Christian Tiedt
· 10.12.2022
Die Auswahl an Charterrevieren und Bootstypen und nahezu endlos. Wir geben einen Überblick und alle Tipps zum Chartern.
In diesem Artikel:
Welcher Weg führt zum Ziel Ihrer Träume? Zumindest was den Urlaub auf dem Wasser angeht, fällt die Antwort auf diese Frage inzwischen alles andere als leicht – zum Glück, darf man sagen. Denn es gibt inzwischen kaum noch ein Revier europaweit (und darüber hinaus), in dem nicht mindestens eine Charteryacht auf entdeckerfreudige Crews wartet. Von den glasklaren, sonnendurchfluteten Buchten des Südens bis zu den stillen Weiten des Nordens reicht das touristische Angebot. Egal, ob es vertraut heimatlich oder doch lieber exotisch zugehen soll, ob man die Binnenfahrt oder die Seefahrt bevorzugt – die Auswahl ist im wahrsten Sinne grenzenlos.
Gleiches gilt für die vorhandenen Bootstypen: Hier reicht die Palette von den voll auf Charterkunden ausgerichteten, einheitlichen Flotten internationaler Anbieter, über die wesentlich individuelleren Modelle regionaler Firmen bis hin zu „Einzelstücken“ in Privathand. Dass die Branche boomt, liegt aber nicht nur an dieser großen Vielfalt, sondern auch an der Tatsache, dass die meisten Reviere (zumindest im Binnenbereich) auch ohne Bootsführerschein erkundet werden können – und damit auch Urlaubern offenstehen, die zuvor keine „Verbindung“ zum Wasser hatten.
Hierzulande wird das seit knapp zwanzig Jahren auf einer ganzen Reihe von Wasserstraßen durch die sogenannte Charterbescheinigung ermöglicht – insbesondere in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Ausgestellt wird sie nach einer gründlichen Einweisung durch den Vercharterer, wobei jeder behandelte Punkt protokolliert wird. Sie gilt ausschließlich für die Mietdauer. Das betreffende Boot darf allerdings nicht schneller als zwölf Stundenkilometer sein (was binnen völlig ausreichend ist). In vielen anderen Ländern gibt es dagegen schlicht und einfach keine Führerscheinpflicht, was das Chartern unkompliziert macht.
Die nautische Tourismusindustrie setzt vielerorts (zumindest auf den Binnenrevieren) schon seit Jahren in ihren Werbekampagnen auf „Hausbooturlaub“. Kein Wunder, denn kaum ein anderer Begriff lässt sich gleichzeitig mit Abenteuern und Behaglichkeit verbinden.
Dabei ist die inzwischen weitverbreitete Bezeichnung zumindest technisch etwas irreführend: Im Grunde handelt sich dabei nämlich häufig gerade nicht um Hausboote klassischer Vorstellung; also Wasserfahrzeuge, die eher zum Wohnen als zum Fahren gedacht sind. Im Charterbetrieb wurden damit zunächst jene Modelle bezeichnet, die von den großen, in mehreren Ländern vertretenen Firmen mit einheitlichen Flotten betrieben werden – was sowohl Wartung wie Werbung erleichtert. Diese Boote werden einheitlich in Serien gebaut und sind speziell auf die Anforderungen der Zielgruppe zugeschnitten. Also vor allem auf Crews, die sich nicht alltäglich auf dem Wasser aufhalten.
Dazu gehört eine robuste Konstruktion mit gutem Fenderschutz und leicht erlern- und bedienbarer Technik ebenso wie eine praktische Raumaufteilung und ausreichend Platz an Deck. Ihre geringe Höchstgeschwindigkeit ist für Binnenreviere ausreichend. Das spart unterwegs Stress und stärkt das Naturerlebnis, führt aber dazu, dass man mitunter ein bisschen früher aufstehen muss, wenn man einen langen Törntag vor sich hat. Ein weiteres Plus dieser Verdränger ist, dass es sie – dank Modulbauweise im Serienbau – auch in Ausführungen für bis zu zehn oder sogar noch mehr Personen gibt. Auf Küstenrevieren wird man diese Hausboote allerdings nicht antreffen.
Das sieht beim zweiten in Deutschland weitverbreiteten Charterboot schon anders aus, dem Typ des niederländischen Stahlverdrängers. Dabei handelt es sich um Motoryachten ab etwa 10 m Länge mit klassischen Linien. Sie sind etwas stärker motorisiert, individueller gestaltet und häufig edler ausgestattet. Zudem sehen sie nicht nur schiffiger aus, sondern sind für gewöhnlich auch tatsächlich seetüchtiger. Dafür kann die Handhabung der Technik etwas vielseitiger sein. Auch Stahlverdränger bieten Platz für bis zu zehn Crewmitglieder oder mehr. Auf den „führerscheinfreien“ Binnenrevieren Mecklenburgs, Brandenburgs und natürlich der Niederlande füllen sie ganze Häfen.
Wer im Urlaub schneller unterwegs sein möchte, etwa weil er weitere Törnetappen eingeplant hat, kann sich auch für einen Gleiter oder Halbgleiter entscheiden. In Südeuropa gang und gäbe, sind sie in den Charterflotten Nordeuropas jedoch eher selten zu finden. Was vielleicht auch daran liegt, dass sportliche Motoryachten mit ihren großen Liege- und Sitzflächen draußen eher für die Sonne gemacht und unter Deck nur selten Raumwunder sind. Dazu kommen die Treibstoffkosten. Aber manchmal ist eben das besondere Fahrgefühl ausschlaggebend.
Apropos Raumwunder: In dieser Hinsicht sind Motorkatamarane unschlagbar. Das Segment wächst stetig, ebenfalls in erster Linie im Mittelmeer und in Übersee.
Die kostengünstigsten Varianten unter den Charterbooten sind kleinere Kajütboote, Pontonboote (die der klassischen Vorstellung vom „Hausboot“ noch am nächsten kommen und erstaunlichen Komfort bieten können) und motorisierte Holzflöße mit Kabinen- oder Zeltaufbau für die Abenteuer-Fraktion.
Natürlich stehen nicht in jedem Revier alle Bootstypen zur Verfügung; gibt es jedoch eine größere Auswahl (wie fast überall in Deutschland und den Niederlanden), macht ein Preis-Leistungs-Vergleich selbst dann Sinn, wenn man zu den “Fans” des einen oder anderen Typs gehört.
Charterfirmen die mehr als einen Stützpunkt im Revier haben, bieten häufig die Möglichkeit eines One-Way-Törns an, also einer Einwegfahrt zwischen zwei verschiedenen Orten. So kann man wesentlich mehr Strecke zurücklegen und entsprechend mehr sehen, als wenn man auf Hin- und Rückweg die gleiche Route nehmen muss.
Die Einweg-Option ist besonders dann sinnvoll, wenn keine Rundfahrt möglich ist – also auf Fluss- und Kanalrevieren, die keine Abstecher oder größere Seen bieten. In manchen Fällen wird die Fahrtrichtung vom Vercharterer vorgegeben und für den Rücktransport ein Fahrdienst angeboten. Bei längerer Mietdauer besteht so mitunter auch die Möglichkeit, eine überregionale Reise zu machen. Über die zusätzlichen Kosten muss man sich informieren.
Stehen Crew- und Kabinenanzahl fest, gibt es noch weitere Kriterien, die bei der Auswahl des Bootes beim Chartern eine Rolle spielen. Ein Preisvergleich macht aber erst Sinn, wenn man die Gesamtleistung einbezieht. Dazu gehören:
Wenn das Boot bei Charterbeginn vom Basispersonal übergeben wird, werden nicht immer alle Fragen ausführlich geklärt. Besonders für Einsteiger kann es sehr schnell gehen. Daher gilt es, im Zweifel immer nachzufragen, bis Klarheit herrscht. Zwei Bereiche bieten sich immer an:
In der Reihe „Hausbooturlaub“ der Edition Maritim sind bislang diese Titel mit praktischen Tipps und Törnvorschlägen erschienen:
Jeweils ca. 180 Seiten, Bilder und Pläne, broschiert, Preis: 24,90 Euro.
BOOTE veröffentlicht regelmäßig von der Redaktion mit dem Charterboot durchgeführte Törns in den beschriebenen Revieren. Nautische und touristische Informationen sind dabei ebenso enthalten wie Angaben zu Boot und Charterfirmen. Klicken Sie sich durch unsere Reise-Reportagen unter boote-magazin.de/reise >>