Über 3000 Inseln, davon aber nur rund 100 bewohnt: Die griechischen Gewässer sind ein räumlich gewaltiges Revier. Die große Frage besonders für Einsteiger ist: Welches ist in Griechenland die richtige Region für mich? Das eher grüne, schwachwindige Ionische Meer? Oder die kargen, windzerzausten Kykladen mit ihren weißen Würfelhäusern? Und was unterscheidet die recht nah beieinanderliegenden Dodekanes-Inseln von den Kykladen? Unser Revier-Porträt gibt eine Orientierungshilfe über unterschiedliche Schwierigkeitsgrade, Infrastruktur und Charakter der Inseln.
Das klassische Revier für Einsteiger oder Crews, die nicht in der windigeren Ägäis unterwegs sein möchten. Hier bieten sich vor allem zwei Starthäfen an, die gut mit Direktflügen aus Deutschland zu erreichen sind: Korfu im Norden und Lefkas/Palairos (Flughafen Preveza) in der Mitte des Reviers. Der Start in Korfu macht am Anfang und Ende den längeren Schlag nach und von Lefkas (etwa 30 Seemeilen) nötig. Die Ionischen Inseln sind sehr grün und bergig, und im Leeschutz von Lefkas, Kefalonia und Ithaka liegen perfekt geschützt die kleineren Eilande des Archipels. Dort sind die Entfernungen dann entsprechend gering. Achtung: Im Sommer allerdings ist das Ionische Meer das vollste Revier Griechenlands. Nachts herrscht oft Flaute, im Sommer ist die Region eher thermisch dominiert. Im Frühjahr und Herbst trifft man dagegen viel Südwind und auch Gewitter an.
Kleinräumiges Inselrevier im Norden, in dem der Meltemi etwas schwächer ausfällt. Man startet im Golf von Volos und steuert die drei hübschen Hauptinseln Skiathos, Skopelos und Alonnisos samt kleinerer Nachbarinseln an. Vielleicht auch einen Abstecher nach Euböa einplanen. Die Routenwahl ist etwas unflexibler als in den größeren Ägäis-Revieren. Da alles so überschaubar ist, kann man hier gut eine Woche unterwegs sein, aber auch zwei werden nicht langweilig. Schwierig war zuletzt die Fluganbindung nach Volos, es gab nur sehr wenige Direktflüge ab Deutschland.
Das Revier wenig südwestlich von Athen ist beliebt für einen kurzen Wochentörn. Mit Ägina, Poros, Hydra, Dokos und einigen Festlandhäfen ein schönes Ferienziel, das im Sommer aber etwas überlaufen ist, vor allem an den Wochenenden. Die Häfen platzen dann aus allen Nähten, besonders Hydra, das für Ankerchaos berüchtigt, aber eben auch bildschön ist. Kurze Wege, und ab Hydra bietet die Küste etwas Schutz vor Meltemi. Für weniger erfahrene Crews eine Einsteiger-Alternative zum Ionischen Meer, aber nicht im Juli und August. Wer mehr Zeit hat, kann das Revier auch einfach um den Argolischen Golf und die sehenswerte Ostküste des Peloponnes erweitern.
Sie sind das Königsrevier der Ägäis. Der stärkste Meltemi weht hier, die Distanzen zwischen den Inseln sind vergleichsweise weit. Dafür gibt es viel Abwechslung. Manche Kult-Insel ist die Reise wert, wie Santorin oder Mykonos. Die Charaktere der Inseln sind so unterschiedlich, dass es immer wieder Neues zu entdecken gibt. Die Kykladen sind windzerzaust, kahl und bieten das typische Panorama der weißen Würfelhäuser an steilen Hängen. Es finden sich Unmengen guter Ankerbuchten, aber fast nur relativ simple Kommunalhäfen. Bei Meltemi sind die Anleger mit Buganker teils anspruchsvoll. Etwas für erfahrene Skipper, die auch Starkwind nicht schreckt. Aber auch der wird häufig in Shorts und T-Shirt abgewettert, während das Meer tiefblau leuchtet und der Himmel genauso. Wer sich dem Revier vorsichtig nähern will, kommt in der Vor- oder Nachsaison, also etwa von Mai bis Anfang Juni oder Ende September bis Mitte Oktober. Starthäfen sind Athen oder Lavrion, der für eine Woche besser ist.
Das Revier südlich von Thessaloniki rund um die drei Finger der Halbinsel Chalkidiki ist bootstouristisch noch absolutes Entwicklungsland. Dafür ist es weit weniger überlaufen und der Meltemi deutlich schwächer. Doch die Strecken zwischen den Zielen sind zuweilen groß. Berühmt ist die Gegend für die orthodoxe Mönchsrepublik am Berg Athos, die nur mit einer Pilgergenehmigung zu besuchen ist.
Das Revier um Samos und Lesbos ist in den letzten Jahren infolge der Flüchtlingsströme dorthin und dem nicht empfehlenswerten Grenzwechsel zur Türkei etwas unter die Räder geraten. Die Anzahl kleinerer Inseln als Ergänzung zum Törnplan ist begrenzt. Etwas für Griechenland-Kenner, die nach Neuem suchen
Die ideale Alternative zu den Kykladen, wenn man die langen Schläge meiden will. Die Distanzen zwischen den ebenfalls eher kargen Inseln sind geringer, es gibt dadurch immer mal wieder mehr Schutz. Obendrein sind hier drei gute Marinas: Kos, Leros und die neue in Rhodos (nicht der Stadthafen). Der Meltemi ist ebenfalls im Sommer stark. Gute Anreise mit Direktflügen nach Kos oder Rhodos. Ideal ist es, von Kos gegen den Meltemi die nördlichen Inseln zu erkunden. Kalymnos, Leros, Lipsi und Patmos haben noch jeden Besucher verzaubert. Es gibt sehr geschützte Buchten, einige Bojenfelder vor Tavernen und gute Häfen. Am Ende mit dem Wind zurück oder noch weiter Richtung der südlichen Inseln. Dafür sind 14 Tage nötig. Oder man startet eine Woche von Rhodos aus nordwärts.