Unbekannt
· 14.09.2017
Das italienische Marina Partner Network geht neue Wege: Es will nicht nur Liegeplätze an den Mann bringen, sondern auch die kulturellen und touristischen Angebote der Region
Fragt man deutschsprachige Nautiker nach der italienischen Adria, lautet die Antwort fast immer gleich: Triest,
Lignano, Venedig, vielleicht noch Chioggia. Das war’s dann aber auch. Immerhin, die oberitalienische Adria hat bei den meisten Skippern einen Namen, manchmal sogar ein Gesicht.
Ganz anders die zentrale Adriaküste zwischen Ravenna und der Halbinsel Gargano: Bei den meisten ist sie ein weißer Fleck auf der Seekarte. Ältere Skipper wissen vielleicht noch, dass Rimini schon in den Sechzigerjahren des vorigen Jahrhunderts als bedeutendster "Teutonengrill" der Adria Tourismusgeschichte schrieb.
In dieser nautisch also eher unbekannten Region hat das italienische Marina Partner Network (MPN) drei Marinas unter seine Fittiche genommen, um sie zu betreiben und im deutschsprachigen Raum zu vermarkten: die Yachthäfen Marinara, Marina dei Cesari und Marina Sveva.
Wohl wissend, dass man auch mit einer Fünf-Sterne-Full-Service-Marina an einer relativ gleichförmigen Küste (fast) ohne vorgelagerte Inseln nur schwer mit der nahen kroatischen Inselwelt konkurrieren kann, muss man die Kunden mit anderen Argumenten locken – also mit günstigen Liegeplatzpreisen und einem reizvollen touristischen Angebot im Hinterland, das ganzjährig zur Verfügung steht und direkt in den Marinas gebucht werden kann.
Dem Geschäftsführer von MPN Marinas, Enrico Bertacchi, ist klar, dass Italien auf dem internationalen Markt starken Aufholbedarf hat und wieder mehr ausländische Bootsfahrer begeistert werden müssen:
"Punkten können wir mit Kunst und Kultur, dem Wein, dem Essen und natürlich der Dolce Vita an sich. Wegen der hohen Attraktivität des Hinterlandes hatten wir die Idee, die Region und ihr Angebot in die Marinas zu holen."
Das alles geht aber nur bei attraktiven Liegegebühren. Im August gab MPN bekannt, dass Bootseigner aus dem deutschsprachigen Raum 2017 auf alle Jahresverträge und Tagesliegeplätze in den MPN-Marinas einen Nachlass von 30 Prozent erhalten. Das ist schon mal ein Wort. Um zu zeigen, was sonst noch möglich ist, organisierte MPN eine Informationsreise.
Ausgangspunkt war der Yachthafen Marinara in Marina di Ravenna. Er liegt 60 sm südlich von Venedig. Zwei rund 2,3 km lange Schutzmolen aus Beton sichern die Zufahrt zum Yachthafen mit seinen 1000 Liegeplätzen, die über den Canale Candiano zugleich auch Zufahrt in den Handelshafen von Ravenna ist. Die Stadt ist aber nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, denn der fast 11 km lange, am östlichen Stadtrand endende Canale ist für Sportboote gesperrt.
Die Besichtigung von Ravenna ist ein Muss und nicht in einem Tag erledigt. Die Piazza del Popolo, im 15. Jahrhundert nach dem Beispiel der Piazza San Marco in Venedig erbaut, die Mosaiken in der Basilika San Vitale, das Grab von Dante Alighieri: Allein acht historische Stätten der Stadt wurden von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. Nach dem Sightseeing kann man wieder im Porto turistico entspannen, der direkt an seinem Namensgeber, dem kleinen Seebad Marinara, liegt. Unmittelbar südlich vom Hafen beginnt ein kilometerlanger Sandstrand. Der nächste internationale Flughafen, Bologna, ist eine Autostunde entfernt.
Ebenfalls nur eine Autostunde von Ravenna entfernt lockt San Marino, die älteste und zugleich eine der kleinsten Republiken der Welt. 301 gegründet, thront die historische Altstadt auf dem 766 m hohen Monte Titano, umgeben von postkartenschöner Hügellandschaft. Drei stattliche Burgen, Wehrtürme und die Stadtmauer prägen das mittelalterliche Bild San Marinos, das heute rund zwei Millionen Besucher jährlich anzieht.
50 Seemeilen südöstlich liegt nahe dem Städtchen Fano die Marina dei Cesari, ebenfalls eine Full-Service-Marina mit 420 Liegeplätzen für Boote bis 40 m Länge. Großartig gelungen ist die Einbeziehung des Hafens in den Ort: Der Wellenbrecher wurde als Fußgängerpromenade ausgebaut. Als besondere Attraktion gilt das "Dinner unter den Sternen", das auf der Promenade abgehalten wird. Jeweils rund 50 km liegen die internationalen Flughäfen Rimini und Ancona.
Fano hat 60 000 Einwohner und ist vor allem wegen seiner ausgedehnten Strände bekannt. Aber auch die historische Altstadt hat einiges zu bieten: Berühmt ist das Teatro della Fortuna, sehenswert sind die Reste aus römischer Zeit: das Stadttor Arco d’Augusto und die "Unterwelt" von Fano, die Katakomben, in denen man römische Relikte bewundern kann.
Urbino , nur 50 km von Fano entfernt, ist nicht nur ein Touristenmagnet, weil hier das Geburtshaus des Malers Raffael steht. Die Altstadt gleicht einem Freilichtmuseum und ist UNESCO-Weltkulturerbe. In den steilen Gassen scheint das 15. Jahrhundert noch immer lebendig, und man würde sich nicht wundern, dem Herzog Federico da Montefeltro zu begegnen. Sein Palazzo, dessen Bau 1468 begann, gilt als das wichtigste weltliche Renaissancebauwerk Italiens und beherbergt die sehenswerte Galleria Nazionale delle Marche, eine der bedeutendsten Kunstsammlungen der Renaissance weltweit. Treppauf, treppab bummelt man durch Urbino, bewundert den Dom und die Stadtmauern und kann sich kaum sattsehen.
Eine knappe Autostunde von Fano entfernt liegt der Passo del Furlo, Nationalpark der Region Pesaro-Urbino. In dieser wildromantischen Gegend betreibt Alessandro Benvenuti den landwirtschaftlichen Betrieb La Cerca. Unter diesem Namen verkauft er nicht nur Spezialitäten mit weißen und schwarzen Trüffeln, er lädt interessierte Besucher auch zur Trüffelsuche ein. Im steilen Gelände oberhalb eines rauschenden Baches wird der Trüffelhund Lolla losgelassen und nur wenig später fündig. Mir ging das zu schnell, und für die Dauer der Suche hatte er nach meinem Gefühl außerdem zu viele der edlen Pilze erschnuppert. Glücklicher Zufall? Egal! Die frisch geriebenen Trüffel schmeckten vorzüglich.
Die Marina Sveva, 135 Seemeilen südöstlich von Fano, ist die südlichste MPN-Marina an der Adria. Auch dies eine Full-Service-Marina mit 450 Liegeplätzen, von denen jedoch erst rund 200 vermietet sind. Nicht italienische Gäste spielen in der Marina zudem bisher so gut wie keine Rolle. Das hat natürlich unter anderem mit der Lage zu tun: Selbst vom äußersten Süden Deutschlands ist sie rund 1000 km entfernt. Bis zum nächsten Flughafen, Pescara, fährt man rund 80 km.
Nautisch interessant und beliebt sind vor allem die rund 30 sm östlich von der Marina liegenden Tremiti-Inseln . Sie werden gern auch als Zwischenstopp auf dem Törn ins südliche Kroatien genutzt. Nach Vis sind es von hier noch 60 sm. Die Marina Sveva liegt am Rand eines Feriengebietes in der Gemeinde Montenero di Bisaccia und ist umgeben von den endlosen Stränden der Costa Verde. Nächster sehenswerter Ort ist Vasto, das oberhalb des Meeres auf einer Steilküste thront. Hauptattraktionen: das Castello Caldoresco und der Palazzo d’Avalos.
Im Tyrrhenischen Meer betreibt MPN drei weitere Marinas: Porto di Cecina (Toskana), Marina di Santa Marinella (Lazio/Rom) und Capo d’Orlando (Sizilien) ab Juli 2017. Auch für sie gilt die für 2017 beschriebene Rabattierung. Weitere Informationen zu MPN und den MPN-Marinas: www.mpnmarinas.eu