Revierporträt Teil 1Öresund in Schweden - Es war Sommar

Christian Tiedt

 · 01.04.2023

Der herrlich gelegene Hafen von Skanör auf Falsterbo: Nördlich der Halbinsel beginnt der Öresund mit dem Windpark Lillgrund und der großen Brücke nach Dänemark
Foto: Christian Tiedt

Schonens Westküste lockt nicht nur mit schönen Stränden. Das Revier in Schweden hat noch viele andere Reize

Wer denkt, dass Schweden nur aus Wäldern, Seen und Schärenküste besteht, sollte sich Schonen anschauen. Im Sommer zieht es die Sonnensüchtigen in Scharen an seine weißen Strände. Da kann einem die Karibik schon in den Sinn kommen – zumindest nach skandinavischen Maßstäben. Der Grad der Entspannung ist jedenfalls tropisch, eine gewisse Leichtigkeit des Seins sogar Pflicht, zu Lande und zu Wasser, im Hafen wie vor Anker – völlig unabhängig von den Wasser- und Lufttemperaturen. Denn eins steht fest: Der nächste nordische Winter kommt bestimmt!

Vor der flachen Küste erstreckt sich der Öresund über eine Länge von rund fünfzig Seemeilen. Er trennt nicht nur Westliche Ostsee und Kattegat voreinander, sondern auch Schweden und Dänemark. So nah wie bei Helsingborg und Helsingør kommen sich die beiden Nachbarn sonst nirgendwo. Kaum zweieinhalb Seemeilen müssen die zwischen den beiden Städten pendelnden Fähren zurücklegen.

Die andere, feste Verbindung bildet die im Jahr 2000 eingeweihte, vierzehn Kilometer lange Querung für Straße und Schiene, die die einander gegenüberliegenden Metropolen Kopenhagen und Malmö mit einer Kombination aus Tunnel und Brücke – der Øresundsbron – in einen einzelnen urbanen Großraum verwandelt hat, vom Wasser getrennt, dennoch vereint. Eine Milliarde Euro kostete diese Hochzeit.

Doch für dieses Revierporträt bleiben wir auf der schwedischen Seite: Denn die svenska sidan des Sunds hat noch sehr viel mehr zu bieten als warmen Sand: Knapp zwanzig Sportboothäfen verteilen sich auf die Küste zwischen den beiden Halbinseln Falsterbo im Süden und Kullen im Norden. Darunter sind kleine Gemeindehäfen ebenso wie große Marinas, idyllische Plätze im Grünen und lebendige mit Großstadtflair. Der erste Teil unserer zweiteiligen Serie zeigt die südliche Hälfte der Region, von Skanör hinauf zur Lommabucht nördlich von Malmö.

Öresund | Karte: Christian Tiedt
Öresund | Karte: Christian Tiedt

1. Falsterbo

Für alle Schiffe, die den Öresund passieren wollen, hält sein südliches Ende eine besondere Herausforderung parat. Wie ein sandiger Haken ragt die Halbinsel Falsterbo mit weit vorgelagerten Riffen in die Ostsee – ein tückisches Hindernis, besonders zu Zeiten der Segelschiffe. Heutzutage kostet die Passage dank moderner Technik nicht nur deutlich weniger Nerven, sondern auch weniger Zeit. Denn seit 1941 durchschneidet ein (ursprünglich aus militärischen Gründen angelegter) Kanal die Basis Falsterbos. Der nur knapp zwei Kilometer lange Wasserweg wird bei Höllvik von einer Klappbrücke überspannt, die in der Saison zwischen 6 und 22 Uhr zu bestimmten vollen Stunden öffnet. Die Zeiten gibt es im Internet (www.sjofartsverket.se > Suche: falsterbokanalen), zudem ist die Brücke auf UKW-Kanal 11 zu erreichen. Geschlossen misst die Durchfahrtshöhe 3,90 Meter.

2. Höllviken

Die schmucken Häuser dieser Feriensiedlung in Schweden, die ihren Namen von der angrenzenden Bucht im Norden hat, liegen beiderseits des Falsterbokanals in dichtem Wald. Nördlich der Klappbrücke, die die einzige Zufahrtsstraße zur Halbinsel trägt, wird der Kanalausgang von zwei langen Molen flan­kiert. Auf seiner westlichen Seite nutzt der Hafen des Falsterbokanalens Båtklubb diesen Schutz. Die Anlage bietet vollständigen Service, Gästeplätze sind vorhanden (falsterbokanalen.se). Die Strandbäder auf der Südseite Falsterbos sind von hier aus auch zu Fuß zu er­reichen, ebenso wie Pizzeria, Bäckerei und Supermarkt.

3. Skanör

Skipper, die nicht den Weg durch den Kanal wählen, sondern die klassische Route „außen herum“, kommen an Skanör im wahrsten Sinne nicht vorbei. Zwar liegt der alte Hauptort rund einen Kilometer landeinwärts, jenseits des Dünengürtels und der Salzwiesen, doch er verfügt auch über einen Hafen. Eine ausreichend tiefe, gerade neu ausgetonnte Rinne führt zur Einfahrt des halbkreisförmigen Beckens. Ursprünglich für die Zementverladung angelegt, gehört dieser großartige Flecken heute nur den Erholungs­suchenden (www.skanorshamn.se). Festmachen, und der Urlaub in Schweden beginnt!

Fischräuchereien, Imbissbuden und das schicke „Badhytten“ (mit Blick über den Strand; badhytten.com) sorgen dafür, dass auch jene Crews satt werden, die nicht selbst den Grill anschmeißen. Stichwort Strand: Der liegt gleich nebenan und gehört zu den schönsten Südschwedens. Zum historischen Ortskern mit der mittelalterlichen Sankt-Olofs-Kirche, mehr Restaurants und dem Supermarkt kommt man per Rad oder zu Fuß. Etwas weiter ist der Weg an der Küste enlang durch ein Naturschutzgebiet zur Südspitze. Ein Abstecher führt zum Leuchtturm von Falsterbo, der heute auf einem Golfplatz steht.

4. Klagshamn

Bevor es ins quirlige Zentrum Malmös geht, bietet sich Klagshamn für eine Pause an. Auch dieser Hafen (www.klagshamn.nu) geht auf die ehemalige Kalk- und Zementindustrie zurück. Seit diesem Jahr ist die bewaldete Landzunge Klagshamnsudden, an deren Spitze er liegt, allerdings als Naturreservat ausgewiesen. Auch hier ist der recht natürliche Strand nur wenige Hundert Meter entfernt.

5. Limhamn

Falls im Zentrum der drittgrößten Stadt Schwedens kein Platz frei sein sollte, bietet sich Malmös Stadtteil Limhamn gleich nördlich der Öresundbrücke als Alternative an. Hier gibt es gleich zwei voll ausgestattete Sportboothäfen, wobei der südlich gelegene småbåtshamn mit 1000 Liegeplätzen der größte im Revier ist (www.smabatshamnen.se). Vom 5,5-Tonnen-Kran bis zur Bootswaschanlage ist alles vorhanden, technischer Service jeder Art leicht zu organisieren. Die Versorgung stimmt ebenso wie die Anbindung: Die Buslinien 4 und 7 bringen Sie direkt ins Zentrum von Malmö (www.skanetrafiken.se).

6. Malmö

Die Rivalität der beiden großen Städte an der Westküste von Schweden reicht weit zurück. Mit der eleganten Gediegenheit Göteborgs konnte Malmö zwar nie ganz mithalten. Das hat man dort aber auch gar nicht mehr nötig, denn in den vergangenen zwei Jahrzehnten ist man auf eigene Weise aus dem Schatten der größeren Schwester herausgetreten. Das hat viel mit der Verwandlung von Västra Hamnen zu tun: Das ehemalige Industriegelände, die früher ansässige Kockums-Werft gehörte einst zu den größten der Welt, wird nach und nach zu einem zweiten Zentrum Malmös. Verschiedene Konzepte moderner Urbanität fließen hier planerisch zusammen. Dominiert wird das Quartier vom Turning Torso, dem mit 190 Metern höchsten Gebäude Skandinaviens. Die in sich gedrehte, futuristische Struktur, 2005 eröffnet, stellt mit ihrer weißen Fassade aber auch eine unübersehbare Landmarke von See aus dar. Besichtigungen mit Panoramablick sind möglich (Anmeldung: www.turningtorso.se).

Wo Västra Hamnen auf den Öresund trifft, wird es an schönen Abenden so richtig lebendig: Entlang der Promenade wird dann flaniert, getanzt, gebadet oder einfach nur dem späten Sonnenuntergang zugesehen. Bars und Restaurant reihen sich aneinander. Wer es etwas natürlicher möchte, kann in den nördlich anschließenden Scaniaparken oder an den Strand von Riberborg im Süden schlendern. Gastlieger haben zwei Alternativen: zum einen den kleinen Västra Hamnen direkt an der Promenade. Die befeuerte Einfahrt erfolgt über den Turbinkanalen (www.malmo.se > Suchbegriff: båtplatser). Zum anderen in der Dockan Marina, die sich im ehemaligen Trockendock von Kockums befindet (Ansteuerung über den Haupthafen; www.dockanmarina.se).

7. Lomma

Weiter nördlich folgt die Kleinstadt Lomma an der Mündung des Höje Å in die Lommabucht. Die Gastliegeplätze befinden sich in erster Linie auf beiden Seiten des Flusses, wobei größere Boote am Nordufer längsseits gehen (www.lbs.nu). Zwar gibt es auch hier einen Strand. Was aber vor allem interessant ist, ist die Nähe zur zehn Kilometer landeinwärts gelegenen Universitätsstadt Lund mit ihrem mittelalterlichen Kern, vielen Studenten­cafés, dem historischen Museum und der doppeltürmigen Domkirche (visitlund.se). Die Buslinie 139 benötigt von Lomma nur zwanzig Minuten (www.skanetrafiken.se).

8. Vikhög

Das kleine Fischer- und Feriendorf gibt sich völlig entpannt. Wer nach Malmö wieder ein ländliches Umfeld sucht, ist hier richtig. Gastplätze im Hafen sind grün gekennzeichnet (www.svenskagasthamnar.se > vikhög).

9. Barsebäckhamn

Letzter Stopp auf dem Weg in die nächste größere Stadt Landskrona ist der Urlaubsort Barsebäckshamn (www.barsebackshamn.eu). Wie in Vikhög auch liegt man hier in direkter Nachbarschaft des nur rund einen Kilometer entfernten (aber bereits seit 2005 abgeschalteten) Kernkraftwerks Barsebäck, das besichtigt werden kann (www.uniper.energy/barseback/en). Mit der markanten Silhouette der Reaktor­blöcke im Rücken – der Abbau soll im nächsten Jahr beginnen – lässt sich danach auf der Terrasse von „Barsebäcks Hamnkrog“ bequem die nächste Etappe planen (www.barsebackshamnkrog.se).


Service

Entfernungen

  • Kiel-Schilksee–Skanör: 128 sm
  • Lübeck-Travemünde–Skanör: 115 sm
  • Rostock-Warnemünde–Skanör: 80 sm
  • Klintholm Havn–Skanör: 36 sm
  • Skanör–Klagshamn: 8 sm
  • Klagshamn–Malmö (Dockan): 10 sm
  • Malmö–Kopenhagen (Tuborg Havn): 16 sm
  • Malmö–Lomma: 5 sm
  • Lomma–Barsebäckshamn: 8 sm
  • Barsebäckshamn–Landskrona (Nyhamn): 8 sm
  • Landskrona–Helsingborg (Norra Hamnen): 13 sm

SEEKARTEN Delius-Klasing-Sportbootkartensatz 4 „Großer Belt bis Bornholm“. Einzelkarten im Format 60 x 42 cm (A2) in Kunststofftasche, 4 Übersegler, 33 Revier- und Detailkarten, Revierführer (108 S.) mit Revierinformationen und Wegpunktliste inklusive 60 Hafenplänen, mit digitaler Seekarte für „Yacht Navigator“, ISBN 978-3-667-11603-1, Preis: 79,90 €. www.delius-klasing.de

HAFENFÜHRER Hafenguide „Dänemark und Südwestschweden“ von Per Hotvedt, 3. Auflage (2019), mit allen wichtigen nautischen Informationen, Luftbildern und Plänen von Häfen und Ankerplätzen. 308 Seiten, 434 Abb., Format: Spiralbindung, 22,5 x 30 cm, ISBN 978-3-667-11346-7, Preis: 69,90 €. www.delius-klasing.de

Die TOP 3 im Revier

  1. Vormittag in Lund: Mit dem Bus von Lomma in die Studentenstadt, historisches Sightseeing, dann süßer Brunch mit wienerbröd in „Mormors Bageri“ (www.mormors.se)
  2. Nachmittag in Skanör: Von Bord direkt an einen der schönsten Strände im Süden Schwedens. Für die Erfrischung sorgt die Bar des „Badhytten“ (www.badhytten.com)
  3. Abend in Malmö: Die Sundpromenade zum Sonnenuntergang, danach ein spätes Bad – fast wie am Mittelmeer. Die Pasta und Pizza dazu gibt’s bei „V.e.s.p.a“ (vespa.nu)

Wetter/Klima

 | Grafik: BOOTE
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