Ralf Marquard
· 03.05.2023
Ein Cabin Cruiser, der mit seinen unterschiedlichen Cockpitkomponenten eine Vielzahl von Variationsmöglichkeiten bietet. Wir testen die Karnic CS700 S
In diesem Artikel:
Karnic Powerboats haben ihren Firmensitz auf Zypern und produzieren dort Sportboote zwischen knapp 5,00 m und 11,46 m Länge. Die Boote teilen sich dann noch in unterschiedliche Modellreihen auf. Wir fuhren die CS700 S aus der Modellreihe Cabin Cruiser. Das Boot ist gut 7,50 m lang und bietet eine Kabine mit Doppelkoje und einen separaten Toilettenraum sowie ein großes Cockpit. Bei Letzterem hat der Eigner viele Variationsmöglichkeiten, grundsätzlich kann er zwischen zwei Steuerstand-Layouts wählen: mit drehbaren Einzelsitzen oder wie unser Modell als Weekender-Ausführung mit Doppelbank am Fahrstand und einem Pantryblock an der Backbordseite.
Außerdem lassen sich dann noch für beide Layouts Klappbänke in den Seitenwänden, ein Cockpittisch und eine Hecksonnenliege bestellen. Auf der Ausrüstungsliste stehen zudem eine lange Badeplattform mit Leiter und Polster für eine Bugsonnenliege. Wer den Pantryblock komplett ausrüsten möchte, findet bei der optionalen Ausstattung 1-Flammen-Gaskocher und „Igloo Coolbox 34 l“. Einen 12-V-Kühlschrank bekommt man für die Kabine, er wird dort in dem Schrank am Eingang installiert. Wer dann noch den gesamten Außenbereich besonders rutschfest haben und nebenbei noch gut aussehen lassen möchte, kann Sea-Deck-Bodenbelag bestellen. Polster bekommt man in den unterschiedlichsten Farbausführungen und an Verdeckoptionen mangelt es ebenfalls nicht. Auf unserem Testboot ist ein Cabrioverdeck mit stabilem Gestänge installiert, das eine Stehhöhe von knapp 2,00 m bietet.
Zuerst in die Kabine: Hier ist eine Sitzecke untergebracht, die sich mit Mittelpolstern im Handumdrehen in eine Doppelkoje verwandelt. Die Polster haben eine gute Festigkeit und fallen bequem aus. Hinter den Lehnen gibt es Ablagen, unter den Sitzpolstern Staukästen und im Schrank noch Staufächer. An der Steuerbordseite ordnet die Werft einen Toilettenraum an, der serienmäßig nur mit einem Waschbecken ausgerüstet wird. Wer eine Toilette möchte, muss Aufpreis zahlen und hat die Wahl zwischen Chemietoilette und Marine-Pump-WC. Letzteres ist auf unserem Testboot installiert, kostet 1.566 Euro extra und wird mit einem Fäkalientank zusammen eingebaut. Von der Kabine ins Cockpit führt der Weg über eine Stufe und durch eine Schiebetür (mit Arretierung).
In der „Freiluft-Arena“ steht an Backbord der bereits erwähnte Pantryblock, der auf dem Testboot mit den beiden Zusatzoptionen Kocher und Ice-Box bestückt ist. Die Sitzecke besteht aus ausklappbaren Seitenbänken, Heckbank und einer weiteren Sitzfläche, die aus der Rückseite der Fahrerbank ausgeklappt wird. Eine Besonderheit ist ein Schienensystem, auf dem die Heckbank läuft. Nach achtern geschoben funktioniert sie als Klönbank für die Sitzgruppe, nach vorn geschoben und mit umgeklappter Lehne als der Fahrtrichtung entgegengesetzte Bank mit Blick auf die Badeplattform. Auf der Plattform findet man an Backbord eine Badeleiter (vom Wasser aus gut zu bedienen) und eine Heckdusche. Ein schöner Platz an der Sonne ist das Vordeck, hier hat das Testboot mit einer Doppelsonnenliege (mit aufstellbaren Kopfpolstern) einen bequemen Platz zu bieten. Der Weg zum Vordeck führt über etwa 0,19 m breite rutschfeste Seitendecks, festhalten kann man sich dabei an Fensterrahmen und Reling.
Wir nehmen auf der Doppelbank Platz und fahren aus unserem Heimathafen auf der Doven Elbe Richtung Tatenberger Schleuse, in die wir nach kurzer Wartezeit einfahren können. Das Anlegen an der Spundwand gelingt problemlos. Beim Ausfahren lassen wir den Motor in Standgas laufen und fahren hinter der Schleuse mit erhöhter Drehzahl (um 1.500 U/min) und etwa sechs Knoten Richtung Elbe. Die Karnic bleibt dabei spurtreu und muss nur wenig korrigiert werden. Bewegt sich eine Person von der einen zur anderen Seite, hat das nur geringen Einfluss auf die Kursstabilität. Dann schieben wir den Gashebel voll nach vorn und die Karnic kommt nach gut drei Sekunden ins Gleiten. Dabei hebt sich der Bug nur mäßig an und die Voraussicht bleibt erhalten. Mit Powertrimm (Fahrtrimm etwa 1/2 auf der Anzeige) schafft es die Karnic ebenfalls, in Gleitfahrt zu kommen, das dauert allerdings länger und der Bug wandert ins Sichtfeld. Ab etwa 3.700 U/min erreichen wir eine gute Fahrt, die wirtschaftliche Gleitfahrt errechnen wir bei 4.000 U/min, dann fährt die CS700 S 23,2 Knoten schnell und verbraucht 1,18 l/ Seemeile, daraus ergibt sich wiederum eine Reichweite von 144 Seemeilen plus 15 % Reserve. Ein Wert, der für diesen Bootstyp durchaus passend ausfällt. Vollgaspiloten (36,4 Knoten) schaffen es rein theoretisch immerhin noch auf 92 Seemeilen.
Dreht man in schneller Fahrt das Ruder kräftig hin und her, schwingt der Rumpf locker über die Längsachse. Wer das Ruder verreißt, erlebt ebenfalls keine unangenehme Überraschung, das Testboot setzt nur mäßig mit dem Heck ein und fährt dann kursstabil weiter. In immer enger werdenden Kreisen legt sich das Boot gleitertypisch auf die Seite und zieht mit gut haltbaren Seitenkräften seine Runden, schlägt man das Ruder ganz eng ein, hebt sich das Heck an und der Propeller zieht Luft, was die „Karussellfahrt“ dann beendet. Eine Situation, die mit getrimmtem Motor noch etwas früher eintritt. Die hydraulische Lenkeinheit zeigt sich in allen Fahrsituationen leichtgängig und exakt. Für den Rauwassertest hatten wir nur Sportbootwellen, die der Karnic-Rumpf problemlos überspringt.
Damit in schneller Fahrt nicht nur der Skipper und Co-Pilot vor Wind geschützt werden, installiert die Werft eine weit nach achtern gezogene Windschutzscheibe. Der Skipper hat direkt hinter der Scheibe einen bequemen Platz und kann von dort die Instrumente gut ablesen sowie uneingeschränkt die Schalter neben dem Lenkrad bedienen. Gleiches gilt für die Einhebelschaltung und das Sportlenkrad. Sitzend stelle ich (1,80 m groß) die Füße am liebsten auf den Cockpitboden und habe gute Beinfreiheit. Das trifft auch zu, wenn ich das vordere Polster der Sitzbank hochklappe und mich hinstelle. Dann schaue ich über die Windschutzscheibe und habe zu allen Seiten eine super Sicht und natürlich den Fahrtwind im Gesicht.
Für die tägliche Sichtkontrolle am Außenborder kann man sich gut auf die geteilte Badeplattform stellen. Vom Außenborder zum Borddurchlass liegen die Leitungen vor UV-Strahlung geschützt in einem flexiblen Kunststoffschlauch. Im Staukasten unter dem Cockpitboden sind sie ausreichend befestigt und unter dem Fahrstand passend zugentlastet. Die Automaten für die 12-V-Anlagen findet man auf einem Paneel beim Kabineneingang, als Hauptschalter verbaut die Werft einen gut erreichbaren Wahlschalter. Die Kraftstoffanlage hat vorbildlich Wasserabscheider und Absperrhahn. Manko: Der Feuerlöscher kostet Aufpreis. Eine Handlenzpumpe und elektrische Bilgenpumpe liefert die Werft dagegen serienmäßig.
Für Weekender-Version: Fahrer-Doppelbank; Lenkung; elektrische Schaltung; Cockpitbank; Klappbank in Fahrerbank integriert; Pantryblock mit Spüle; Kojenpolster; Toilettenraum mit Waschbecken; Schrank in der Kabine; Badeplattform; Heckdusche; Druckwassersystem; Hecktüren; Reling; Handläufe; vier Klampen; Scheuerleiste; Batterie; Hauptschalter; Sicherungsautomaten; Kraftstoffabsperrhahn; Wasserabscheider; Motorinstrumente; Tankanzeige; Lenzpumpen; Kompass; Beleuchtung; Musikanlage
Die Karnic CS700 S ist ein solider Cabin Cruiser, auf dem zwei Personen gut übernachten können. Praktisch sind die vielen Gestaltungsmöglichkeiten im Cockpit. Da freuen sich Sonnenhungrige genauso wie Badelustige oder Wassersportler, die hinter dem Boot ihren Spaß haben möchten. Mit dem 200-PS-Yamaha macht die Karnic eine sichere Fahrt.