. Ich habe beruflich die Freiheit, dass es egal ist, ob ich zwei, drei oder vier Monate unterwegs bin, weil ich von überall aus arbeiten kann. Und wenn ich dann doch mal mehr arbeiten muss, bleibe ich einfach einen Tag länger dort, wo ich gerade bin. Unter Zeitdruck passieren auch die meisten Unfälle. Dann fährt man, wenn man besser nicht gefahren wäre, zum Beispiel bei schlechtem Wetter. Dann gehe ich lieber irgendwo ein Bier trinken und gucke mir die Gegend an. Ich versuche, so viel wie möglich auf mich zukommen zu lassen.
Ich möchte morgens, wenn ich losfahre, nicht wissen, wo ich abends anlege. Nur die Richtung ist für mich wichtig.
In der Donau gibt es schöne Buchten, wo man auch spontan ankern kann. Da sie zum Großteil ein Grenzfluss ist, muss man jedes Mal ein- und ausklarieren, wenn man das erste Mal an Land geht. Viele Leute, die die Donau befahren, entscheiden sich deshalb für eine Seite. Das finde ich schade. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das in fast allen Ländern sehr schnell und einfach geht. Wegen meines 14-jährigen Rüden Rocky muss ich immer an Land. Dadurch sehe ich viel mehr.
Die größte planerische Herausforderung ist die Treibstofflage. Mit meinen neuen Tanks kann ich nur noch ungefähr 1000 Kilometer fahren. Das hört sich zwar erst mal viel an, aber auf der Donau gibt es streckenweise bis zu 1500 Kilometer keine Sportboothäfen oder Tankstellen. Dieses Mal ist das weniger schlimm, weil ich mit dem Strom fahre und dadurch weniger Verbrauch habe. Was die Stromversorgung angeht, bin ich mit meinen Solarpanels an Deck allerdings praktisch autark.
Nein, weil ich nicht durch das Donaudelta fahre. Ich kürze vorher bei Cernavodă in den Kanal ab und komme dann bei Konstanza im Schwarzen Meer raus. Damit spare ich gut 300 bis 400 Kilometer. Im Donaudelta ist es zwar wunderschön. Aber mit dieser Bootsgröße könnte ich ohnehin nur im Hauptstrom bleiben. Und wenn ich das Donaudelta fahren würde, wäre auf der einen Seite die Ukraine. Und das wäre tatsächlich versicherungstechnisch schwierig.
Boote wird über die Reise berichten