Jill Grigoleit
· 26.03.2023
Die Elbmetropole Dresden bietet auch als Törnziel glanzvolle Momente. Wir haben uns die sächsische Hauptstadt vom Wasser aus angeschaut
Auf ihrem mehr als siebenhundert Kilometer langen Weg von der deutsch-tschechischen Grenze bis zur Mündung in die Nordsee bietet die Elbe viele Glanzpunkte. Den Auftakt macht dabei Dresden, das „Florenz des Nordens“. Seine weltberühmten Kunstsammlungen und Prachtbauten, die malerische Lage im Elbtal – gleich mehrere Gemeinsamkeiten mit der toskanischen Metropole haben ihrem deutschen Pendant schon früh zu diesem stolzen Beinamen verholfen. „Zu Stein gewordene Musik“ werden die Bauwerke des Dresdner Barock auch gern genannt, die unter florentinischem Einfluss entstanden und das Bild der sächsischen Landeshauptstadt bis heute prägen. Durch sie wurde Dresden zu einem der beliebtesten Touristenziele Deutschlands. Ein Ziel, das auch auf eigenem Kiel zu erreichen ist. Was Tourenskipper erwartet, verrät unser Stadtporträt. Der Weg lohnt sich!
Die Anleger der Weißen Flotte und der Fähren direkt am Elbufer sind zwar tabu. Zentrumsnahe Liegeplätze bietet dafür der Neustädter Sportboothafen am rechten Ufer bei Stromkilometer 57,3. Zu Fuß ist es ein nur etwa 15-minütiger Spaziergang in die Altstadt. Seit 2021 wird die Anlage mit sechzig Dauerliegeplätzen und vier Tagesliegeplätzen von einem jungen Team, bestehend aus Kai Roscher und Tino Fleischer, betrieben. Seither wurden Steg, Beleuchtung und Stromsäulen saniert. Oberhalb der Marina befindet sich die Gastronomie und Eventlocation Die Hafenmeister. In Sichtweite der Dresdner Altstadt kann man hier schlemmen, feiern und sogar in einer neu eröffneten Fass-Sauna mit Panoramafenster entspannen. Neben der Bootsvermietung werden auch SUPs vermietet und Yoga- und Pilates-Kurse angeboten. Etwa fünfhundert Meter elbabwärts befindet sich eine öffentliche Slipstelle. Direkt hinter dem Neustädter Hafen ist momentan die Dresdner Hafencity im Aufbau, deren Fertigstellung für 2025 geplant ist.
Den besten Blick auf die Dresdner Altstadt hat man vom rechten Ufer. Bereits 1865 wurde festgelegt, dass die Elbwiesen nicht bebaut werden dürfen, damit der Fluss genügend Platz hat, sich bei Hochwasser auszudehnen. Hinter den Bögen der Augustusbrücke präsentiert sich die berühmte Silhouette der Stadt mit Kirchtürmen und Kuppel der Frauenkirche. 1747 verewigte der venezianische Maler Bernardo Bellotto, besser bekannt als Canaletto, dieses Panorama. Wo er saß und malte, steht heute ein großer roter Rahmen. Wenn man hindurchschaut, erblickt man genau jenen berühmten Ausschnitt – das perfekte Porträt einer barocken Prachtstadt.
Dresden ist eine Stadt der kurzen Wege. Nähert man sich der Altstadt vom Neustädter Ufer aus über die Augustusbrücke, ist man praktisch schon mittendrin: geradeaus die Hofkirche und das Residenzschloss mit dem sagenumwobenen Grünen Gewölbe, linker Hand die Brühlschen Terrassen und rechts Semperoper und Zwinger mit der weltberühmten Galerie der Alten Meister. Biegt man nun vor dem Georgentor, dem ursprünglichen Stadtaus- gang von Dresden zur Elbbrücke, links ab, kann man den Fürstenzug bestaunen. Das mit 102 Meter Länge größte Porzellanwandbild der Welt zeigt die Herzöge, Kurfürsten und Könige aus dem Hause Wettin in einem Reiterzug, aufgetragen auf rund 23 000 Fliesen aus Meißner Porzellan. Darunter ist auch August der Starke, unter dessen Herrschaft die Stadt Anfang des 18. Jahrhunderts eine Blütezeit erlebte.
Nur ein paar Schritte weiter gelangt man zum Neumarkt, überragt von der Kuppel der Frauenkirche. 1945 zerstört und von 1994 bis 2005 in altem Glanz neu errichtet (Spenden aus der ganzen Welt spielten dabei eine große Rolle), steht sie gemeinsam mit Dresden als Symbol für Versöhnung und Hoffnung nach dem Krieg.
Das kulturelle Angebot der Stadt ist riesig. Von Kunst über Klassik bis hin zum Open-Air-Pop-Konzert ist für jeden etwas dabei. Dresden zählt 55 Galerien, 44 Museen und 34 Theater und Bühnen. Der Palais Sommer, ein eintrittsfreies Kunst- und Kulturfestival, bietet jeden Abend Programm vor historischer Kulisse. Für Klavier- und Jazz-Liebhaber gibt es Konzerte vor der Frauenkirche, für Filmfans die Filmnächte am Elbufer. An lauen Sommerabenden treffen sich Tausende Dresdner auf den Elbwiesen und genießen den Blick auf die sich in der Elbe spiegelnden Lichter der Stadt, während die Sonne hinter der Augustusbrücke untergeht.
Nur ein Katzensprung von der Altstadt entfernt auf der anderen Elbseite liegt das bunte und junge Dresden. Im Szeneviertel, der Äußeren Neustadt, reihen sich Bars, Galerien und kleine Boutiquen mit alternativen Labels aneinander. Jeder der fünf Hinterhöfe der Kunsthofpassagen, deren kreative Fassaden von einer Gruppe von Künstlern gestaltet wurde, hat ein eigenes Thema und beherbergt kleine Läden und Cafés. Nicht nur, dass man hier viele Sprachen hört: Neben den Touristen kommt auch nahezu ein Viertel der Studierenden der Technischen Universität aus dem Ausland. Unter ihren Beschäftigten sind 98 Nationalitäten vertreten. Hinter der historischen Kulisse präsentiert sich eine Stadt der Zukunft mit einer jungen Gründerszene und einer international vernetzten Forschungslandschaft. Ob biegsame Solarzellen oder nachhaltige Baustoffe – die sächsische Landeshauptstadt ist einer der Hotspots für technische Innovationen.
Dresden ist nicht nur auf den technischen Fortschritt bezogen eine der grünsten Städte Europas. Neben den Elbwiesen gibt es etliche Parks und Grünanlagen. Doch in den trockenen Sommermonaten sinkt der Wasserspiegel der Elbe oft auf unter einen Meter und die baumlosen Elbauen wirken wie eine ausgedörrte Steppe. Wer Abkühlung sucht, wird dann auf den Brühlschen Terrassen fündig. Im Schatten der viereckig zurechtgeschnittenen Linden kann man hier den Blick auf die Elbe und die Neustadt genießen und auf die nächste Abfahrt eines Raddampfers warten. Die Anleger der Weißen Flotte Dresden, der ältesten Schaufelraddampfer-Flotte der Welt, befinden sich direkt unterhalb der Terrassen. Das Angebot reicht von ein- bis dreistündigen Dampferfahrten vom Altstadtufer und entlang der Weinberge und Schlösser des Dresdner Umlands bis zu längeren Fahrten bis über die tschechische Grenze hinaus.
Mit der „Dresden“ geht es diesmal ein Stück die Elbe hinauf. Der 1926 gebaute Personendampfer ist das Flaggschiff der sächsischen Schiffsflotte. Am Ufer ziehen die drei romantischen Elbschlösser, Schloss Albrechtsberg, Lingnerschloss und Schloss Eckberg vorbei,die ab 1850 innerhalb von elf Jahren errichtet wurden. Eindrucksvolle Villen reihen sich entlang der Weinberge aneinander. Nach einer Dreiviertelstunde erreicht man ein weiteres Wahrzeichen, das Blaue Wunder. Seit 1893 verbindet die Brücke die beiden Dresdner Villenkolonien Blasewitz und Loschwitz. In unmittelbarer Nähe der Brücke liegt bei Elbstromkilometer 50,4 der Bootshafen Loschwitz mit Gästeliegeplätzen.
Folgt man dem Fluss weiter stromaufwärts, gelangt man bei Kilometer 43 zum vierten und wohl bekanntesten Elbschloss: Schloss Pillnitz ist berühmt für seinen chinesischen Touch, der im 18. Jahrhundert als besonders schick galt. Von hier aus ist es nicht mehr weit zum Nationalpark Sächsische Schweiz. Nur etwa vierzig Autominuten entfernt von der Innenstadt befindet sich hier mit den bizarren Felsformationen des Elbsandsteingebirges eines der beliebtesten Wander- und Kletterreviere Deutschlands. Die tiefen Schluchten, dichten Wälder und atemberaubenden Aussichten inspirierten schon Caspar David Friedrich zu seinem berühmten Gemälde „Wanderer über dem Nebelmeer“.
Für Skipper bietet der erste deutsche Abschnitt der Elbe atemberaubende Ansichten. Zur rechten Seiten des Ufers ragen spektakuläre Felsriffe in den Himmel, während sich linker Hand vereinzelte Tafelberge aus der Ebene erheben. Wer mit dem Raddampfer kommt, kann ab einem der vielen Anleger direkt loswandern. Aber auch vom Wasser aus lässt sich das Naturspektakel gut bewundern. Abhängig vom schwankenden Elbpegel kann man hier die Schrammsteine und die sagenhaften Sieben-Brüder-Häuser in Postelwitz bestaunen. Einige Dampfertouren führen ab Königstein bis über die deutsch-tschechische Grenze. Einen malerischen Blick über das Elbtal und das Sandsteingebirge bietet die Bastei. Von hier aus fällt der Fels 190 Meter steil zum Fluss ab. Da die alte Festungsanlage zu einer der meistbesuchten Touristenattraktionen der Sächsischen Schweiz gehört, empfiehlt sich ein Aufstieg im frühen Morgengrauen.
Je nach Wasserstand ist die obere Elbe zwischen 100 und 130 Meter breit (Fahrrinne etwa 50 Meter). Die Strömungsgeschwindigkeit liegt bei 4–5 km/h. Die Wasserführung der oberen Elbe ist starken jahreszeitlichen Schwankungen ausgesetzt. Schneeschmelze führt regelmäßig zu Frühjahrshochwasser, wobei die Pegel schnell um drei bis vier Meter steigen.
Die gleiche Wirkung erzielt anhaltender Starkregen im Sommer und Herbst. Der höchste schiffbare Wasserstand liegt bei fünf Metern, darüber hinaus kommt es zur Schifffahrtssperre. Längere Trockenperioden dagegen lassen die Pegelstände schnell unter einem Meter fallen. Zuständig ist das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Elbe, Schifffahrtsbüro Dresden.