Charter-SpecialEinweisung auf dem Katamaran – wissen, was wo ist

Torsten Moench

 · 17.09.2025

Das Charter Special wird präsentiert von
Das Charter Special
Wir erklären, was Sie bei der Übernahme des Katamarans für einen Charterurlaub beachten sollten.
Foto: Torsten Moench, Sebastian Fuchs
​Sie ist das Schulungsboot der BOOTE-Cat-Experience: die Moorings 514 PC. Anhand dieses Bootstyps zeigen wir, wie eine 10-Punkte-Einweisung läuft und was man beim Charter-Kat beachten sollte

​​Dieser Artikel ist Teil eines Charter-Specials. Die Inhalte:

​Wer auf fremdem Kiel unterwegs ist, tut gut daran, sich mit den wesentlichen Merkmalen des schwimmenden Untersatzes schon vor dem Törn vertraut zu machen. Das gilt für Eigner ebenso wie für Charterkunden. Letztere haben den Vorteil, dass sie vor jedem Törn eine Einweisung durch den Vercharterer bekommen, das sogenannte Briefing. Die Praxis zeigt jedoch, dass solche Einweisungen oft nur recht rudimentär sind und der frischgebackene Urlaubs-Skipper oft mit mehr Fragen aus dem Briefing herausgeht, als er hinein­gegangen ist: Wo war noch mal der Haupt- schalter für die Navi-Instrumente, was zum Teufel ist die „LPG-Control“, und warum kann ich die Ruderlagen-Anzeige nirgends finden? Kommen dann noch Sprachbarrieren hinzu, ist das Chaos perfekt, und der erste Hafenabend wird dem Studium des, hoffentlich vorhan- denen, Bootshandbuchs gewidmet statt dem verdienten Sundowner auf der Fly. Auf der jährlich im Herbst in Kroatien stattfindenden BOOTE-Cat-Experience nutzen wir unter anderem Katamarane vom Typ Leopard 51 PC. Aus diesem Grund zeigen wir hier am Beispiel dieses in Charterkreisen weitverbreiteten Motorkatamarans, wie ein solches Briefing abläuft und wo man was findet.


1. Ankern

Zum Ankern löst man die Verriegelung.
Foto: Torsten Moench

​Mit dem Ankergeschirr sollte sich jeder Skipper auskennen. In südlichen Revieren wird mit Katamaranen gern mal „vor Anker“ übernachtet, insbesondere wenn die Hafenplätze zu eng oder bereits belegt sind. Die Ankerwinde sowie deren Fernbedienung befinden sich beim Leopard-Katamaran auf dem Vordeck unter einer mittschiffs angeordneten Klappe. Wichtig: Um die Ankerwinde mit genügend Strom zu versorgen, sollten die Maschinen während des Ankermanövers noch laufen. Das gilt natürlich umso mehr beim Heraufholen des Ankers. Zum Ankern löst man zunächst die Verriegelung und lässt entsprechend der Wassertiefe (Kettenlänge = vierfache Wassertiefe) die Kette ab. Besonderheit beim Kat: Nach dem Ablassen der Kette hakt man den im Ankerfach befindlichen Ankerhaken ein, löst die dünne Halteleine und lässt etwa weitere drei Meter Kette ab. Der Grund: Vom Haken ausgehend verlaufen zwei Sorgleinen zu den beiden Rümpfen. Sie sorgen dafür, dass sich die Zugkräfte gleichmäßig auf die Rümpfe verteilen. Als letzten Schritt klappt man die Verriegelung wieder herunter und sichert so die Ankerkette.

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Tipp: Sollte aufgrund einer Überlast die Sicherung der Ankerwinde auslösen, findet man sie unter der Spüle in der Pantry.


2. Landstrom, Sicherungspaneel und Klimaanlage

Die Hauptschalttafel befindet sich an Steuerbord im Salon.
Foto: Torsten Moench

​Ohne Landstrom geht auf großen Booten (fast) nichts. Wer morgens im Hafen den Toaster, die elektrische Kaffeemaschine oder die Klimaan­lage zur Luftentfeuchtung nutzen will, braucht eine ausreichend dimensionierte Landstromverbindung. Die Leopard 51 wird üblicherweise über zwei Landstromkabel (je 16 A) von den Ladesäulen im Hafen versorgt. Die (gelben) Kabel befinden sich im Stauraum der Rettungsinsel unter der Hecksitzbank im Cockpit und müssen in zwei Steckdosen an Land eingesteckt werden. Hinter der Rettungsinsel findet man im Bedarfsfall auch die dafür zuständigen Sicherungen und die FI-Schutzschalter. Ist die Verbindung zum Landstrom hergestellt, kann die anliegende Spannung auf dem rechten Digital-Instrument auf der Hauptschalttafel (rechts vom Salon-Eingang) abgelesen werden. Sie sollte nicht unter 220 Volt liegen. Die Hauptschalttafel ist in vier Segmente aufgeteilt. Die beiden linken Paneele gelten den 12-V-Verbrauchern. Hier schaltet man unter anderem die Navigationselektronik, das Funkgerät, die Druckwasserpumpen und nicht zu vergessen das Gas-Hauptventil (LPG-Control) ein oder aus. Die beiden rechten Segmente dienen dem Landanschluss und den 230-V-Verbrauchern wie beispielsweise den zwei Warmwasser­boilern, den drei (!) Klimaanlagen oder den 230-V-Steckdosen für Kaffeemaschine, Toaster und Mikrowelle. Die Klimaanlagen (Aircon) können neben dem Kühlen auch zum Heizen oder Entfeuchten der Raumluft genutzt werden. Die Bedieneinheiten findet man oberhalb der Hauptschalttafel. Durch die „Mode“-Taste wählt man die gewünschte Funktion (Kühlen/Heizen/Entfeuchten). Die gewünschte Temperatur stellt man über die Pfeiltasten ein.

Tipp: Schalten Sie an der 230-V-Verteilung immer nur die Geräte ein, die Sie auch wirklich aktuell benötigen.


​3. Stromgenerator

Wenn kein Landstrom zur Verfügung steht, ...
Foto: Torsten Moench

​Steht kein Landstrom zur Verfügung, beispielsweise vor Anker oder an einer Mooring-Boje, verwendet man den bordeigenen Generator zur Stromerzeugung. Er befindet sich unter dem Vordeck neben dem Backbord-Wassertank. Gestartet wird der Generator über die Bedieneinheit oberhalb des Hauptschaltpaneels. Dazu wird der obere Taster nach unten (Vorglühen) und nach einigen Sekunden der untere Taster (Starten) nach oben gedrückt. Ist der Generator angesprungen, lässt man beide Taster wieder los. Um die vom Generator erzeugte Energie ins Bordnetz einzuspei- sen, müssen an der Hauptschalttafel (230-V-Bereich) die Landstromanschlüsse ausgeschaltet, die Abdeckplatten (Foto) nach oben verschoben und die Schalter „Generator“ und „Transfer“ betätigt werden. Der Transfer-Schalter dient lediglich dazu, den Strom auf beide Landstromkreise im Schiff zu verteilen.

Tipp: Der Generator liefert weniger Strom als die Landstromsteckdosen. Aus diesem Grund kann man nicht alle 230-V-Verbraucher gleichzeitig nutzen.


4. Fahrstand und Instrumente

Am Fahrstand findet man alle nötigen Instrumente.
Foto: Torsten Moench

​Der Fahrstand der Leopard 51 befindet sich auf der Flybridge. Von hier aus wird das Boot gefahren und navigiert. Gestartet werden die Maschinen, indem man zunächst am Yanmar-Bedienpaneel (links und rechts vom Steuerrad) die Zündung einschaltet und dann den „Start/Stop“-Taster betätigt. Die wichtigsten Motordaten wie Drehzahl und Temperaturen zeigt anschließend das daneben befindliche Display an. Zentral über dem Steuerrad befindet sich der elektro­nische Raymarine-Seekartenplotter, auf dem die Bootsposition in einer digitalen Seekarte an- gezeigt wird. Eine Maßstabsänderung erreicht man durch Drücken der Plus- oder Minus-Taste. Links und rechts vom Plotter befinden sich der Autopilot (links) und das Echolot (rechts). Das Echolot gibt Auskunft über die Wassertiefe (die Leopard braucht mindestens 1,5 m unter dem Kiel), den Autopiloten nutzt man bei längeren Seestrecken. Nach Drücken der „Auto“- Taste hält das Boot den derzeit anliegenden Kurs. Mit der „Stand-By“-Taste schaltet man wieder auf die manuelle Steuerung um. Wichtig: In diesem Instrument befindet sich auch die Ruderlagen-Anzeige (Rot-grüner Balken am oberen Displayrand). Wird keine Farbe angezeigt, liegt das Ruder mittschiffs. Diese Ruderlage sollte anliegen, wenn man das Boot im Hafen über die Motoren dirigieren will. Die Tankanzeigen liegen direkt hinter dem Lenkrad. Da der Stromgenerator ausschließlich aus dem Backbord-Tank versorgt wird, gibt es eine Taste „Fuel“, mit der man gegebenenfalls die Tankinhalte von Steuerbord nach Backbord ausgleichen kann. Das UKW-Funkgerät, welches man zum Anmelden in den Häfen oder zur Kontaktaufnahme mit anderen Booten benötigt, befindet sich am Navigationsplatz im Salon. Am Fahrstand gibt es eine zusätzliche Bedieneinheit.

Tipp: Das WLAN-Passwort befindet sich entweder direkt auf dem Router oder steht in den Bootspapieren.


​5. Frisch- und Abwasser

Die Frischwasserspeicher für die Duschen, Waschbecken, die Küche oder die Toiletten, befinden sich unter dem Vordeck.
Foto: Sebastian Fuchs

​Als Frischwasserspeicher für die Duschen, Waschbecken, die Küche oder die Toiletten stehen drei große Tanks unter dem Vordeck, die insgesamt knapp 800 Liter fassen. Ist ein Tank leer, kann man über den Trinkwasserverteiler, der sich hinter dem vorderen Rückenpolster der Salon-Sitzecke verbirgt, auf einen anderen Tank umschalten. Wichtig: den Wasserhahn des leeren Tanks unbedingt zudrehen, sonst zieht die Druckwasserpumpe Luft, und es kommt kein Wasser mehr. Muss Wasser nachgebunkert werden, macht man dies im nächsten Hafen. Der dazu nötige Schlauch liegt neben den Tanks unter den Vordecksklappen. Befüllt werden die Tanks über den großen Drehverschluss. Beim Wassernehmen sollte man zunächst zehn bis 20 Liter aus dem Schlauch ins Meer ablaufen lassen, um eventuelle Verunreinigungen herauszuspülen. Die WC-Bedienung erfolgt über zwei Taster in den Nasszellen. Der eine dient zum Spülen, der andere zum Abpumpen in den Abwassertank. Ist der Tank drei viertel voll, leuchtet eine rote Lampe oberhalb der Dusche. Das Abwasser kann durch einen speziellen Absauganschluss an Deck (Waste) an einer Entsorgungsstation abgesaugt werden. Alternativ befindet sich unter einer der Bodenplatten im hinteren Bereich der Rümpfe ein schwarzes Ablassventil. Wichtig: Dieses Ventil muss insbesondere in Häfen immer geschlossen sein! Die Heckdusche findet man an der Badeplattform des Backbord-Rumpfs. Sie liefert sowohl kaltes als auch warmes Frischwasser.

Tipp: Auch wenn man sie wahrscheinlich nie braucht: Die manuelle Handlenzpumpe befindet sich am Niedergang in den Backbordrumpf.


6. Gasanlage für Herd und Backofen

Um den Herd zu nutzen, schaltet man zunächst das Gasventil ein. (6a)
Foto: Torsten Moench

​Gekocht und gebacken wird auf der Leopard 51 mit Gas. Bevor man Herd oder Ofen in Betrieb nehmen kann, muss am 12-V-Teil des Hauptschaltpaneels der Schalter „LPG-Control“ eingeschaltet werden und die gelbe Kontrollleuchte in der Pantry leuchten. Der Schalter steuert ein Magnetventil und öffnet damit den Gasfluss zum Herd. Gezündet werden Gasflammen und Backofen über einen Elektrotaster mit Blitz­symbol. Nach dem Kochen wird der LPG-Schalter wieder ausgeschaltet. Die Gasflaschen befinden sich im Heck des Steuerbordrumpfs unter der Sitzfläche. Wird längere Zeit kein Gas benötigt, sollten die Flaschen zugedreht werden. Vor dem ersten Auslaufen empfiehlt es sich, per Anheben der Flaschen zu prüfen, ob sie auch gefüllt sind.

Tipp: Das Manometer im Gaskasten gibt lediglich Aufschluss über den Gas- druck. Es stellt keine „Tankanzeige“ für die Flaschen da.


7. Tanken

Die Tankstutzen des Kats befinden sich auf dem Süllrand am Heck. (7a)
Foto: Torsten Moench, Sebastian Fuchs

​Die Leopard verfügt über rund 1500 Liter Tankvolumen in zwei Tanks. Für einen normalen Charter- oder Urlaubstörn ist das mehr als ausreichend. Dennoch kommt auch der Charterskipper um das Nach­tanken nicht herum, schließlich muss er das Boot ja am Ende wieder vollgetankt übergeben. Die Tankstutzen befinden sich auf dem Süllrand beider Rümpfe und sind mit dem Wort „Diesel“ gekennzeichnet. Zum Öffnen verwendet man eine Kurbel, die sich im Gasflaschen-Kasten an der Steuerbordseite befindet. An der Tankstelle sollte man immer einen Lappen griffbereit halten und von einem Crewmitglied die Tankanzeige beobachten lassen. Diesel schäumt schnell über, deshalb im Zweifel lieber etwas zu früh als zu spät den Tankvorgang beenden.

Tipp: Die Kraftstofffilter befinden sich gut zugänglich unter den Bodenbrettern vor den Heckkabinen.


8. Dingi und Motor

Heckplattform und Dingi lassen sich via ...
Foto: Torsten Moench, Sebastian Fuchs

​Dem Beiboot, auch Dingi genannt, kommt auf Charterbooten insbesondere beim Ankern oder an einer Mooring-Boje eine große Bedeutung zu. Es ermöglicht der Mannschaft, zum Einkaufen oder ins Restaurant zu fahren, oder wird einfach nur als Spaßmobil für den Nachwuchs eingesetzt. Auf der Leopard 51 PC befindet sich das Beiboot auf einer elektrisch absenkbaren Plattform am Heck. Bevor man sie über die im Backbordrumpf befindliche Fernbedienung (Foto) zu Wasser lässt, muss man die beiden Spanngurte lösen und eine Festmacherleine vom Dingi zum Katamaran legen. Ist das Boot aufgeschwommen, schiebt man es auf den Gleitschienen von der Plattform ins Wasser. Der Außenborder verfügt über einen Elektroanlasser, lässt aber erst starten, nachdem der Quickstop (rote Kunststoff­kordel mit U-förmiger Gabel) eingesteckt wurde. Schaltung und Gashebel sind entweder in der Pinne integriert, oder der Schalthebel befindet sich an der Außenseite des Motors (ältere Modelle). Wiederum je nach Modell befindet sich der rote Stopp-Knopf in der Pinne (Foto), oder man löst den Quickstop aus seiner Halterung.

Tipp: Bei der Über­gabe unbedingt kontrollieren, ob der Außenbordertank auch voll ist.


9. Papiere, Dokumente, Revierinfos

Nach der Einweisung ...
Foto: Torsten Moench, Sebastian Fuchs

​Dass der Skipper seine persönlichen Dokumente wie Sportbootführerschein und Funkzeugnisse dabeihat, versteht sich von selbst. Auf fremdem Kiel kommen aber die Bootspapiere fürs Charterboot, Versicherungsnachweise und gegebenenfalls Crew-Listen hinzu. Diese bekommt man vom Vercharterer bei der Bootsübergabe ausgehändigt. Je nach Revier muss man sie, beispielsweise in Kroatien, im Gasthafen dem Hafenmeister unaufgefordert übergeben. Sie bleiben dann so lange (als Pfand) dort, bis man die Hafengebühr entrichtet und wieder ausläuft. Zu jeder Chartereinweisung gehört auch ein mehr oder weniger intensives Revier-Briefing dazu. Und man tut gut daran, den ortskundigen Mitarbeitern des Charterunternehmens aufmerksam zuzuhören und sich Notizen zu machen. Das erspart so manchen Ärger. Seekarten und Hafenhandbücher gehören auf Charterbooten zum Standard, dennoch kann es nicht schaden, auch eigene Bücher oder Info-Material dabeizuhaben.

Tipp: Wer sich aufs Internet vor Ort verlässt und seine Törn­informationen den üblichen Suchmaschinen entnehmen will, gilt nicht nur in unseren Augen als grob fahrlässig.


10. Rettungsmittel

Rettungsinsel (10a)
Foto: Torsten Moench, Sebastian Fuchs

Zu den wesentlichen Rettungsmitteln eines Charterkatamarans zählen neben den Rettungswesten, die sich in den Schränken jeder Kabine befinden, die Rettungsinsel und Seenot-Signale. Die Rettungsinsel ist auf der Leopard 51 unter der Hecksitzbank im Cockpit verstaut, die Seenotsignale findet man, ebenso wie das Werkzeug-Set, unter der Sitzbank am Navigationstisch (Salon Backbordseite).

Tipp: Jedes Crewmitglied sollte exakt wissen, wo die Rettungsmittel liegen.


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